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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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einmal hinsehe.
    »Äh … was soll das?«, frage ich verwirrt. Hat Suzy sie hereingelassen? »Was machen Sie hier, Debs?«
    Sie erschrickt zutiefst und blickt auf.
    »Oh …«, stammelt sie und schiebt ihre Brille höher auf die Nase.
    Tom stellt sich dicht hinter mich, ich spüre seine Wärme im Rücken.
    »Was geht hier vor?«, fragt er barsch.
    Debs starrt ihn mit angstgeweiteten Augen an. Sogar aus ein paar Schritten Entfernung sehe ich, wie ihre Hände zittern.
    »Hm, Tom, kannst du Rae ins Wohnzimmer bringen?«, frage ich.
    »Debs? Ist das nicht die, die …?« Er sieht mich zornig an.
    »Bring Rae ins Wohnzimmer. Bitte.« Ich lege ihm die Hand auf die Brust und schiebe ihn sanft weg. »Das kläre ich schon.«
    Ich schließe hinter ihm die Tür und drehe mich um.
    »Debs?«, wiederhole ich langsam. »Was zum Kuckuck machen Sie in meinem Schlafzimmer? Und was haben Sie mit meiner Wohnung angestellt? Hat Suzy …?«
    Ich breche ab, als ich sehe, dass mein Schlafzimmer so aufgeräumt ist, als gehörte es jemand anderem. Alte Fotos von mir und Rae stehen in zwei neuen Rahmen auf der Kommode. Eine von Mums alten Spitzentischdecken ist über den Frisiertisch gebreitet. Darauf stehen drei Schalen, in die Debs meine Schals, Haarklemmen und Halsketten auseinandersortiert hat, die ich alle auf einen Haufen geworfen hatte. Meine neuen Schminksachen von Brent Cross, die ich gestern früh in der Eile über den ganzen Frisiertisch verstreut habe, sind in einer Kosmetiktasche verstaut, aus der kleine rote und schwarze Stifte ordentlich aufragen.
    »Hm. Äh«, murmelt Debs. »Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Ich wollte nur ein Püppchen für Ihre kleine Tochter vorbeibringen – als Ersatz für ihr eigenes, das bei dem Sturz kaputt gegangen ist. Und dann … dann habe ich gesehen, dass bei Ihnen alles ein bisschen durcheinander war … und … Du liebe Güte. Es tut mir so leid …«
    »Haben Sie das alles ganz alleine gemacht?«
    Sie starrt mich an und nickt dann.
    »Äh – Debs?«, sage ich verwirrt. »Sie müssen jetzt gehen.«
    »Ja. Ja, selbstverständlich.«
    Debs legt das Leintuch hin und macht sich auf den Weg zur Tür.
    Das Ganze ist so unglaublich schräg, dass ich Mühe habe, meine Gedanken zu sammeln.
    »Eins begreife ich nicht. Sie sind Rae nicht besuchen gekommen«, sage ich. »In der Klinik.«
    Debs bleibt stehen. Sie senkt den Blick und schüttelt den Kopf. »Das hätte ich ja gern getan. Ich habe dauernd versucht, mich zu erinnern, was gestern Abend genau passiert ist. Das wollte ich erst wissen, bevor ich mit Ihnen rede. Und ich weiß es einfach nicht. Erst war sie neben mir, und im nächsten Augenblick lag sie auf der Straße. Da war auch dieser Junge auf dem Fahrrad, und …«
    »Aber Suzy hat Ihnen doch gesagt, dass Sie Rae an der Hand halten müssen!«
    Debs’ Blick verschwimmt nun so, dass mir langsam unheimlich wird.
    »Ich fürchte, das habe ich nicht gehört.«
    »Aber Sie sind doch
Lehrerin

    »Ja, aber leider keine Mutter«, antwortet Debs. »Wir betreuen Kinder in Gruppen und können sie nicht alle an der Hand halten.«
    Ich schüttle den Kopf. Vielleicht bin ich nur erschöpft, aber im Grunde tut mir Debs leid. Aus der Nähe sehe ich ihre weiche rosa Haut, auf der eine Schicht Vaseline schimmert wie bei Mum. Die Tränensäcke unter ihren matten Augen und die dicken, ergrauenden Augenbrauen hängen schwer nach unten.
    »Debs. Die Sache war für mich ein Albtraum. Rae war gestern Abend in solcher Gefahr. Alles ist noch mal gutgegangen, aber das war reines Glück – es hätte leicht ein Auto kommen können statt des Fahrrads. Ich bin erschüttert und völlig fertig. Danke für das Püppchen, aber alles andere hätten Sie sich sparen sollen. Ich muss schon sagen, ich finde das wirklich sehr seltsam. Und ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
    Ihre Unterlippe beginnt zu zittern; im selben Moment kommt Tom herein.
    »Jetzt gehen Sie schon«, sagt er zu Debs. »Wir sind alle müde und möchten erst wieder von Ihnen hören, wenn wir mit der Polizei gesprochen haben. Okay?«
    Widerstandslos lässt sie sich von ihm hinausführen. Als sie durch das Wohnzimmer geht, sehe ich, wie sie einen Blick zur Seite wirft und Rae zulächelt. Rae sieht sie mit großen Augen an.
    »Alles in Ordnung, Rae«, sage ich, gehe zu ihr hinein und streiche ihr über die Haare. »Mummy ist gleich wieder da.«
    Dann kehre ich in mein Schlafzimmer zurück, sinke auf das ungemachte Bett und lasse den Kopf

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