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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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verwandelt sich in meine Schwester Julia.
    »Oh mein Gott«, stoße ich hervor und will mich, weil mir plötzlich die Knie weich werden, an Theos Hemdsärmel festhalten. Leider greife ich ins Leere, spüre nur so etwas wie ein leichtes Kribbeln dort, wo unsere Energiekörper ineinanderschmelzen, und gehe ungebremst zu Boden. Irritiert springen die Umstehenden zur Seite und sehen auf mich herunter.
    »Hoppla, wie ist denn das passiert, hast du dir wehgetan?«, erkundigt sich Theo besorgt.
    »Wohl kaum«, antworte ich sarkastisch, während ich mich wieder aufrapple.
    »Stimmt«, meint er fröhlich. »Wo war ich? Ach ja, Thomas hat immer die interessantesten Aufträge. Da hat man dann abends im ›Sternenfänger‹ was zu erzählen! Du glaubst ja nicht, unter was für skurrilen Umständen manche Leute den Weg nach oben finden.«
    »Ach ja?«, frage ich spitz. »Du meinst so was wie eine junge Frau, die am Tag ihrer Hochzeit in ihrem rosengeschmückten Brautauto frontal mit einem Jeep zusammenstößt, weil sich ihr Absatz im Gaspedal verfängt? Das war bestimmt’ne tolle Geschichte!« Theo sieht
mich betroffen an und ich erkenne, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Das ist doch wohl nicht zu fassen: Mein tragischer Tod – eine Stammtisch-Anekdote.
    »Keine Sorge, wir fangen heute mit etwas ganz Harmlosen an«, wechselt er verlegen das Thema und ich zucke gleichmütig mit den Achseln. Mir ist alles egal, denn ich bin mir plötzlich sicher, dass Michael und meine Schwester mittlerweile ein Paar sind. Wie können die nur? Schließlich sind sie Schwager und Schwägerin! Ich schüttele heftig den Kopf, um diesen schmerzhaften Gedanken zu vertreiben, und verfluche innerlich Thomas dafür, ihn überhaupt in mein Hirn gepflanzt zu haben. Was denke ich denn da bloß? Michael hat mich geliebt, wirklich geliebt. Und Julia? Sie war nicht nur meine Schwester, sie war auch meine beste Freundin! Niemals würden die beiden so etwas tun. Oder doch? »Er muss damit irgendwie fertigwerden, muss sein Leben weiterführen, auch ohne dich«, höre ich Thomas’ Stimme in mir widerhallen. So viel steht fest: Mein Wunsch, in unsere alte Wohnung zurückzukehren, brennt jetzt sogar noch stärker in mir. Ich brauche Gewissheit. Ich will die beiden von diesem unglaublichen Verdacht reinwaschen. Aber falls doch, denke ich wütend, falls doch, dann werde ich mich noch heute Abend zum ersten Seminar »Geistern« anmelden. Ich werde die zehn Stufen in einem Rekordtempo durchlaufen! Und dann werde ich sie beide das Fürchten lehren!
     
    »Hier, was Leichtes für den Anfang!« Mit diesen Worten streckt mir Thomas, als wir endlich an der Reihe sind, einen cremefarbenen Umschlag entgegen. Nach einem aufmunternden Nicken von Theo strecke ich zaghaft die
Hand danach aus. Das rote Siegel zeigt ein geschwungenes G.
    »Gott?«, frage ich und die beiden nicken.
    »Schlaues Mädchen«, grinst Thomas, wofür ich ihn mit einem eisigen Blick bedenke. »Dann hab einen schönen ersten Tag«, wünscht er mir noch und wendet sich dem nächsten Helfer zu.
    »Ja, danke«, antworte ich wenig enthusiastisch, denn so sehr ich mich darauf gefreut habe, auf die Erde zurückzukehren, so wenig ist jetzt noch von meiner Begeisterung übrig. Plötzlich wird mir klar, worauf ich mich eingelassen habe. Gemeinsam mit Theo soll ich eine Seele abholen. Was im Klartext heißt: einen Menschen sterben lassen. »Helfer«, dass ich nicht lache. All die Seelen ringsum, die gemütlich miteinander plaudernd auf ihre Aufträge warten, sind in Wahrheit Todesengel. Bei dieser Erkenntnis läuft mir ein Schauer über den Rücken und ich renne durch die gläserne Eingangstür ins Freie so schnell ich kann.
    »He«, sagt Theo etwas atemlos, als er mich eingeholt hat, »wo willst du denn so eilig hin?«
    »Ich glaube nicht, dass Helfer der richtige Job für mich ist.« Damit halte ich ihm den noch immer versiegelten Umschlag unter die Nase. Verwirrt sieht er darauf, ohne jedoch Anstalten zu machen, danach zu greifen.
    »Aber wieso denn nicht?«
    »Ich, äh, habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Tod«, versuche ich ihm zu erklären. »Eigentlich habe ich meinen eigenen noch immer nicht verwunden und deshalb wäre es vielleicht besser …«
    »Papperlapapp«, schneidet er mir das Wort ab, »du solltest es wenigstens einmal versuchen. Los, mach den
Umschlag auf.« Von seinem plötzlichen Befehlston überrumpelt, gehorche ich. Zwei goldene Münzen kullern mir entgegen, von denen Theo mir eine

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