Allein die Angst
Küche, wo ich ihm meinen Hintern entgegenstreckte, nach meinem Handy angelnd, das ich hinter den Heizkörper hatte fallen lassen.
»Lass mich mal«, sagte er, und mit seinem langen Arm hatte er es gleich ertastet.
»Danke«, sagte ich schüchtern und streckte meine Hand danach aus.
»Gern«, sagte er, hielt aber das Handy über seinen Kopf, marschierte davon und ließ mich verwirrt zurück.
»Äh – kann ich bitte mein Handy wiederhaben?«, fragte ich später, als er unter den Sternen im Gras lag und an seinem Joint zog.
»Erst musst du mir sagen, warum du vorhin so ein trauriges Gesicht gemacht hast«, murmelte er und hielt das Handy wieder außer meiner Reichweite, während er weißen Rauch in die dunkle Luft blies und mich aus seinen blauen Augen unter den widerspenstigen weißblonden Locken herausfordernd ansah. Und dann griff ich nach meinem Handy, roch den warmen Seifenduft seiner Haut und spürte den Atem seines Lachens in meinem Ohr.
»Diesen John werde ich heiraten«, sagte ich später zu Sophie, als ich betrunken auf ihrem Bett lag.
Sophie saß am Frisiertisch und schminkte sich ab. »Tom«, korrigierte sie mich.
Und sechs Monate später, an diesem wunderbaren Wochenende in New York, habe ich genau das getan, in der City Hall, die Hand auf dem runden Bauch, in dem Rae schon heranwuchs.
»Wir müssen der Polizei melden, was diese Frau hier angerichtet hat«, sagt Tom und folgt mir aus Raes Zimmer. Die Stimmung jener Nacht in Islington war längst verflogen. »Was wurde dort inzwischen unternommen?«
»Darüber werde ich mich morgen informieren«, antworte ich. »Weißt du, was? Ich habe über die Sache nachgedacht. Vielleicht war es wirklich nur ein Missgeschick. Wahrscheinlich war Rae außer sich, dass ihre Verabredung mit Hannah geplatzt ist. Es wäre vielleicht auch passiert, wenn ich dabei gewesen wäre. Wir müssen sie fragen.«
Er schüttelt den Kopf. »Erst, wenn sie dazu bereit ist. Aber mit der Frau stimmt was nicht. Das hätte ich gern geklärt.«
Er dreht sich zu mir, um sich zu verabschieden, und im hellen Dielenlicht sieht sein Gesicht bekümmert und erschöpft aus. Mir wird klar, wie sehr die Sache auch ihm zusetzt. Auch er hat Schuldgefühle wegen Rae. Auch er ist nicht für sie da gewesen.
Ich sperre in der Küche die Hintertür auf und lasse Tom durch unseren struppigen kleinen Garten zu dem Sträßchen hinaus, wo sein Auto steht. Ich schließe die Tür wieder, bleibe in der Küche stehen und warte auf das Motorengeräusch, wenn er wegfährt.
Ich warte eine ganze Weile.
Dann fällt mir ein, dass ich das Gartentor hinter ihm wieder verriegeln muss. Aber bevor ich mich dazu aufraffen kann, klopft es an der Hintertür.
Ich öffne. Und mein Gesicht gibt alles preis.
So ist es manchmal. Monatelang läuft zwischen uns alles normal und oberflächlich, nüchtern und praktisch, ganz wie es sich gehört. Dann trifft mich ein Blick.
Er steht im Türrahmen, füllt ihn mit seiner Größe ganz aus. Wortlos kommt er auf mich zu und schließt die Tür hinter sich.
Ich weiß, was jetzt geschehen wird.
Ich gehe ihm voraus in Richtung Diele, falls ich mich getäuscht haben sollte, aber er greift nach meiner Hand und dreht mich zu sich herum. Ich atme lang und heftig aus, dann ein zweites Mal. Er blickt mit schweren Lidern auf mich herab, schiebt mich gegen die Wand, zieht am Reißverschluss meiner Jeans und zerrt sie herunter. Dann streicht er mit einer Hand meinen Schenkel hoch, hakt einen Finger um den Bund meines Slips und zieht ihn nach unten. Mit einem Blick, der längst weggedriftet ist, taucht er in meine Augen.
»Zieh das aus.«
Wir wissen beide, dass es schnell gehen muss. Für uns gibt es keine rosarote, weichgezeichnete Romantik. Hier geht es um etwas anderes.
Ich ziehe Jeans und Slip aus.
»Und das …«, murmelt er und deutet auf meinen BH .
Ich greife mit beiden Händen hinter den Rücken und hake den BH auf. Als er mein Top nach oben schiebt und mit einem Finger den BH herunterzieht, spüre ich das Gewicht meiner Brüste nach vorn fallen. Mein Atem fliegt so sehr, dass ich das Gefühl habe, ich werde gleich ohnmächtig. Er seufzt und reibt mich mit der flachen Hand, bis ich stöhne, dann hebt er mich auf den Tisch. Mit seinen Knien spreizt er die meinen.
Der Laut, der dann aus meinen Lippen kommt, ist nur für ihn hörbar.
Ich weiß, dass sie zu Hause auf seine Rückkehr wartet. Aber er ist der Vater meines Kindes. Ich weiß, es ist verabscheuenswert. Aber
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