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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Scrooge, meinen Sie das im Ernst?“
    „Wenn es recht ist“, sagte Scrooge. „Nicht einen Heller weniger. Es sind sehr viele Rückzahlungen dabei, das versichere ich Ihnen. Wollen Sie mir diesen Gefallen tun?“
    „Mein lieber Herr“, sagte der andere und schüttelte ihm die Hand. „Ich weiß nicht, was ich zu soviel Großzügigkeit sagen soll …“
    „Sagen Sie bitte überhaupt nichts“, warf Scrooge ein. „Kommen Sie mich mal besuchen. Wollen Sie mich besuchen?“
    „Das will ich!“ rief der alte Herr, und es war offensichtlich, daß er es wirklich wollte.
    „Danke sehr!“ sagte Scrooge. „Ich bin Ihnen sehr verbunden. Ich danke Ihnen tausendmal. Gott befohlen!“
    Er ging zur Kirche, lief durch die Straßen, beobachtete die hin und her eilenden Menschen, strich Kindern zärtlich über den Kopf, erkundigte sich bei Bettlern, blickte in die Küchen der Häuser hinab und zu den Fenstern hinauf und stellte fest, daß ihm alles Freude machte. Er hätte sich nie träumen lassen, daß ihm ein Spaziergang – überhaupt irgend etwas – soviel Glück bescheren könnte. Am Nachmittag lenkte er seine Schritte zum Haus seines Neffen.
    Ein dutzendmal ging er an der Tür vorüber, ehe er den Mut aufbrachte, hinaufzusteigen und zu klopfen. Aber er nahm Anlauf und tat es.
    „Ist der Herr zu Hause, liebes Kind?“ fragte Scrooge das Mädchen. Ein nettes Mädchen, sehr nett!
    „Ja, Sir.“
    „Wo ist er denn, mein Liebes?“ fragte Scrooge.
    „Er ist mit der gnädigen Frau im Eßzimmer, Sir. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich Sie nach oben führen.“
    „Danke sehr. Er kennt mich“, sagte Scrooge und hatte die Hand bereits auf der Klinke der Eßzimmertür. „Ich gehe hier hinein, liebes Kind.“
    Er drückte die Klinke vorsichtig hinunter und schob sein Gesicht um die Tür. Sie betrachteten beide die Tafel, die festlich gedeckt war, denn diese jungen Ehepaare sind in der Hinsicht immer nervös und möchten darauf achten, daß alles in Ordnung ist.
    „Fred!“ sagte Scrooge.
    Du lieber Himmel, wie seine angeheiratete Nichte zusammenfuhr! Scrooge hatte in diesem Moment vergessen, daß sie auf einer Fußbank in der Ecke gesessen hatte, sonst hätte er es auf keinen Fall getan.
    „Du meine Güte!“ rief Fred. „Wer ist denn das?“
    „Ich bin’s. Dein Onkel Scrooge. Ich bin zum Essen gekommen. Läßt du mich herein, Fred?“
    Ihn hereinlassen? Es war eine Gnade, daß er ihm nicht den Arm ausriß. In fünf Minuten fühlte er sich wie zu Hause. Keiner konnte herzlicher sein. Dasselbe galt für seine Nichte. Und für Topper, als er kam. Und für die dralle Schwester, als sie kam. Das galt für alle, die kamen. Eine wundervolle Gesellschaft, wundervolle Spiele, wundervolle Einmütigkeit, eine wundervolle Glückseligkeit!
    Aber am nächsten Morgen war er zeitig im Büro. Oh, er war zeitig da. Wenn er nur als erster dort sein und Bob beim Zuspätkommen erwischen könnte. Das hatte er sich fest vorgenommen.
    Und es gelang ihm wirklich. Die Uhr schlug neun. Kein Bob. Viertel zehn. Kein Bob. Er kam volle achtzehneinhalb Minuten zu spät. Scrooge saß bei weit geöffneter Tür, damit er ihn den Kasten betreten sehen konnte.
    Bob hatte den Hut abgenommen, bevor er die Tür öffnete, und den Wollschal ebenfalls. Im Nu saß er auf seinem Stuhl und schrieb mit seiner Feder drauflos, als wollte er neun Uhr überholen.
    „Hallo!“ knurrte Scrooge mit seiner üblichen Stimme, so gut er sich verstellen konnte. „Was denken Sie sich eigentlich, erst um diese Zeit herzukommen?“
    „Es tut mir sehr leid, Sir“, sagte Bob. „Ich habe mich verspätet.“
    „Wirklich?“ wiederholte Scrooge. „Ja, ich glaube auch. Kommen Sie einmal hierher, Sir, wenn ich bitten darf.“
    „Es ist nur einmal im Jahr“, warf Bob ein und kam aus seinem Kasten heraus. „Es soll nicht wieder vorkommen. Ich war gestern ziemlich lustig, Sir.“

    „Nun will ich Ihnen etwas sagen, mein Freund“, sagte Scrooge. „Ich bin nicht gewillt, mir das noch länger mit anzusehen. Und deshalb“, fuhr er fort, wobei er vom Stuhl sprang und Bob so einen Stoß vor die Brust versetzte, daß dieser in seinen Kasten zurücktaumelte, „und deshalb möchte ich Ihr Gehalt erhöhen!“
    Bob zitterte und näherte sich dem Lineal. Vorübergehend ging ihm durch den Sinn, ob er Scrooge damit niederschlagen, ihn festhalten und die Leute auf dem Hof um Hilfe und eine Zwangsjacke bitten sollte.
    „Frohe Weihnachten, Bob!“ sagte Scrooge mit einer Ernsthaftigkeit,

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