Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
verglichen habe.
Wurde man von der jetzt graphologisch psychoanalysiert?
Ich hatte Oma eine Abschrift des Gedichts »Masurischer Sommer« von Volker von Törne mitgebracht. Für meinen Geschmack kam darin allerdings arg viel Folkloristisches vor: Rauch und Speck, kuhwarme Milch, schwarzes Gewölk, ein Adler, ein Kuckuck, Jahre des Friedens, singende Kinder im Himbeerbusch, ein Strohdach im Erlenlicht, ein Ziehbrunnen, Heu, Holunder und ein ans Ufer treibender Kahn …
Ihre Kinder seien aufgewachsen wie die wilden Rosen, sagte Oma. »Und wer weiß, ob ihr Jungen in euerm Leben mal die Gelegenheit haben werdet, nicht nur Masuren, sondern auch das nördliche Ostpreußen kennenzulernen.«
Das gehörte ja nun zu Polen. Dank der Nazis.
Weil der Fahrstuhl kapores war, konnte Oma nicht raus, denn die zwei Treppen erschienen ihr zu riskant. »Die Politik hält einen ja wieder mal in Atem«, sagte sie und säumte dabei einen Spitzenrand an eine für Onkel Dietrichs Heim verfertigte Tischdecke. »Wo gehört man jetzt politisch eigentlich hin?« In Hamburg hätte sie die Grün-Alternative Liste gewählt.
Wie ihr Mann das wohl gefunden hätte? Opa Schlosser, war der nicht deutschnational gewesen?
Mit dem Bücherverzeichnis kam ich nicht weit. Hans Georg Lubkoll: »Wie liest man die Bibel«, Karl Bernhard Ritter: »Pfarrgebete«, Kurt Aland: »Kirchengeschichte in Lebensbildern«, Heinrich Giesen: »Sei fünf Minuten still. Ein Andachtsbuch«, Rudolf Bultmann: »Jesus Christus und die Mythologie« …
Es gab auch einzelne Werke von Tolstoi, Lessing, Keller, Storm und Rilke, einen Haufen Schrott von Werner Bergengruen und natürlich schockweise Bücher über Ostpreußen: »Menschen, Pferde, weites Land« und solches Zeug, das in ein paar Jahren kein Mensch mehr lesen würde.
Bei den Landtagswahlen in Hessen war die FDP an der Fünfprozenthürde gescheitert. Höhöhö! Nur 3,1 Prozent! Und die Grünen hatten acht!
Als Heike wieder da war, wies sie mich schon bei der ersten Umarmung auf meine Fehler und Versäumnisse hin: Den Efeu hätte ich fast ersäuft und die Palme halb vertrocknen lassen. Ja, und dann die Wasserflecken auf dem Sekretär! Die würden nie wieder rausgehen. »Als ob man den Bock zum Gärtner gemacht hätte …«
Wasserflecken waren mir aber keine aufgefallen, und die Pflanzen hatte ich nach Augenmaß gegossen. Soweit man in dem Dickicht überhaupt alle Pötte finden und sie mit der Gießtülle erreichen konnte. Im übrigen war ich kein Florist. Ich hatte nun mal nicht den grünen Daumen und mich auch nie als King in dieser Sparte aufgespielt.
Wir gingen griechisch essen. Poseidon-Platte für zwei Personen und dazu Samos, ein plombenziehend süßer Rotwein, der wie Sirup schmeckte.
Um mir das Griechentum näherzubringen, führte Heike noch einmal das Beispiel der flexiblen Bushaltestellen an.
Und der Sozialismus? Machte der in Griechenland Fortschritte?
»Davon kriegt man doch als Tourist nix mit, du Dummerjan«, sagte sie.
Wenn das zutraf, war es mit dem griechischen Sozialismus wohl nicht so weit her. Von der Oktoberrevolution hatten in Rußland ganz bestimmt auch die Touristen was gemerkt.
Das Thema Sirtaki blieb außen vor, und ich hütete mich, Heike daran zu erinnern.
Ein Dialog im Bett.
»Weißt du, was du da gerade machst?«
»Wie? Was?«
»Du klopfst mir mit der flachen Hand auf ’n Rücken.«
»Und?«
»Das machst du ganz oft, wenn du ejakuliert hast.«
»Dir auf ’n Rücken klopfen?«
»Ja. Zumindest, wenn du mich dann so im Arm hast und glaubst, ich würde vielleicht noch was von dir wollen. Dann fängst du immer mit dem Rückenklopfen an. So als hättest du mal irgendwo gelesen, daß man Frauen dadurch von ihren Gelüsten abbringen könnte.«
»Ach komm. Du spinnst.«
»Das hat Werner auch immer gesagt.«
»Mußt du jetzt wieder mit Werner anfangen?«
»Wenn du wieder damit anfängst, daß ich spinne, kann ich auch wieder mit Werner anfangen …«
Für die Bundestagsdebatte über das konstruktive Mißtrauensvotum stellte Frau Perlacher ihr Radio auf normale Lautstärke ein. Die Übertragung lief auch in den anderen Büros. Herr Hülshoff hatte das autorisiert.
Helmut Schmidt zitierte eingangs eine Erklärung von Genscher aus dem Wahlkampf 1980: »Wer FDP wählt, garantiert, daß Schmidt Bundeskanzler bleibt. Der Wähler soll wissen, woran er ist, ohne Wenn und Aber. Die Entscheidung über uns, die FDP , ist die Entscheidung über die Fortführung der Koalition.«
Eine
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