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als in jener Nacht, da ich von hier fortging.“
Ihre Schwester, die sich über sie beugte, konnte ihr ins Gesicht sehen und sie festhalten.
„Aber er hatte unbewußt ein anderes Herz erobert“, sagte Marion, sanft lächelnd, „ehe ich wußte, daß ich ihm eins zu schenken hatte. Dieses Herz – das deine, meine Schwester! – war mir mit all seiner übrigen Zärtlichkeit so ergeben, war so hingebungsvoll und edel, daß es seine Liebe beiseite schob und sein Geheimnis vor allen Augen verbarg, außer vor meinen – ach, welche anderen Augen wurden von solcher Zärtlichkeit und Dankbarkeit belebt –, und damit zufrieden war, sich für mich zu opfern. Doch ich kannte seine Weite. Ich wußte um den Kampf, den es ausfocht. Ich kannte seinen hohen, unschätzbaren Wert für ihn und die Hochachtung, die es bei ihm genoß, sosehr er mich lieben mochte. Ich wußte, was ich ihm schuldig war. Ich hatte sein großes Vorbild täglich vor Augen. Ich wußte, Grace, daß ich das für dich tun konnte, was du für mich getan hattest. Ich legte mein Haupt niemals nieder, ohne unter Tränen zu beten, daß ich es täte. Ich legte mein Haupt niemals nieder, ohne an Alfreds Worte am Tage seiner Abreise zu denken – und wie recht er hatte (denn ich wußte das, weil ich dich kannte) –, daß täglich in mit sich ringenden Herzen Siege errungen werden, gegen die jene auf diesen Schlachtfeldern verblaßten. Als ich mehr und mehr über das große Leiden nachdachte, das fröhlich ertragen wurde und nie bekannt war und um das man sich nicht kümmerte, was täglich und stündlich in diesem großen Kampf, von dem er sprach, sein mußte, schien mein Versuch leicht und einfach zu werden. Und Er, der unsere Herzen, mein Liebstes, in diesem Augenblick kennt und weiß, daß in meinem keine Spur von Bitterkeit oder Kummer ist – nur ungetrübtes Glück –, ließ mich zu dem Entschluß kommen, daß ich nie Alfreds Frau werden würde. Daß er mein Bruder und dein Mann sein sollte, falls der von mir verfolgte Weg zu einem glücklichen Ende führen sollte; daß ich jedoch niemals (Grace, ich liebte ihn damals von ganzem Herzen!) seine Frau sein würde!“
„O Marion, o Marion!“
„Ich hatte versucht, ihm gegenüber gleichgültig zu wirken“; sie preßte das Gesicht ihrer Schwester an das ihre, „aber das war schwer, und du warst stets sein treuer Verteidiger. Ich hatte versucht, dir von meinem Entschluß zu erzählen, doch du wolltest mir nicht zuhören, du wolltest mich nicht verstehen. Der Zeitpunkt seiner Heimkehr rückte näher. Ich spürte, daß ich handeln mußte, ehe der tägliche Umgang von neuem begann. Ich wußte, daß ein plötzlicher Schmerz, der damals durchzustehen war, allen ein Leiden ohne Ende ersparen würde. Ich wußte, daß dieses Ende kommen würde, falls ich wegginge, und es ist gekommen und hat uns alle glücklich gemacht, Grace! Ich schrieb an die gute Tante Martha, ob ich bei ihr wohnen könnte. Ich erzählte ihr nicht alles, doch einen Teil meiner Geschichte, und sie willigte großzügig ein. Während ich innerlich mit diesem Schritt und meiner Liebe zu dir und meinem Heim rang, wurde Mr. Warden, den ein Unfall hierherführte, eine Zeitlang unser Gefährte.“
„In den letzten Jahren habe ich manchmal befürchtet, daß es so gewesen sein mag“, rief ihre Schwester aus und wurde aschfahl. „Du hast ihn nie geliebt, und du hast ihn mir zuliebe geheiratet!“
„Er war damals im Begriff“, sagte Marion und zog die Schwester enger an sich, „heimlich für längere Zeit zu verschwinden. Er schrieb mir, nachdem er weggegangen war; erzählte mir, wie es um seine Verhältnisse und Aussichten wirklich stand, und bot mir seine Hand. Er sagte mir, er habe bemerkt, daß mich die Aussicht auf Alfreds Rückkehr nicht glücklich machte. Ich glaube, er dachte, mein Herz sei an diesem Versprechen nicht beteiligt gewesen. Vielleicht dachte er, ich hätte ihn einst geliebt und nun nicht mehr. Vielleicht dachte er, als ich gleichgültig wirken wollte, daß ich Gleichgültigkeit zu verbergen suchte – ich kann es nicht sagen. Aber ich wollte, daß ihr den Eindruck haben solltet, ich sei für Alfred verloren – unerreichbar für ihn – tot. Verstehst du mich, Liebling?“
Ihre Schwester blickte sie aufmerksam an. Sie schien zu zweifeln.
„Ich sah Mr. Warden, verließ mich auf sein Ehrgefühl, vertraute ihm am Vorabend seiner und meiner Abreise mein Geheimnis an. Er hütete es. Verstehst du mich, Schatz?“ Grace starrte sie
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