Alle Weihnachtserzählungen
bemerkte der kleine Mann. „Es is deine nette Art. Laß mal sehn. Ich glaub, ’s is alles.“
„Ich glaube nicht“, sagte der Fuhrmann. „Versuch’s noch mal.“
„Was für unsern Chef, wie?“ fragte Caleb, nachdem er eine Weile überlegt hatte. „Natürlich, deshalb kam ich ja, aber mir gehn die Archen und so ’ne Sachen im Kopf rum. Er is nich hiergewesen, oder?“
„Nein“, erwiderte der Fuhrmann. „Er ist zu beschäftigt, auf Freiersfüßen.“
„Er kommt aber vorbei“, sagte Caleb, „denn er sagte mir, daß ich mich beim Heimweg links auf der Straße halten sollte, und ich wette zehn zu eins, daß er mich mitnehmen will. Ich werd lieber langsam gehn. Sie hätten wohl nich die Güte, Madam, mich ein Momentchen in Boxers Schwanz kneifen zu lassen, wie?“
„Aber Caleb, was für eine Frage!“
„Oh, schon gut, Madam“, sagte der kleine Mann. „Er mag es vielleicht nich. Ich hab eine kleine Bestellung über bellende Hunde bekommen, und ich würde gern für ein paar Pennies so nah wie möglich an die Natur rankommen. Das is alles. Schon gut, Madam.“
Im rechten Augenblick begann Boxer mit großem Eifer zu bellen, ohne den beabsichtigten Ansporn dazu erhalten zu haben. Da dies aber die Ankunft eines neuen Besuchers bedeutete, nahm Caleb, der seine Studie vom Leben auf einen günstigeren Zeitpunkt verschob, die runde Schachtel auf die Schulter und verabschiedete sich hastig. Diese Mühe hätte er sich sparen können, denn er begegnete dem Besucher auf der Schwelle.
„Oh! Sie sind also hier? Warten Sie ein Weilchen. Ich bringe Sie nach Hause. Immer Ihr Diener, John Peerybingle. Außerdem der Ihrer hübschen Frau. Wird jeden Tag schöner. Womöglich auch besser! Und jünger“, sann der Sprecher mit leiser Stimme nach, „das ist das Vertrackte daran!“
„Ich würde mich über Ihre Komplimente wundern, Mr. Tackleton“, sagte Pünktchen, nicht mit der freundlichsten Miene von der Welt, „wenn ich nicht wüßte, wie es bei Ihnen steht.“
„Dann wissen Sie also Bescheid?“
„Ich habe mich irgendwie dazu durchgerungen, es zu glauben“, sagte Pünktchen.
„Vermutlich nach einem schweren Kampf?“
„Einem sehr schweren.“
Tackleton, der Spielzeughändler, war überall als Gruff & Tackleton bekannt, denn so hieß die Firma, obwohl Gruff schon vor langem aufgekauft worden war und er nur seinen Namen und, wie manche sagten, seine mürrische Wesensart, die mit der Bedeutung dieses Namens übereinstimmte, im Geschäft zurückgelassen hatte. Tackleton, der Spielzeughändler, war ein Mann, dessen Neigung von seinen Eltern und Vormunden völlig mißverstanden worden war. Wenn sie ihn zum Geldverleiher oder gerissenen Anwalt oder Polizeibeamten oder Makler gemacht hätten, hätte er in seiner Jugend vielleicht seine Unzufriedenheit abreagiert; er wäre, nachdem er sich in üble Transaktionen gestürzt hätte, vielleicht recht liebenswürdig geworden und hätte Neuerungen und eine frische Brise nicht gescheut. Doch eingeengt und sich aufreibend bei der friedlichen Ausübung der Spielzeugherstellung, war er ein Haustyrann, der sein Leben lang von Kindern gelebt hatte und ihr unversöhnlicher Feind war. Er verachtete jedes Spielzeug, hätte um nichts in der Welt welches gekauft; er hatte in seiner Bosheit Freude daran, den Farmern aus Packpapier, die ihre Schweine zum Markt trieben, den Ausrufern, die das verlorengegangene Gewissen von Rechtsanwälten bekanntgaben, den beweglichen alten Damen, die Strümpfe stopften oder Pasteten verzierten, oder anderen ähnlichen Musterexemplaren seines Warenbestandes einen grimmigen Ausdruck in die Gesichter zu legen. Seine Seele weidete sich geradezu an entsetzlichen Masken; an häßlichen, behaarten, rotäugigen Schachtelmännchen; an Vampirdrachen; an teuflischen Stehaufmännchen, die sich nicht hinlegen wollten und unaufhörlich nach vorn stürzten, um Kinder aus der Fassung zu bringen. Sie waren seine einzige Entspannung und sein Betätigungsfeld. In solchen Erfindungen war er sehr geschickt. Alles, was einem Schreckgespenst ähnelte, war ergötzlich für ihn. Er hatte sogar Geld verloren (und war diesem Spielzeug deshalb nicht gram), indem er Bilder mit Kobolden für Zauberlaternen erfand, auf denen die Mächte der Finsternis als eine Art übernatürlicher Krebs mit menschlichem Gesicht dargestellt waren. Auch bei der Darstellung abscheulicher Riesen hatte er ein ganz schönes Vermögen gelassen, und obwohl er selbst kein Maler war, konnte er zur
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