Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
wird wahrscheinlich nicht gleich in den nächsten Tagen sein. So bleibt noch viel Zeit bis dahin, mein liebes Kind? Doch wie und wann auch immer wir uns trennen, sicher wird keiner von uns den armen kleinen Tim vergessen – nicht wahr? – oder diese erste Trennung, die es zwischen uns gab.“
    „Niemals, Vater!“ riefen alle.
    „Und ich weiß auch“, sagte Bob, „ich weiß, meine Lieben, daß wir, wenn wir daran denken, wie geduldig und sanft er war, obwohl er ein ganz kleines Kind war, uns nicht so leicht zanken werden, denn wir würden den armen kleinen Tim vergessen, wenn wir es täten.“
    „Nein, niemals, Vater!“ riefen wieder alle.
    „Ich bin sehr glücklich“, sagte der kleine Bob, „ich bin sehr glücklich.“
    Mrs. Cratchit küßte ihn, seine Töchter küßten ihn, die beiden jungen Cratchits küßten ihn, und Peter und er schüttelten sich die Hände. Seele des kleinen Tim, dein kindliches Wesen war ein Geschenk Gottes!
    „Geist“, sagte Scrooge, „etwas teilt mir mit, daß unser Abschied bevorsteht. Ich weiß es, aber ich weiß nicht, wie. Sage mir, welcher Mann das war, den wir tot haben liegen sehen.“
    Der Geist der zukünftigen Weihnachten brachte ihn, wie schon vorher – obgleich zu einer anderen Zeit, nahm Scrooge an, denn es schien überhaupt keine Ordnung in diesen letzten Visionen zu herrschen, nur daß sie in die Zukunft reichten –, in die Gegend der Geschäftsleute, zeigte aber nie ihn selbst. Auch hielt sich der Geist nirgends auf, sondern ging ununterbrochen weiter, wie zu dem jetzt gewünschten Ziel, bis Scrooge ihn anflehte, einen Augenblick zu verweilen.
    „In diesem Hof“, sagte Scrooge, „den wir jetzt durcheilen, ist meine Arbeitsstätte und war es schon seit langer Zeit. Ich sehe das Haus. Laß mich erblicken, was künftig aus mir werden wird!“
    Der Geist blieb stehen, die Hand zeigte woandershin.
    „Das Haus da drüben“, rief Scrooge aus. „Warum zeigst du weg?“
    Der unerbittliche Finger änderte nicht die Richtung.
    Scrooge hastete an das Fenster seines Büros und schaute hinein. Es war noch ein Büro, aber nicht seins. Die Möbel waren nicht dieselben, und die Gestalt im Sessel war nicht er selbst. Die Erscheinung wies noch immer in dieselbe Richtung.
    Er schloß sich ihr wieder an, sich fragend, warum er dort weggezogen war und wohin und begleitete sie, bis sie ein Eisentor erreichten. Er blieb stehen und schaute sich um, ehe er eintrat.
    Ein Friedhof. Hier also lag der unglückliche Mann, dessen Namen er nun erfahren sollte, unter der Erde. Es war ein würdiger Platz. Von Häusern umgeben, von Gras und Unkraut überwuchert – was den Tod der Pflanzenwelt bedeutet, nicht ihr Leben –, verstopft von allzu vielen Gräbern, fett von übersättigter Gier. Ein würdiger Platz!
    Der Geist stand zwischen den Gräbern und wies auf eines hin. Zitternd ging Scrooge darauf zu. Die Erscheinung sah genauso aus wie zuvor, aber er befürchtete, daß er aus ihrer feierlichen Haltung eine neue Bedeutung herausläse.
    „Ehe ich näher an diesen Stein herantrete, auf den du zeigst“, sagte Scrooge, „beantworte mir eine Frage. Sind dies die Schatten von Dingen, die sein werden, oder nur von denen, die sein können ?“
    Noch immer wies der Geist auf das Grab, neben dem er stand.
    „Die Wege der Menschen deuten ein bestimmtes Ende voraus, auf das sie hinführen, wenn man auf ihnen beharrt“, sagte Scrooge. „Aber wenn man von den Wegen abweicht, ändert sich auch das Ende. Sage, daß es auch bei dem so ist, was du mir zeigst!“
    Der Geist stand regungslos wie immer.
    Scrooge kroch zitternd darauf zu, und indem er dem Finger folgte, las er auf dem Stein des vernachlässigten Grabes seinen eigenen Namen, Ebenezer Scrooge.
    „Bin ich der Mann, der auf dem Bett lag?“ rief er, sich auf die Knie werfend.
    Der Finger zeigte vom Grab auf ihn und wieder zurück. „Nein, Geist! O nein!“
    Der Finger war noch immer dort.
    „Geist!“ rief er und klammerte sich fest an dessen Umhang. „Hör mich an! Ich bin nicht mehr der Mann, der ich einmal war. Ich will nicht der Mann sein, der ich ohne dieses Dazwischentreten sein mußte. Warum zeigst du mir das alles, wenn ich ohne jede Hoffnung bin?“
    Zum ersten Mal schien die Hand zu schwanken.
    „Guter Geist“, fuhr er fort und fiel ihm zu Füßen, „deine Natur verwendet sich für mich und hat Mitleid mit mir: Gib mir die Gewißheit, daß ich diese Schatten, die du mir gezeigt hast, noch durch einen anderen Lebenswandel

Weitere Kostenlose Bücher