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Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition)

Titel: Alle Wege führen nach Rom: Die ewige Stadt und ihre Besucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Zapperi
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Vater und seine eigene Einstellung gegenüber dem Volk, zu dem er selbst gehörte. So erschien sein Aufsatz über den Moses Michelangelos anonym. Erst zehn Jahre später bekannte er sich dazu im Zusammenhang mit seiner Selbstdarstellung, die er 1924 schrieb und die 1925 im Druck erschien. In dieser Schrift erklärt er offen, ein Jude zu sein, und erinnert auch daran, dass man ihn aus diesem Grund als Student an der Universität Wien diskriminiert hatte: «Vor allem traf mich die Zumutung, daß ich mich als minderwertig und nicht volkszugehörig fühlen sollte, weil ich Jude war. Das erste lehnte ich mit aller Entschiedenheit ab. Ich habe nie begriffen, warum ich mich meiner Abkunft, oder wie man zu sagen begann: Rasse, schämen sollte.»
    Zum letzten Mal kehrte Freud 1923 nach Rom zurück; danach hinderte ihn seine gesundheitliche Verfassung an einer neuerlichen Reise. Es blieb ihm aber eine große Sehnsucht nach Rom, wie er mehrmals seinem Schüler Edoardo Weiss gestand, als dieser von Triest nach Rom übergesiedelt war, um hier die «Italienische psychoanalytische Gesellschaft» mit Sitz in der Via dei Gracchi zu gründen. Am 29. März 1931 schrieb ihm Freud: «Wie schade, daß ich nicht mehr wie früher jeden September in Rom sein kann!», und dann am 24. April 1932: «Sie wissen, was für ein Verehrer der Ewigen Stadt ich in gesunden Tagen war; es fehlt mir jetzt geradezu, daß ich nicht weiß, wo ich die Via dei Gracchi zu suchen hätte.» Diese Sehnsucht äußerte er noch in anderen Briefen an Weiss. Ihm war allerdings nicht bekannt, dass im Februar 1930 die römische Polizei einen Verhaftungsbefehl gegen ihn als «verdächtiges Element, das gesucht und festgenommen werden muß», erlassen hatte. Dieser Haftbefehl ging auf Pater Wilhelm Schmidt, Freuds Todfeind in Wien, zurück, der ihn starker Sympathien für die Bolschewiken beschuldigte. Völlig aus der Luft gegriffene Beschuldigungen, die jedoch zum Vatikan und über diesen auch zu Mussolini gelangten. Der Duce ließ es sich nicht nehmen, diesen Verdächtigungen höchstpersönlich einen Artikel in seiner Zeitung Il Popolo d’Italia zu widmen.

18.
Aby Warburg und der Faschismus
    Aby Warburg, der Kunsthistoriker und Begründer der Kunstwissenschaftlichen Bibliothek in seiner Heimatstadt Hamburg, beschäftigte sich sein Leben lang mit der Kunst der italienischen Renaissance. Er hatte sich zu Studienzwecken während längerer Perioden in Italien aufgehalten, vornehmlich in Florenz, aber auch in Rom; deshalb beherrschte er die italienische Sprache perfekt. Gegen Ende seines Lebens beschloss er, noch einmal eine lange Reise nach Italien zu unternehmen und dabei mehrere Monate in Rom zu bleiben. Seine Bibliotheksassistentin Gertrud Bing begleitete ihn dabei. Zusammen mit ihr führte er ein ausführliches Reisetagebuch, in dem die beiden neben den besichtigten Kunstwerken auch die Begegnungen mit italienischen Persönlichkeiten, die sie kennenlernten oder, wenn es sich um alte Bekannte Warburgs handelte, wiedersahen, verzeichneten. Anhand dieses Tagebuchs lässt sich nachverfolgen, wie aufmerksam Warburg das politische Geschehen in Italien beobachtete, sodass er sich aufgrund dieser Erfahrungen ein eigenes Urteil über den herrschenden Faschismus bilden konnte.
    In Wirklichkeit hatte sich in der Zwischenzeit seine alte Liebe zu Italien sehr abgeschwächt. Grund dafür waren die Spaltungen, die der Erste Weltkrieg mit sich gebracht und die er selbst als sehr bedrückend empfunden hatte. Als treuer Patriot verzieh er Italien den «Verrat» von 1915 nicht, als das Land trotz des bestehenden Bündnisses Deutschland den Krieg erklärt hatte. Die Haltung kommt sehr deutlich in einem Brief an den Freund Kurt Hahn vom 5. Februar 1926, nur zwei Jahre vor seinem Aufbruch nach Italien, zum Ausdruck. Hier schrieb er: «Seit meiner Rückkehr habe ich den Kampf gegen die deutsche Italienreise geführt, die ich, soweit sie eine reine Vergnügungsreise ist, direct als eine echtdeutsche Gesinnungslosigkeit auffasse (…). In jeder Schulstube sollte über dem Katheder des Ordinarius in großen Buchstaben zu lesen sein: ‹Wir haben den Krieg verloren›, darunter: ‹wir hätten ihn nicht verloren, wenn uns die italienischen bravi nicht in den Rücken gefallen wären›.» Warburg empfiehlt deshalb Reisen nach Spanien und Griechenland und beschuldigt Italien, der «Zuhälter der Entente» zu sein, um dann zu schließen: «Wer sich in die Gastfreundschaft Italiens begibt,

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