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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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sagte Tilman.) Nach welchen Kriterien waren diese Kunstwerke wohl ausgewählt worden? Ene, mene, muh?
    Unter dem Motto »Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung« hatte Joseph Beuys in Kassel siebentausend Eichen gepflanzt oder pflanzen lassen, und nun saß er in einer der Ausstellungshallen und signierte alte Spiegel -Nummern, deren Titelseite sein Konterfei zierte. Mit seinem Autogramm kosteten die jeweils einhundert Mark. Drei Charaktere in einer Person: Künstler, Naturphilosoph und Raffzahn.
    Bei einer überdimensionierten, am Ufer der Fulda in den Rasen gerammten Spitzhacke handelte sich um eine Skulptur von Claes Oldenburg.
    Als auch der Chef Geburtstag hatte, herrschte stundenlang Ausnahmezustand. Ich wurde dreimal zum Bäcker geschickt, und es war unschön, mit den vielen Kuchenpappen durch den Flur zu laufen, wo die Bittsteller mit ihren Quengelkindern saßen.
    Der Wehrdienst dauerte nur fünzehn Monate und der Zivildienst achtzehn. Im Grundgesetz stand jedoch klipp und klar:
    Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen.
    Wenn man sich über diese Diskrepanz beklagte, bekam man von irgendwelchen Schlaubergern immer zu hören, daß die Soldaten ja noch ganz viele Reserve-Übungen machen müßten. Aber hatte das mal jemand nachgeprüft? Betraf das nicht bloß Zeitsoldaten?
    In Meppen lag nichts Neues an. Dieselben Gesprächsgegenstände, dieselben Gardinen, dieselben Serviettenringe. Und das wohlvertraute alte Gestänker über meine Nutzung der Badewanne: »Du mußt ja schon völlig aufgeweicht sein!«
    Die einzige bedeutungsvolle Meldung: Oma Jever befand sich wegen Thrombosegefahr stationär im Krankenhaus. Sonst nur Belanglosigkeiten: Wiebke stand in sechs Fächern um eine Note besser da und hatte in Mathe sogar eine Drei auf ’m Zeugnis, und das Versorgungsamt Osnabrück traktierte Papa wieder mit Fanpost:
    Sollten Sie innerhalb eines Monats Ihrer Verpflichtung, einen Nachweis darüber zu erbringen, daß Sie am Leben sind, nicht nachkommen, so sind nachteilige Folgen nicht ausgeschlossen …
    Nachteilige Folgen: So hätte sich mal ’ne Band nennen sollen.
    An den Nachmittagen stand ich manchmal halbe Stunden lang am Fenster in Frau Perlachers Büro und sah dem Verkehr zu. Komisch, daß die Straßen nie leer wurden. Als ob sich die Fahrer abgesprochen hätten, wie sie’s anstellen könnten, daß der Verkehrsfluß niemals versiegt.
    Herr Kruse fragte mich, weshalb ich die Jalousie denn immer so weit unten hätte. »So können Sie doch gar nichts von dem schönen Garten sehen!«
    Ich sagte, ich hätt’s gern ein bißchen dämmerig.
    Mir ging’s da wie dem Grafen Dracula. Auch der war ja nicht sonderlich erpicht auf den Anblick sonnenlichtdurchfluteter Unternehmensberatergärten.
    Das Allerbeste in der neuen Titanic war »Das stille Blatt« von Friedrich Karl Waechter. Ein nackter Opi mit Glatze, unvorteilhafter Brille, fliehendem Kinn, baumelndem Sack und halbsteifem Pimmel springt vor einer schönen jungen Frau herum und schwallt auf sie ein:
    »Da sitzen Sie nun, Fräulein Karin, und hängen Ihren Erinnerungen nach, während das Leben an Ihnen vorüberrauscht.«
    Man konnte sich ja überhaupt bei vielen Leuten gar nicht vorstellen, daß irgendjemand mit denen ins Bett gehen mochte.
    An den letzten Tagen vor dem großen Sommerurlaub war ich mit den Gedanken schon in Casablanca – oder wohin auch immer es Hermann und mich verschlagen sollte. Am dritten Juli wollten wir von Bielefeld aus abdüsen.
    Ich hatte ein tiefgefrorenes Hähnchen gekauft und es zum Auftauen im Römertopf in den Ofen geschoben. Dazu wollte ich Reis kochen und Erbsen heißmachen. Als ich zwischendurch mal nach dem Hähnchen sah, fiel mir auf, daß irgendwas drinsteckte, was da nicht reingehörte: Plastik! Ein ganzer fetter Plastiksack mit blutigem Schmierkram! Pfui Teufel! Innereien! Wer machte denn sowas?
    Hermann lachte sich halbtot, als ich ihm das erzählte. Ja, wußte denn jedes Kind außer mir darüber Bescheid, daß in der Geflügelindustrie volle Müllbeutel in die Hähnchen hineingestopft wurden?
    Mit Astrid laufe es zur Zeit wieder gut, sagte Hermann. Er hatte sie im April nach Freiburg begleitet. Die Stadt sei ganz adrett, wenn auch arg abgelegen. »Aber das Studentenwohnheim – mitleiderregend! So als Außenstehender denkt man vielleicht, daß die Studenten da primissimo zusammenhalten, aber die beklauen sich, wo sie nur können. Wie in ’ner Räuberhöhle! Und es soll auch schon zu

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