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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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was sie wollen. Natürlich können sie das. Hallo, mein lieber Freund!“
    „Hallo!“ erwiderte der Junge.
    „Kennst du das Geflügelgeschäft in der übernächsten Straße an der Ecke?“ fragte Scrooge.
    „Und ob ich das kenne“, antwortete der Bursche.
    „Ein gescheiter Junge!“ sagte Scrooge. „Ein bemerkenswerter Junge! Weißt du, ob der preisgekrönte Truthahn schon verkauft ist, der dort hing? – Nicht der kleine preisgekrönte Truthahn, sondern der große?“
    „Was, der so groß ist wie ich?“ fragte der Junge zurück.
    „Was für ein entzückender Junge!“ sagte Scrooge. „Es ist ein Vergnügen, sich mit ihm zu unterhalten. Ja, mein Sohn, der.“
    „Er hängt noch da“, erwiderte der Junge.
    „Wirklich?“ fragte Scrooge, „dann geh und kauf ihn.“
    „Unsinn!“ rief der Junge.
    „Nein, nein“, sagte Scrooge. „Ich meine es ernst. Geh und kaufe ihn und laß ihn herbringen, damit ich die Anweisung geben kann, wohin er gebracht werden soll. Komm mit dem Mann zurück, und ich schenke dir einen Schilling. Kommst du mit ihm in weniger als fünf Minuten zurück, schenke ich dir eine halbe Krone.“
    Der Junge schoß davon. Wer einen Schuß nur halb so schnell hätte abgeben wollen, der hätte eine sehr ruhige Hand am Abzug haben müssen.
    „Ich werde ihn Bob Cratchits Familie schicken“, flüsterte Scrooge, rieb sich die Hände und wollte sich totlachen. „Er soll nicht wissen, wer ihn schickt. Er ist zweimal so groß wie der kleine Tim. Joe Miller hat nie so einen Witz gemacht, wie es meine Sendung an Bob sein wird!“
    Seine Hand war nicht ruhig, als er die Adresse schrieb, aber irgendwie schrieb er sie doch und ging auf die Straße hinunter, um die Haustür zu öffnen und für den Geflügelhändler bereitzustehen. Als er dort auf dessen Erscheinen wartete, fiel sein Blick auf den Türklopfer.
    „Ich werde ihn lieben, solange ich lebe!“ rief Scrooge und streichelte ihn. „Früher habe ich ihn kaum beachtet. Was für einen ehrlichen Gesichtsausdruck er hat! Es ist ein wunderbarer Türklopfer! – Da kommt ja der Truthahn. Hallo, he! Wie geht’s? Frohe Weihnachten!“
    Das war vielleicht ein Truthahn! Er konnte nie auf seinen Beinen gestanden haben, dieser Vogel. Er hätte sie im Nu zerbrochen wie Siegellackstangen.
    „Aber es ist unmöglich, ihn bis Camden Town zu tragen“, sagte Scrooge. „Sie brauchen eine Droschke.“
    Das Kichern, mit dem er das sagte, und das Kichern, mit dem er den Truthahn bezahlte, und das Kichern, mit dem er die Droschke bezahlte, und das Kichern, mit dem er den Jungen belohnte, wurde nur noch von dem Kichern übertroffen, mit dem er sich atemlos auf seinen Sessel niederließ und kicherte, bis ihm die Tränen kamen.
    Das Rasieren war keine leichte Aufgabe, denn seine Hand zitterte noch immer, und Rasieren erfordert Aufmerksamkeit, selbst wenn man nicht dabei tanzt. Doch auch wenn er sich die Nasenspitze abgeschnitten hätte, hätte er ein Stück Heftpflaster darüber geklebt und wäre ganz zufrieden gewesen.
    Er zog seinen allerbesten Anzug an und ging auf die Straße. Um diese Zeit wimmelte es nur so von Menschen, wie er es mit dem Geist der diesjährigen Weihnacht gesehen hatte, und Scrooge, die Hände auf dem Rücken, betrachtete jeden mit freudigem Lächeln. Er sah so unwiderstehlich vergnügt aus, daß drei oder vier gutgelaunte Burschen sagten: „Guten Morgen, Sir! Ein frohes Weihnachtsfest!“ Und Scrooge sagte später noch oft, daß von allen fröhlichen Klängen, die er gehört, jene die fröhlichsten in seinen Ohren gewesen wären.
    Er war noch nicht weit gegangen, als er den stattlichen Herrn auf sich zukommen sah, der am Vortage sein Büro besucht und gesagt hatte: „Scrooge & Marley, nicht wahr?“ Es gab ihm einen Stich ins Herz, wenn er daran dachte, wie ihn dieser alte Herr bei ihrer Begegnung ansehen würde. Er wußte aber, welcher Weg vor ihm lag, und er beschritt ihn.
    „Mein lieber Herr“, sagte Scrooge, indem er seinen Gang beschleunigte und den alten Herrn bei beiden Händen nahm. „Wie geht es Ihnen? Hoffentlich hatten Sie gestern noch Erfolg. Es war sehr nett von Ihnen. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten, Sir!“
    „Mr. Scrooge?“
    „Ja“, sagte Scrooge. „So ist mein Name, und ich fürchte, er ist Ihnen nicht angenehm. Darf ich Sie um Verzeihung bitten? Und wenn Sie die Güte hätten …“, hier flüsterte Scrooge ihm etwas ins Ohr.
    „Großer Gott!“ rief der Herr, als bliebe ihm die Luft weg. „Mein lieber Mr.

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