Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)
Frankreich hinterließ der Condottiere die Grafschaft Pontoise, in der ihm sein Sohn kurz nach seinem Tod nachfolgte. Kardinal Du Bellay hatte einige französische Würdenträger nach Ceri geschickt, um am Begräbnis teilzunehmen und der Witwe Francesca Orsini, einer Tochter des Marchese von Padula, Giangiordano Orsini, sein Beileid und seinen Trost zu übermitteln.
Zum dritten Mal reiste Rabelais im Jahr 1547 nach Rom. Hier kam er am 27. September an und blieb, inzwischen Leibarzt des Kardinals Du Bellay, bis weit in das Jahr 1549 hinein. Während dieses dritten Aufenthalts ging er vor allem seiner archäologischen Leidenschaft nach. Er machte mehrere Grabungen auf dem Forum Romanum, um sich antike Marmorstücke zu verschaffen, die sein Haus in Frankreich schmücken sollten. Daneben plünderte er auch ein paar Kirchen und Villen und brachte auf diese Art eine große Zahl von antiken Fundstücken zusammen, die er nach Frankreich schickte.
Das größte Ereignis, das während dieses Aufenthaltes stattfand, war das glänzende Fest, das Kardinal Du Bellay am 14. März 1549 auf der Piazza dei Santi Apostoli gab, wo er einen Palast der Colonna gemietet hatte. Gefeiert werden sollte die Geburt des zweiten Sohnes von König Heinrich II. und Katharina de’ Medici, Louis d’Orléans, der schon im Jahr darauf wieder starb. Über diese Festlichkeiten berichtet Rabelais in einer Schrift, die er La sciomachie et festins faits à Rome au palais de mon seigneur reverendissime cardinal Du Bellay betitelte. Der Text beginnt mit der Ankündigung der Geburt des Prinzen und dem nachfolgenden Entschluss Du Bellays, diese mit einem großen Fest in Rom zu feiern. Zu diesem Zweck ließ der Kardinal eine Burg aus Holz auf der Piazza dei Santi Apostoli errichten, vor der sich eine Schlacht abspielen sollte. Das Spektakel nahm folgenden Verlauf: Den Anfang machte ein Stierlauf, es folgte ein Aufmarsch von Bewaffneten in prächtiger Uniform, angeführt von Orazio Farnese. Dann trat Diana mit ihren Nymphen auf, von denen eine von den in der Burg lagernden Soldaten geraubt und in diese geschleppt wurde. Zu ihrer Rettung marschierte ein zweiter Trupp auf, der von Roberto Strozzi, einem Cousin der Königin Katharina de’ Medici, befehligt wurde und gegen die von Orazio Farnese angeführte Gruppe zu kämpfen begann. Der Sieg fiel Roberto Strozzi zu, er eroberte die Burg mit Kanonenschüssen und befreite Dianas Nymphe. Nach dem Ende der Vorführung öffnete der Kardinal die Säle des Palasts für ein Festbankett, währenddessen eine Ode zu Ehren des Neugeborenen gesungen wurde. Der Abend endete mit einem Ball, der die ganze Nacht dauerte.
Die von Du Bellay veranstalteten Festlichkeiten hatten politische Zwecke, denn sie sollten den Umschwung der Allianzen unterstreichen, den Paul III. 1547 vollzogen hatte, nachdem Kaiser Karl V. sich geweigert hatte, das neue, vom Papst für seinen Sohn Pierluigi geschaffene Herzogtum Parma und Piacenza anzuerkennen, und im Begriff war, es den Farnese wieder zu nehmen. Am 10. September 1547 war Pierluigi Farnese von Adligen aus Piacenza auf Anstiftung des kaiserlichen Gouverneurs von Mailand, Ferrante Gonzaga, ermordet worden, Piacenza fiel in kaiserliche Hand. Der Papst hatte schon vorher die Feindschaft Gonzagas gefürchtet und deshalb Verhandlungen mit dem neuen König von Frankreich, Heinrich II., angeknüpft, um eine Heirat des vierten Sohnes von Pierluigi, Orazio Farnese, mit Diana, der natürlichen Tochter des Königs, zu vereinbaren. Am 30. Juni 1547 wurde der Vertrag für die Ehe zwischen Orazio und Diana, die noch Kinder waren, per verba de futuro unterzeichnet. Damit war die Allianz faktisch besiegelt, und man wartete jeden Augenblick darauf, dass die Hochzeit auch formell die antikaiserliche Stoßrichtung sanktionierte. In Aussicht hierauf war Orazio zum Herzog von Castro ernannt worden, wobei klar war, dass der Papst auf seine Person setzte, um die Initiativen Karls V. gegen Parma zu neutralisieren und Piacenza zurückzugewinnen. Orazio Farnese befand sich, wie gesagt, 1549 in Rom, bereit, zusammen mit den französischen Truppen nach Parma zu eilen, um die Kaiserlichen aus Piacenza zu vertreiben. Die wahren Protagonisten des Fests waren also Orazio und Diana, jener in Person und die französische Königstochter in der Figur der Göttin ihres Namens. Es ist bezeichnend, dass in der ersten Reihe auch die drei Kardinalnepoten Pauls III., Alessandro und Ranuccio Farnese sowie Guido Ascanio
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