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Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Titel: Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Zapperi
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zu seinem Testamentsvollstrecker bestellte und ihm dazu die beträchtliche Summe von tausend Scudi vermachte, die er, so heißt es im Testament, ihm schuldig geblieben war. Es ist nicht klar, ob es sich dabei um die Rückzahlung eines Kredits oder aber um die Begleichung von Spielschulden gegenüber dem Kardinal handelte, der bekanntlich ein begeisterter Glücksspieler war. In Rom ging das Gerücht, dass Kardinal Medici Clelia Farnese immer inständiger den Hof mache, obwohl Clelia diese Liebe anscheinend nicht erwiderte, wenigstens solange ihr Gemahl am Leben war; er starb am 20. April 1585.
    Schon am folgenden 1. September schrieb Clelias Cousin Alessandro Farnese, Erbprinz von Parma und Piacenza und Statthalter der spanischen Niederlande, aus dem soeben von ihm eroberten Antwerpen einen langen Brief an sie, in dem er das schlechte Verhältnis beklagte, das sie und ihr verstorbener Gemahl zu Kardinal Alessandro Farnese, dem Vater bzw. Schwiegervater, gehabt hätten, und Clelia aufforderte, ihrem Vater auf der Stelle zu gehorchen, Rom so schnell wie möglich zu verlassen und zu einer ihrer Tanten zu ziehen, entweder zu Vittoria Farnese, der Herzogin von Urbino, oder zu Margarete von Österreich, die in den Abruzzen residierte, «um den Leuten die Gelegenheit zum Gerede zu nehmen» und «zur Wahrung ihres Rufs und ihrer Ehre» sowie der des ganzen Hauses; andernfalls, drohte er, würde er die nötigen Maßnahmen ergreifen. Clelia antwortete am 27. September und verteidigte sich gegen die Vorwürfe, indem sie alle Schuld gewissen Bekannten zuschrieb, die ihrem Vater anonyme Briefe schrieben, um sie zu diffamieren. Sie erklärte, nicht die geringste Absicht zu haben, Rom zu verlassen, wo sie weiterhin ehrenhaft leben wolle, so wie sie es bislang getan habe. Kein Zweifel, dass das Motiv für den Brief des Cousins die Gerüchte waren, die nach dem Tod des Gemahls über die Avancen Kardinal Medicis umliefen.
    Werfen wir also einen kurzen Blick auf diesen Kirchenfürsten, um zu sehen, welche Absichten ihn trieben. Ferdinando de’ Medici war der vierte Sohn des Großherzogs von Toskana, Cosimo I. 1563 wurde er zum Kardinal erhoben und residierte seit 1569 fest in Rom, wo er weiterhin seinen großen Leidenschaften frönte, der Jagd, dem Glücksspiel, den Stierläufen und anderen nicht weniger wilden Spektakeln mit der Teilnahme von Löwen, seinen Lieblingstieren. Im Kardinalskolleg machte er die Bekanntschaft von dessen Dekan, dem Kardinal Alessandro Farnese, was sofort den oben genannten Leidenschaften noch eine weitere, unbezähmbare hinzufügte, nämlich eine heftige Rivalität diesem gegenüber, die den traditionellen Hass zwischen den Medici und den Farnese wiederaufleben ließ. Medici wurde in kürzester Zeit der erklärte Widersacher Farneses, immer bereit, ihm den Weg zu versperren, vor allem in den Konklaven. Diese Rivalität bewegte ihn dazu, auf dem Pincio eine Villa zu erwerben, die er restaurieren und erweitern ließ, und in wenigen Jahren mit ungeheuren Kosten eine Antikensammlung aufzubauen, die sich mit der legendären der Farnese messen konnte. So wird verständlich, dass er alles daransetzte, um der Tochter seines Rivalen den Hof und sie zu seiner Geliebten zu machen, um die Ehre ihrer Familie in Misskredit zu bringen. Um seinem Werben höchste Öffentlichkeit zu verleihen, ließ er nicht nur von seinem Maler Jacopo Zucchi die erwähnten Porträts der Angebeteten malen. Die Züge der schönsten Dame von Rom erkennt man auch auf verschiedenen anderen Gemälden Zucchis, auf denen sie nicht immer in züchtiger Haltung zu sehen ist. In dem großen Gemälde «Der Korallenfischzug» trägt eine halbnackte Frau ihre Züge, während ein ebenfalls halbnackter Mann neben ihr die Züge Ferdinando de’ Medicis zeigt. Die Werbung des Kardinals um die Gunst der schönen Clelia war zu hartnäckig und auffällig, um die Farnese nicht zu beunruhigen und zu veranlassen, dem Skandal ein Ende zu machen. Zumal er auch dem regierenden Papst Sixtus V. zu Ohren gekommen war, der nicht dulden konnte, dass ein Kardinal der Tochter eines anderen Kardinals den Hof machte. Auf dem Spiel stand nicht mehr nur die Ehre zweier regierender Familien, sondern auch die Würde des Heiligen Kollegs und der römischen Kirche. Es war unumgänglich, endlich einzugreifen.

    Abb. 4: Jacopo Zucchi, Bildnis der Clelia Farnese, Rom, Galleria Nazionale di Arte Antica
    Die beiden gleichnamigen Alessandro Farnese, der nach dem Tod seines Vaters

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