Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)
sondern auch arme Schäfer und Bauern. Die Bande agierte jahrelang ungestört, denn sie genossen den Schutz einiger einflussreicher Feudalherren wie Cesare Caetani, Herr von Della Torre, und Pietro Caetani, Herr von Maenza, schließlich auch den des Grafen von Santafiora, Federico Sforza. Selbst einige Männer der Kirche wie der Erzpriester von Marino, der Propst von Sora und der Abt von Santo Loco in Veroli deckten sie. Neben der Protektion dieser hohen Herren fand Catenas Räuberbande auch Unterstützung bei der Landbevölkerung, besonders in der Ciociaria, woher sie stammte und wo sie sich ganz zu Hause fühlte. Dank dieser weitgehenden Duldung gingen Catena und seine Genossen lange straflos aus, was auch auf die bekannte Ineffizienz der päpstlichen Regierung zurückzuführen war. Erst 1579 entschloss sich Papst Gregor XIII., nachdem er von den fortwährenden Raubzügen der Bande erfahren hatte, sie zu verfolgen. Zu diesem Zweck schloss er sogar ein Abkommen mit der Regierung in Neapel, die ein Kontingent Truppen unter dem Befehl des vizeköniglichen Kommissars Marcantonio Fata entsandte. Aber die Suche hatte lange keinen Erfolg, bis schließlich Catena mit zwei seiner Spießgesellen zufällig bei Monterosi an der Via Cassia im Norden von Rom einem päpstlichen Bargell in die Hände fiel. Die drei berittenen Männer wurden angehalten und durchsucht. Man fand sie bis an die Zähne bewaffnet und im Besitz der beträchtlichen Summe von 300 Scudi. Daraufhin wurden sie in das römische Gefängnis bei Tor di Nona gebracht, wo Catena unter Anwendung der Tortur verhört wurde. Er enthüllte sofort seine wahre Identität und gestand mit einer Schnelligkeit, die bei einem grausamen Verbrecher wie ihm nur verwundern kann, die erschreckende Zahl von vierundfünfzig Morden, für die er zum Tod verurteilt wurde.
Doch erzählt Montaigne auch weniger düstere Geschichten von seinem Aufenthalt in Rom. So besuchte er noch kurz vor seinen Abreise den Palast von Giovan Giorgio Cesarini bei der Kirche San Pietro in Vincoli, wo ihn die ungeheure Zahl der Antiken ebenso beeindruckte wie die Sammlung von Bildnissen der schönsten römischen Damen der Gegen wart, darunter besonders jenes der Hausherrin Clelia Farnese. Hier die Beschreibung seines Besuchs: «Am 18. April sah ich mir das Innere des Palasts des Signors Giovanni Giorgio Cesarini an, in dem man eine Unmenge Altertümer sehen kann, vor allem die echten Köpfe von Zeno, Poseidonius, Euripides und Karneades, laut den sehr alten griechischen Inschriften daran. Sehenswert sind auch die Porträts der schönsten lebenden römischen Damen, darunter das seiner Gemahlin selbst, der Signora Clelia Fascia Farnese, die, wenn nicht die liebenswürdigste, doch die liebenswerteste Frau ist, die damals in Rom war; meines Wissens wäre sie auch sonst von keiner übertroffen worden. Ihr Mann behauptet, von Cäsar abzustammen, und besitzt das Vorrecht, die Fahne des römischen Adels zu tragen; er ist reich und führt in seinem Wappen die Säule mit dem daran gebundenen Bären – über der Säule schwebt ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln.» Abgesehen von der legendären Abstammung von Julius Cäsar, die mit Hilfe vieler Scudi der Fälscher Alfonso Ceccarelli beglaubigt hatte, war die Familie Cesarini tatsächlich trotz ihres wirtschaftlichen Niedergangs eine der ältesten und vornehmsten von Rom und bekleidete das erbliche Ehrenamt eines Bannerträgers des römischen Volks. Das Bildnis der Clelia Farnese, das Montaigne sah, war möglicherweise eines von denen, die Jacopo Zucchi auf Geheiß von Kardinal Ferdinando de’ Medici gemalt hatte, in dessen Diensten Zucchi stand (Abb. 4). Von diesem Bildnis sind fünf Versionen bekannt, aber es gab wahrscheinlich noch mehr. Diese Multiplikation entspricht einem Muster, das schon früher bezeugt ist, als um 1532 Kardinal Ippolito de’ Medici Sebastiano del Piombo mit dem Porträt der von ihm angebeteten Giulia Gonzaga beauftragte. Auch von diesem Porträt sind mehrere Ausführungen überliefert, die von Verehrern dieser Dame, die damals als die schönste in Rom gepriesen wurde, beim Maler in Auftrag gegeben wurden.
Die Frage bleibt jedoch, warum Kardinal Ferdinando de’ Medici ein Porträt der Clelia Farnese, der natürlichen Tochter Kardinal Alessandro Farneses, doch rechtmäßigen Gemahlin des edlen Giovan Giorgio Cesarini, besitzen wollte. Kardinal Medici war eng mit Cesarini befreundet, der ihn in seinem Testament vom 18. Dezember 1581
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