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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nachzufragen, ob es mir recht sei, daß er mit Will Fern Schluß mache.“
    „Und ob es recht ist!“ antwortete Lady Bowley. „Der Schlimmste von allen! Hoffentlich hat er einen Raubüberfall begangen.“
    „Nein“, sagte Sir Joseph und bezog sich auf den Brief. „Nicht direkt. Fast. Nicht ganz. Wie es scheint, kam er nach London, um sich Arbeit zu suchen (er wollte seine Lage verbessern, das ist es). Man fand ihn nachts schlafend in einem Schuppen, nahm ihn fest und brachte ihn am nächsten Morgen vor den Stadtrat. Der Stadtrat äußert ganz zu Recht, daß er beabsichtigt, mit dieser Art von Dingen Schluß zu machen, und daß er, wenn ich zustimme, mit Will Fern Schluß machen will und froh wäre, wenn er mit ihm beginnen könnte.“
    „Man sollte unter allen Umständen mit ihm ein Exempel statuieren“, erwiderte die Gnädigste. „Als ich im letzten Winter das Ausschneiden und Ausarbeiten von Ösen bei den Männern und Jungen des Dorfes als eine nette Abendbeschäftigung eingeführt habe und die Zeilen

    O laßt uns unsrer Arbeit froh begegnen,
    Den Gutsherrn und seine Familie segnen,
    Wir wollen uns mit unserm täglich Brot begnügen
    Und uns in unser Schicksal fügen

    nach dem neuen System habe vertonen lassen, damit sie dabei singen konnten, griff sich dieser Will Fern an den Hut – ich sehe ihn noch vor mir – und sagte: ‚Ich bitte Sie vielmals um Entschuldigung, Mylady, aber bin ich nich etwas anders als ein vornehmes Mädchen!‘ Ich habe es natürlich erwartet. Was kann man schon anderes als Unverschämtheit und Undankbarkeit von dieser Klasse erwarten! Das ist jedenfalls nicht der Sinn der Sache. Sir Joseph, statuiert ein Exempel mit ihm!“
    „Hm!“ hustete Sir Joseph. „Mr. Fish, hätten Sie wohl die Güte, zur Verfügung zu stehen?“
    Mr. Fish zückte sofort die Feder und schrieb nach Sir Josephs Ansage.

    Vertraulich

    Mein teurer Sir!
    Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet für die Gefälligkeit in der Angelegenheit des William Fern, von dem ich zu meinem Bedauern nichts Vorteilhaftes sagen kann. Ich habe mich stets als seinen Freund und Vater angesehen, was mir aber (die übliche Sache, muß ich leider sagen) mit Undankbarkeit und ständiger Auflehnung gegen meine Pläne vergolten wurde. Er ist ein aufrührerischer und widerspenstiger Geist. Sein Charakter wird keine Untersuchung dulden.
    Nichts wird ihn dazu bewegen können, glücklich zu sein, wenn er darf. Unter diesen Umständen hat es mir den Anschein, daß seine kurzzeitige Verhaftung wegen Landstreicherei, wenn er wieder zu Ihnen kommt (wie Sie mitteilten, versprach er es für morgen, sich Ihrer Untersuchung zu stellen, und ich glaube, diesbezüglich ist auf ihn Verlaß), ein Dienst an der Gesellschaft und ein heilsames Beispiel in einem Land wäre, wo – sowohl um derer willen, die in guten und bösen Tagen Freunde und Väter der Armen sind, als auch, ganz allgemein gesprochen, im Hinblick auf die irregeleitete Klasse selbst – Beispiele dringend benötigt werden. Und ich bin …

    „Es scheint so“, bemerkte Sir Joseph, als er den Brief unterschrieb und Mr. Fish ihn versiegelte, „als ob das vorherbestimmt wäre, wahrhaftig. Zum Ende des Jahres schließe ich die Rechnungen ab und ziehe den Saldo, sogar mit William Fern!“
    Trotty, der sich seit langem zurückgezogen hatte und sehr betrübt war, trat mit kläglichem Gesicht vor und nahm den Brief.
    „Meine besten Empfehlungen und vielen Dank“, sagte Sir Joseph. „Halt!“
    „Halt!“ echote Mr. Fish.
    „Sie haben vielleicht“, sagte Sir Joseph orakelhaft, „einige Bemerkungen gehört, zu denen ich mich habe verleiten lassen, die sich auf die festliche Zeit, der wir uns nähern, und auf die uns vorgeschriebene Pflicht beziehen, unsere Angelegenheiten zu regeln und vorbereitet zu sein. Sie werden festgestellt haben, daß ich mich nicht hinter meiner hohen Stellung in der Gesellschaft verstecke, sondern daß Mr. Fish – dieser Herr – ein Scheckbuch unter dem Arm trägt und tatsächlich hier ist, damit ich ein völlig neues Blatt aufschlagen und in die vor uns liegende Zeit mit einem einwandfreien Konto eintreten kann. Nun, mein Freund, kannst du die Hand aufs Herz legen und sagen, daß du ebenfalls Vorbereitungen für das neue Jahr getroffen hast?“
    „Ich fürchte, Sir“, stammelte Trotty und sah ihn demütig an, „daß ich ein bißchen hinter der Welt im Rückstand bin.“
    „Hinter der Welt im Rückstand!“ wiederholte Sir Joseph Bowley mit

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