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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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habe verstanden. Piefke?«
    »Nein, ich sage doch …«
    »Ich spreche ja nicht mit Ihnen, meine Liebe«, erklärt sie, als eine Männerstimme erklingt.
    »Was gibt’s, Leila?«
    »Ich habe hier Lena Kaefert mit einer Fehlermeldung.«
    »Alles klar. Soll raufkommen.«
    »Danke. Die Lifte sind dort hinten«, wendet sich Leila wieder an mich und weist in die entsprechende Richtung.
    »Danke«, sage ich und marschiere los. Kaum stehe ich
davor, öffnet einer der fünf Fahrstühle lautlos seine Türen und lässt mich eintreten.
    »Guten Tag«, erklingt eine Stimme um mich her.
    »Äh, ja, Tag«, erwidere ich, mich suchend nach so etwas wie Knöpfen umschauend.
    »Wohin darf ich Sie bringen?«, erkundigt sich die Stimme bei mir und ich antworte: »Fünfzehnter Stock, bitte.«
    »Ah, Fehlermeldungen.« Pling. Den Bruchteil einer Sekunde später öffnen sich die Stahltüren wieder und geben den Blick frei auf einen weiteren Empfangstresen, der am Anfang eines langen, spiegelblank gebohnerten Ganges steht, von dem rechts und links zahllose Türen abgehen, vor denen auf kleinen, roten Sesseln zahlreiche Seelen warten. Das kann ja heiter werden. Ich trete näher.
    »Tag auch, Frau Kaefert, nehme ich an?« Das muss Piefke sein.
    »Genau«, nicke ich.
    »Um was geht es denn, bitte?« Ich schildere ihm ausführlich mein Erlebnis mit Andreas Seidel und dem Schutzengel, »Liesel Ullrich, mit zwei L«, der mir dabei in die Quere gekommen ist. Der dunkelhaarige Mann vor mir nickt verständnisvoll und wirft hier und da ein: »Wirklich? Nein! Ja, das ist ärgerlich, höchst ärgerlich«, ein. Nachdem ich meine Geschichte beendet habe, sehe ich ihn gespannt an, während er in einem dicken Buch vor sich zu blättern beginnt.
    »Kompliziert, kompliziert, gar nicht so einfach«, murmelt er vor sich hin, »Helferin: Kaefert, Lena, Schutzengel: Ullrich, Liesel, Seele: Seidel, Andreas. Hmm, hmm. Aha!«, ruft er dann aus und fährt mit dem Finger über die Buchseite.

    »Zuständigkeiten zur Bearbeitung von Fehlermeldungen, blablabla, richten sich immer nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens der den Auftrag betreffenden Seele. Handelt es sich um mehr als eine Seele … na, das trifft ja hier nicht zu, oder?«
    »Nun, äh, seine Freundin war ja auch da«, merke ich etwas hilflos an.
    »Und wie hieß die?«
    »Gina«, sage ich kleinlaut. »Ihren Nachnamen kenne ich nicht. Aber die sollte ich ja auch gar nicht abholen, nur ihn«, beeile ich mich zu sagen, weil Piefke das Gesicht in sorgenvolle Falten legt.
    »Aber Liesel Ullrich hatte Kontakt zu dieser Gina?«
    »Ja, genau. Sie hat Andreas’ Selbstmord verhindert, indem sie Gina zu ihm geführt hat.«
    »Verstehe, verstehe. Hm!« Wieder vertieft er sich in den Wälzer vor sich. »Handelt es sich um mehr als eine Seele, die von dem Vorgang in irgendeiner Weise betroffen sind, so zählt der Nachname derjenigen Seele, die nach Paragraph 27 des SGB am wesentlichsten, ähm, verstehen Sie das?«, wendet er sich an mich. Ich habe nicht den leisesten Schimmer. Ist ja auch nicht mein Job. Ich bin Helferin. Vielleicht nicht gerade Mitarbeiterin des Jahres, aber doch recht zuverlässig. Bis heute. Im Brustton der Überzeugung sage ich dennoch: »Natürlich! S wie Seidel.«
    »Genau, das denke ich auch«, strahlt er mich an. »Ja, also, das ist dann Zimmer 25. Den Gang runter und dann rechts, die dritte Tür auf der linken Seite.«
    »Danke.« Ich will mich gerade in Bewegung setzen, da ruft er mich noch mal zurück und hält mir einen hellblauen Vordruck entgegen.

    »Hier, den können Sie ja schon mal ausfüllen, während Sie warten!« Ich werfe einen Blick darauf. Formular MNVF, Formular für die Meldung durch Naturgewalten verursachter Fehler.
    »Sind Sie sicher?«, frage ich.
    »Ups, mein Fehler«, entschuldigt er sich, entreißt mir das Blatt und reicht mir stattdessen eins von sonnengelber Farbe. »Seelisches Versagen, ganz recht, ganz recht.«
    »Scheint ja öfter vorzukommen, als man denkt«, murmele ich im Weggehen, aber nur so leise, dass er mich nicht hören kann.
     
    Auf dem Gang vor Zimmer 25 warten außer mir nur noch zwei andere Personen. Ich habe gerade genug Zeit, um mein Formular auszufüllen, da werde ich auch schon hereingerufen.
    »Der Nächste bitte!« Plötzlich bin ich wahnsinnig nervös. Was ist, wenn mein Plan nicht funktioniert? Ich weiß doch gar nicht, wen ich da drinnen jetzt antreffe. Plötzlich kommt mir die ganze Idee vollkommen hirnverbrannt vor. Bilde ich mir allen

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