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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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manchmal, wenn mir alles zu viel wird, wenn ich das Gewicht aller meiner Verantwortung, aller meiner Fehler, aller meiner Schuldgefühle nicht mehr tragen kann, dann brauche ich jemanden, der das Heft in die Hand nimmt, und wenn es nur für einen Augenblick ist.

Kapitel 27 Suzy
    Jez war immer noch nicht da.
    Kurz vor sieben kam Suzy mit den Kindern aus dem Park nach Hause, und alles war leer. Hatte sie richtig entschieden?
    Er war heute um sieben Uhr früh zu dieser Digitaltechnik-Tagung in Birmingham aufgebrochen. Kaum fiel die Tür hinter ihm ins Schloss, hatte Suzy Vondra angerufen und sie kurzerhand gebeten, zum Bahnhof zu fahren. Von ihrer Mission beseelt, bestieg Vondra heldenhaft den nächsten Zug und folgte Jez in den Norden.
    Drei Stunden später gab sie ihren ersten Bericht durch: Jez war tatsächlich auf der Tagung. Sasha auch. Vondras zweiter Bericht klang beruhigender: Jez hatte mit zwei männlichen Kollegen in einem italienischen Bistro zu Mittag gegessen, Sasha war nirgendwo in Sicht. Um drei Uhr war er auf die Tagung zurückgekehrt. Alles schien über jeden Verdacht erhaben.
    »Dann kommen Sie lieber wieder zurück«, hatte Suzy gesagt. Vondra war teuer. Suzy konnte nur eine gewisse Zahl von Schuhkäufen für die Kinder oder von Kundendiensten für das Auto vortäuschen, ohne Jez misstrauisch zu machen, wohin sein Geld verschwand.
    Aber als Suzy die Kinder in die Badewanne steckte, fing sie an zu zweifeln, ob es nicht doch falsch gewesen war, Vondra zurückzupfeifen. Die Konferenz war laut Vondra um vier zu Ende. Um sechs hätte Jez zurück am Bahnhof sein können. Jetzt war es sieben, und er ging nicht an sein Handy.
    Vondra hatte recht. Zu wissen, wann Männer lügen, ist immer besser, als sich von Vermutungen quälen zu lassen. Erstens konnte sie beruhigt sein, dass sie keineswegs unter Wahnvorstellungen litt, dass Jez und nicht sie selbst schuld war an den beklemmenden schlaflosen Nächten. Zweitens sammelte sie handfeste Beweise, damit er ihr die Kinder nicht wegnehmen konnte, falls er wirklich die Scheidung einreichte. Mehr als einmal hatte sie sich sein Gesicht vorgestellt, wenn ihr Anwalt vor Gericht alle Belege für seine Untreue verlas.
    Mit dem Schmerz, den er ihr damit zufügte, lernte sie allmählich fertig zu werden. Wenn in ihr das Bild aufsteigen wollte, wie Jez mit Sasha zusammen war, wie er keuchend den Kopf zurückwarf und Sashas glänzendes braunes Haar über seine Schenkel gebreitet lag, dann sprang sie auf und ging rasch herum, suchte sich eine Beschäftigung, die sie von der Übelkeit in ihrer Magengrube ablenkte.
    Das Schwierigste für sie war jetzt, vor ihm geheim zu halten, dass sie Beweise für seine Betrügereien besaß. Manchmal wäre sie zu gern damit herausgeplatzt, um sein Gesicht zu sehen.
    Gestern Abend zum Beispiel, nachdem sie Callie im Krankenhaus besucht hatten und sich endlich zum Essen hinsetzten.
    »Wie war denn das Haus von diesem Banker?«, fragte sie.
    »Hm?«, fragte er zerstreut; er verfolgte gerade die Nachrichten auf dem Wandbildschirm.
    »In Hertfordshire? Der ist doch stinkreich – hat er eins von diesen alten Herrenhäusern?«
    »Das Haus war ganz okay. Groß.«
    »Mit Pool?«
    »Äh – ja, ich glaube schon.«
    »Drinnen oder draußen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Warum?«
    Sie hätte natürlich weiterfragen können. Was haben sie den Gästen zu essen serviert? Haben sie Caterer kommen lassen? Wie alt war die Frau des Bankers?
    Aber Jez war viel zu clever, um in solche Fallen zu tappen. Und Suzy gab noch nicht auf. Nicht, solange sie noch eine Chance hatte. Unter dem Vorwand, den Wasserkrug nachzufüllen, stand sie auf, ging in die Küche und warf einen Kontrollblick auf den Kalender. Zwölfter Tag. Vielleicht war der Eisprung noch nicht vorbei. Nach dem kläglichen Verführungsversuch am Dienstag hatte sie es gestern Abend nach der Klinik noch einmal versucht. Aber während sie im Bad war, hatte er sich schon hingelegt und schlief anscheinend bereits, als sie in ihrem neuen Negligé zu ihm ins Bett stieg. Wenn er schlief, konnte sie sich wenigstens an ihn schmiegen und seine Wärme spüren. Das half, aber es genügte nicht. Heute Abend musste sie es schlauer anpacken.
    Suzy hängte die Mäntel der Kinder in die Diele und legte in der Küche eine Kinder- DVD ein; sie schwor sich, nächste Woche, wenn sie einen klareren Kopf hätte, wieder strikt die Regeln einzuhalten.
    Sie zog die Schuhe aus und setzte sich vor dem Fernseher auf den Boden,

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