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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Ernstes ein, hier mal eben so Schicksal spielen zu können? Was bin ich, vielleicht größenwahnsinnig? Außerdem wird mir heiß und kalt bei dem Gedanken, was passiert, sollte Gott jemals herausbekommen, was für ein Spielchen ich hier treibe. Sie wird furchtbar wütend sein. Wahrscheinlich wird es ein ganzes Jahr lang regnen und stürmen. »Der Nächste«, ertönt es wieder ungeduldig aus Zimmer 25.
    »Ich komme schon«, rufe ich unsicher zurück, erhebe mich wackelig von meinem Sessel und betrete den kleinen Raum mit dem wunderschönen Ausblick auf die
Himmelstraße. In Reih und Glied stehen Dutzende von sauber beschrifteten und alphabethisch geordneten Aktenordnern im Bücherregal unter dem Fensterbrett, auf dem sich kein einziges Staubkörnchen befindet, metaphorisch gesprochen, denn stauben tut es hier oben sowieso niemals. Hinter dem penibel aufgeräumten Schreibtisch sitzt kerzengerade ein schwarzhaariger Mann mit strengen Gesichtszügen und durchdringendem Blick. Ganz ruhig, Lena, er kann nicht sehen, was du im Schilde führst, und wenn er dich noch so sehr mit seinen dunklen Augen durchbohrt. Oh nein. In diesem Moment spüre ich, wie meine Aura sich verfärbt.
    »Was ist denn mit Ihnen los?«, bellt mein Gegenüber auch prompt und ich ziehe verschüchtert den Kopf ein.
    »Nichts, ich …«, piepse ich.
    »Wie ist Ihr Name?«, fragt er ungeduldig und ich antworte kleinlaut: »Kaefert, Lena Kaefert, und, äh, wie hei ßen Sie?« Statt einer Antwort deutet er auf das Namensschildchen auf seinem Schreibtisch. HARTMUT KEHLER steht darauf. »Angenehm«, flüstere ich. »Darf ich mich setzen?« Er nickt gnädig und ich lasse mich auf den schwarzen Ledersessel ihm gegenüber sinken. Erst jetzt bemerke ich, dass ich in meiner Nervosität das ausgefüllte Formular zwischen den Händen hin und her gedreht und damit ziemlich zerknittert habe. Herr Kehler wirft jetzt einen kritischen Blick darauf und ich versuche hastig, das Papier etwas zu glätten, bevor ich es ihm rüberschiebe. Er überfliegt den Fall und stößt dann einen verächtlichen Laut aus.
    »Diese Idioten«, brummt er dann, »Deppen, nichts als Deppen. Gehören alle suspendiert. Kann doch nicht so schwer sein.« Damit ruft er ein Programm in seinem
Computer auf und beginnt, verbissen auf den Tasten herumzuhacken, ohne sein Geschimpfe dabei einzustellen. »Über zehntausend Fehler im Jahr alleine durch seelisches Versagen, Schlamperei ist das! Wenn ich der Chef wäre, dann würde ich andere Seiten aufziehen.« Ich horche auf. Sieh mal an, der Typ hat einen Gott-Komplex. Schweigend sitze ich da, bis Kehler sich wieder an mich wendet. »Das heißt, Sie haben den Schutzengel unten sogar getroffen, der Ihnen die Tour vermasselt hat?« Ich nicke. »Und wieso haben Sie sich nicht gegen ihn durchgesetzt?« Das klingt eindeutig vorwurfsvoll.
    »Nun, das ging nicht, ich konnte nicht …«
    »Sie konnten nicht, ach so«, unterbricht er mich spöttisch, »aber dieser Schutzengel, der konnte?«
    »Ich hatte wirklich keine Chance«, verteidige ich mich, doch er winkt ab.
    »Wenn Sie Ihren Job gut machen würden, dann hätten Sie gewonnen. Dann hätten Sie diesen Seidel mitgebracht.«
    »Na und?«, sage ich schnippisch. »Dann säße jetzt an meiner Stelle Liesel auf diesem Stuhl, aber für Sie wäre es die gleiche Arbeit.«
    »Werden Sie mal nicht frech, Sie, ja?«, raunzt er mich an und ich klappe erschrocken den Mund wieder zu.
    »Tschuldigung.«
    »Na ja, eigentlich haben Sie ja Recht. An allem ist nur dieser Idiot schuld. Wer hat die Aufträge erteilt? Warten Sie.« Zwei Computerklicks später lacht er höhnisch auf. »Natürlich, Berger, das hätte ich mir gleich denken können, dieser Stümper!« Wie ein Besessener hackt er weiter auf seine arme Tastatur ein, während ich in meinem Stuhl immer kleiner werde. Denn leider bin ich vollkommen
ratlos, was ich jetzt machen soll. »Mit Ihrer Aura stimmt irgendetwas ganz und gar nicht«, sagt Kehler in diesem Moment zu mir und ich kann selber erkennen, dass sie tatsächlich gerade ins Grünliche wechselt. Weil ich mich wirklich elend fühle. Und hilflos. »Kann es sein, dass Sie bei einem Ihrer Aufträge mit radioaktiver Strahlung in Berührung gekommen sind?«, erkundigt er sich. »Dann sollten Sie sich dringend untersuchen lassen, das ist sehr gefährlich.« Ich schüttele heftig den Kopf.
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Was denn dann, um Himmels willen?«, fragt er ungeduldig, während der Drucker neben ihm bergeweise

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