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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Anleitung seiner Künstler mit einem Stück Kreide einen bestimmten gehässigen Seitenblick für die Miene dieser Scheusale andeuten, die ganz gewiß den Seelenfrieden jedes jungen Mannes zwischen sechs und elf Jahren während der gesamten Weihnachts- oder Sommerferien raubten.
    So wie er sich zu Spielsachen verhielt, verhielt er sich auch (wie die meisten Menschen) zu anderen Dingen. Deshalb kann man sich leicht vorstellen, daß sich unter dem großen grünen Umhang, der bis an seine Waden hinabreichte, ein ungewöhnlich liebenswürdiger Bursche verbarg und daß er ein so erlesener Geist und angenehmer Gefährte war, wie er nur je in einem Paar stierköpfig wirkender Stiefel mit mahagonifarbenen Stulpen steckte.
    Dennoch war Tackleton, der Spielzeughändler, im Begriff, sich zu verheiraten. Trotz alledem war er im Begriff, sich zu verheiraten. Und noch dazu mit einer jungen Frau, mit einer schönen jungen Frau.
    Er sah nicht gerade einem Bräutigam ähnlich, wie er in der Küche des Fuhrmanns so dastand: Sein schroffes Gesicht war verzerrt und der Körper verkrümmt, der Hut über das Nasenbein geschoben, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und sein ganzes sarkastisches, boshaftes Ich spähte aus einem kleinen Winkel seines kleinen Auges hervor wie das Böse bei einem Raben. Doch er behauptete, ein Bräutigam zu sein.
    „In drei Tagen. Nächsten Donnerstag. Am letzten Tag des ersten Monats im Jahr. Da ist mein Hochzeitstag“, sagte Tackleton.
    Habe ich schon erwähnt, daß er stets ein Auge weit geöffnet und eins fast geschlossen hatte und daß das fast geschlossene Auge das ausdrucksvolle war? Ich glaube, nicht.
    „Das ist mein Hochzeitstag!“ sagte Tackleton und klimperte mit seinem Geld.
    „Das ist auch unser Hochzeitstag!“ rief der Fuhrmann aus.
    „Haha!“ lachte Tackleton. „Komisch! Ihr seid eben genau so ein Paar. Genau!“
    Pünktchens Entrüstung über diese dreiste Behauptung ist nicht zu beschreiben. Was noch? Seine Phantasie würde die Möglichkeit einschließen, vielleicht genau so ein Baby zu haben. Der Mann war verrückt.
    „Hören Sie mal! Auf ein Wort“, murmelte Tackleton, stieß den Fuhrmann heimlich mit dem Ellbogen an und zog ihn ein Stück beiseite. „Werden Sie zur Hochzeit kommen? Wir sitzen doch im selben Boot.“
    „Wieso im selben Boot?“ fragte der Fuhrmann.
    „Mit einem kleinen Unterschied natürlich“, sagte Tackleton und gab ihm einen weiteren Stubs. „Verbringen Sie doch vorher mal einen Abend mit uns.“
    „Warum?“ wollte John wissen. Er war über diese aufdringliche Gastfreundschaft erstaunt.
    „Warum?“ erwiderte der andere. „Das ist wohl eine neue Mode, eine Einladung anzunehmen? Na, einfach zum Vergnügen – aus Geselligkeit und so!“
    „Ich dachte, Sie wärn nie gesellig“, sagte John in seiner unverblümten Art.
    „Tja, wie ich sehe, hat’s keinen Zweck, nicht offen und ehrlich zu Ihnen zu sein“, sagte Tackleton. „Nun denn, die Wahrheit ist, Sie sind das, was teetrinkende Menschen so etwas wie einen wohltuenden Anblick nennen, Sie und Ihre Frau zusammen. Wir wissen es ja besser, aber …“
    „Nein, wir wissen es nicht besser“, warf John ein. „Wovon sprechen Sie überhaupt?“
    „Nun, dann wissen wir es nicht besser“, sagte Tackleton. „Wir geben zu, daß wir es nicht wissen. Wie Sie wollen. Was macht das schon? Ich wollte sagen, daß Ihre Gesellschaft bei Ihrer Erscheinung eine günstige Wirkung auf die zukünftige Mrs. Tackleton haben wird. Und obwohl ich nicht annehme, daß mir Ihre gute Frau in dieser Angelegenheit sehr freundlich gesinnt ist, kann sie doch nicht umhin, einverstanden zu sein, denn sie strahlt eine Sicherheit und Behaglichkeit aus, die selbst bei einer unwesentlichen Angelegenheit stets deutlich hervortritt. Sie werden also kommen?“
    „Wir haben vereinbart, unseren Hochzeitstag, soweit das geht, zu Hause zu verleben“, sagte John. „Wir haben uns in diesen sechs Monaten das Versprechen gegeben. Wir finden, wissen Sie, daß es zu Hause …“
    „Pah! Was ist schon zu Hause?“ rief Tackleton. „Vier Wände und eine Decke! Warum töten Sie übrigens nicht dieses Heimchen? Ich würde das tun! Ich mache das immer. Ich hasse ihren Krach. Bei mir zu Hause sind also auch vier Wände und eine Decke. Kommen Sie zu mir!“
    „Sie töten Ihre Heimchen, wie?“ sagte John.
    „Ich zertrete sie“, erwiderte der andere und setzte seinen Absatz kräftig auf den Fußboden. „Sie werden also kommen? Es liegt

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