Alle Weihnachtserzählungen
den abgetragenen Schuhen – die nur noch ein Schatten von Schuhen waren –, mit den groben Ledergamaschen, dem gewöhnlichen Gehrock und dem breiten Schlapphut und war blind für die übrige Straße. Und er starrte auf den Arm des Kindes, der sich um den Hals schlang.
Ehe er in der Dunkelheit untertauchte, blieb der Reisende stehen, und als er sich umschaute und sah, daß Trotty noch da stand, schien er unentschlossen zu sein, ob er umkehren oder weitergehen sollte. Nachdem er zunächst das eine und dann das andere getan hatte, kam er zurück, und Trotty ging ihm auf halbem Wege entgegen.
„Sie können mir vielleicht sagen“, äußerte der Mann mit einem schwachen Lächeln, „und wenn Sie es können, werden Sie es sicherlich tun – und ich möchte Sie lieber als jeden anderen fragen –, wo Stadtrat Cute wohnt.“
„Ganz in der Nähe“, erwiderte Toby. „Ich zeige Ihnen gern sein Haus.“
„Ich sollte morgen zu ihm gehen“, sagte der Mann und begleitete Toby, „aber ich fühle mich unbehaglich unter einem Verdacht und möchte den von mir abschütteln und frei sein, damit ich mir irgendwo einen Broterwerb suchen kann. So wird er mir vielleicht verzeihen, daß ich heute abend in sein Haus komme.“
„Es kann unmöglich sein“, schrie Toby plötzlich auf, „daß Sie Fern heißen!“
„Doch!“ rief der andere und wandte sich erstaunt an ihn. „Fern! Will Fern!“ sagte Trotty.
„So heiße ich“, antwortete der andere.
„Nun“, rief Trotty, zog ihn am Arm und blickte vorsichtig um sich, „dann gehen Sie um Himmels willen nicht zu ihm! Gehen Sie nicht zu ihm! Gehen Sie nicht zu ihm! Er wird todsicher Schluß mit Ihnen machen. Kommen Sie diese Allee entlang, und ich werde Ihnen sagen, was ich meine. Gehen Sie nicht zu ihm!“
Sein neuer Bekannter sah ihn an, als hielte er ihn für verrückt; dennoch harrte er bei ihm aus. Als sie vor Beobachtung sicher waren, erzählte Trotty ihm, was er wußte und welche Nachricht er erfahren hatte und alles, was damit verbunden war.
Der Gegenstand dieser Geschichte hörte dem allem mit einer Ruhe zu, die Trotty überraschte. Nicht einmal erhob er Widerspruch oder unterbrach ihn. Hin und wieder nickte er, mehr zur Bestätigung einer alten und abgedroschenen Geschichte, wie es schien, als zur Widerlegung, und ein- oder zweimal schob er seinen Hut zurück und strich sich mit seiner sommersprossigen Hand über die Stirn, wo sich jede Furche, die er mit seinem Pflug gezogen hat, als Abbild im kleinen eingegraben zu haben schien. Mehr jedoch tat er nicht.
„Im großen ganzen stimmt es“, sagte er, „ich könnte hier und da den Weizen von der Spreu trennen, aber soll’s bleiben, wie es is. Was macht das schon? Ich hab mich seinen Plänen entgegengestellt, zu meinem Unglück. Ich kann’s nich ändern; ich würde morgen genauso handeln. Was meinen Ruf betrifft, diese feinen Leute untersuchen und untersuchen und mischen sich ein und wollen keinen Fleck und Makel an uns, ehe sie uns ein einziges gutes Wort schenken. Na, hoffentlich verlieren sie ihre gute Meinung nich so schnell wie wir, sonst is ihr Leben wirklich hart und lohnt sich nich, daß man es behält. Ich für mein Teil hab mit dieser Hand“ – er hielt sie ihm hin – „nie was genommen, was nich meins war, und hab sie von keiner Arbeit ferngehalten, und wenn die noch so schwer und schlecht bezahlt war. Derjenige, der das bestreitet, soll sie mir abhacken! Aber wenn die Arbeit mich nich wie ’n Mensch leben läßt; wenn mein Leben so schlecht is, daß ich draußen auf der Straße und zu Hause hungere; wenn ich sehe, wie ein ganzes arbeitsreiches Leben auf diese Weise anfängt, so weitergeht und auch so aufhört, ohne Aussicht oder Veränderung, dann sage ich zu den feinen Leuten: ‚Bleibt mir vom Halse! Laßt meine Hütte in Ruh. Kommt mir nich über die Schwelle. Sucht nich erst nach mir, damit ich in euern Park komme und bei der Schau mithelfe, wenn ein Geburtstag oder ’ne schöne Rede oder sonstwas is. Macht eure Feiern und Spiele ohne mich, ihr seid herzlich eingeladen dazu, habt euern Spaß dran. Wir haben nichts miteinander zu tun. Laßt mich am besten allein!“
Als er sah, daß das Mädchen in seinen Armen die Augen aufgeschlagen hatte und verwundert um sich blickte, hielt er inne, um ihr ein paar Worte ins Ohr zu flüstern, und stellte sie neben sich hin. Dann wand er einen ihrer langen Zöpfe wie einen Ring langsam um seinen plumpen Zeigefinger, während sie an seinem staubigen Bein
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