Alle Weihnachtserzählungen
umarmte ihn und umarmte zum Schluß sich selbst, wobei sie sich die Schürze über den Kopf warf und darunter einen hysterischen Anfall bekam.
Nach Mr. Snitchey war ein Fremder in den Obstgarten gekommen und in der Nähe des Tors abseits stehengeblieben, ohne von einem in der Gruppe bemerkt worden zu sein, denn sie hatten nur wenig Aufmerksamkeit zu vergeben, und diese hatte ausschließlich Clemency mit ihrem Gefühlstaumel auf sich gelenkt. Er schien nicht den Wunsch zu haben, bemerkt zu werden, sondern stand mit gesenkten Blicken für sich allein. Ihn umgab ein Hauch von Schwermut (obwohl er eine stattliche Erscheinung war), die die allgemeine Glückseligkeit um so stärker hervorhob.
Niemand anderes als Tante Martha mit ihren scharfen Augen entdeckte ihn, doch fast ebenso rasch, wie sie ihn erspäht hatte, sprach sie ihn auch schon an. Sofort ging sie dorthin, wo Marion mit Grace und ihrer kleinen Namensschwester stand, flüsterte Marion etwas ins Ohr, worauf diese zusammenfuhr und überrascht zu sein schien; doch faßte sie sich schnell, näherte sich an Tante Marthas Seite schüchtern dem Fremden und beteiligte sich ebenfalls an der Unterhaltung mit ihm.
„Mr. Britain“, sagte der Rechtsanwalt, steckte die Hand in die Tasche und zog ein amtlich aussehendes Dokument hervor, während die Unterhaltung weiterging, „ich gratuliere Ihnen. Sie sind der einzige und alleinige Besitzer dieses freien Grundstücks, das von Ihnen zur Zeit als konzessioniertes Wirtshaus oder als Haus zur öffentlichen Unterhaltung geführt wird, gemeinhin mit dem Namen ‚Muskatreibe‘ bezeichnet oder als solche bekannt. Ihre Frau verlor durch meinen Klienten Michael Warden ein Haus und bekommt ‚und Fingerhut‘ ein; und ich werde die beiden Sinnsprüche eines schönen Tages für die Grafschaft zu werben.“
„Würde es bei der Wahl irgend etwas ausmachen, wenn ich das Zeichen ändere, Sir?“ fragte Britain.
„Nicht das geringste“, antwortete der Rechtsanwalt. „Dann seien Sie so gut“, sagte Mr. Britain und gab ihm die Übertragungsurkunde zurück, „und fügen Sie die Worte ‚und Fingerhut‘ ein; und ich werde die beiden Sinnsprüche im Gesellschaftszimmer anmalen lassen, da, wo das Bild meiner Frau hing.“
„Und lassen Sie mich“, sagte eine Stimme hinter ihnen – es war die des Fremden, Michael Warden –, „lassen Sie mich den Nutzen dieser Inschriften bekräftigen. Mr. Heathfield und Dr. Jeddler, ich hätte Ihnen beiden großes Unrecht tun können. Daß ich es nicht tat, ist nicht mein Verdienst. Ich will nicht behaupten, daß ich sechs Jahre klüger oder besser geworden bin. Auf jeden Fall habe ich den Begriff Selbstvorwurf kennengelernt. Ich kann keinen Grund anführen, warum Sie mich freundlich behandeln sollten. Ich mißbrauchte die Gastfreundschaft dieses Hauses und erfuhr durch meine eigenen Fehler mit einer Schmach, die ich nie vergesse, doch auch mit Gewinn, daß ich Hoffnung von einer erwartete“, er sah Marion an, „die ich demütig um Verzeihung gebeten hatte, als ich ihren Wert und meine Unwürdigkeit kannte. In wenigen Tagen werde ich diesen Ort für immer verlassen. Ich bitte um Verzeihung. ‚Tu, wie du willst, daß man dir tu.‘ Vergessen und vergeben Sie!“
Die Zeit, von der ich den letzteren Teil dieser Geschichte hatte und mit der ich das Vergnügen habe, sie über fünfunddreißig Jahre persönlich zu kennen, setzte mich davon in Kenntnis – wobei sie sich leicht auf ihre Sense lehnte –, daß Michael Warden nie wieder fortging und sein Haus nie verkaufte, sondern es erneut öffnete, herzliche Gastfreundschaft gewährte und eine Frau hatte – der Stolz und die Ehre jener Gegend -, die Marion hieß. Da ich aber festgestellt habe, daß die Zeit Tatsachen gelegentlich durcheinanderbringt, weiß ich kaum, welche Bedeutung ich ihr beimessen soll.
Der heimgesuchte Mann
Der Vertrag des Geistes
Erstes Kapitel
Die verliehene Gabe
Jeder sagte es.
Es sei mir fern zu behaupten, daß alles wahr sein muß, was jeder sagt. Oft hat jeder wahrscheinlich ebenso recht wie unrecht. Erfahrungsgemäß hat jeder so oft unrecht gehabt, und es hat in den meisten Fällen so lange gedauert, bis man herausfand, wie unrecht, daß die gerichtliche Entscheidung nachweislich fehlbar war. Jeder kann manchmal recht haben, „aber das ist nicht die Regel“, wie der Geist von Giles Scroggins in der Ballade sagt.
Das schreckliche Wort Geist bringt mich auf das Thema.
Jeder sagte, er sehe wie ein
Weitere Kostenlose Bücher