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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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müssen das unbedingt erfahren. Vielleicht hat sie was auf dem Kerbholz und das bei ihrer Bewerbung unterschlagen. Es tut mir ja so leid, Honey. Ich hätte merken sollen, dass die nicht ganz sauber ist. Aber weil sie Lehrerin ist, bin ich davon ausgegangen …«
    »Das war völlig in Ordnung. Woher hättest du das wissen sollen«, sage ich. »Gut. Ich werde mich an die Polizei wenden.«
    Ich stehe da und warte, dass sie endlich geht. Aber sie macht keine Anstalten, sondern sieht mich mit großen, besorgten Augen an.
    »Los, Honey«, drängt sie mich. »Ich warte solange. Klemm dich ans Telefon.«
    Die Lage wird langsam lächerlich. »Na schön, dann – wart mal kurz«, murmle ich.
    Ich verschwinde in der Wohnung, hole aus der Diele das Telefon und den Zettel mit der Nummer des Polizeibeamten und kehre wählend zur Tür zurück.
    »Paul Mason«, meldet sich der Beamte nach dem dritten Klingeln.
    »Callie Roberts.« Ich nicke Suzy zu. »Meine Tochter Rae war gestern in den Unfall in der Churchill Road verwickelt.«
    »Guten Tag, Ms. Roberts. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hm, offen gesagt bin ich ziemlich erschüttert. Die Frau, die mein Kind betreute, als der Unfall passiert ist, diese Lehrerin – also, ich habe gerade erfahren, dass womöglich nicht zum ersten Mal einem Kind in ihrer Obhut etwas zugestoßen ist …«
    Suzy sieht mich mit angehaltenem Atem an. Ich höre auch den Beamten tief Luft holen, bevor er mir antwortet. In seiner Stimme schwingt ein seltsamer Unterton mit, als wüsste er nicht so recht, was er sagen soll.
    »Ich fürchte, ich darf dazu nichts weitergeben. Wir haben weder von dem Radfahrer noch von Ihrem Kind eine Aussage gehört, die Anlass zu der Vermutung gibt, es könnte etwas anderes als ein Unfall gewesen sein.«
    »Entschuldigen Sie – was soll das heißen, ›Sie
dürfen
nichts weitergeben‹? Das klingt, als ob Sie etwas wüssten.«
    »Darf ich Sie bitten, sich einen Moment zu gedulden?«
    Während ich warte, dass der Beamte mit einem Kollegen spricht, sehe ich, dass Suzy alle paar Sekunden ihr Handy ans Ohr hält. Was macht sie denn da? Nebenbei höre ich von irgendwo ein schwaches Weinen. Rae ist es nicht. Seltsam. Es hört sich an, als käme es aus Suzys Hörer …
    »Hören Sie? Ich habe diese Woche am Gericht zu tun und bin nicht in der Dienststelle«, sagt der Beamte. »Kann ich Sie morgen zurückrufen? Ich muss erst mit meinem Vorgesetzten sprechen, dann sehen wir weiter.«
    »In Ordnung. Sie melden sich morgen? Vielen Dank«, sage ich und lege auf.
    »Was ist?«, fragt Suzy.
    »Eigenartig.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß auch nicht. Er klang irgendwie zögerlich, als hielte er etwas zurück, was er mir gern mitgeteilt hätte, aber nicht darf.«
    Wir sehen uns mit großen Augen an.
    »Mist.« Ich stoße ein kurzes Lachen aus. »Verdammt komisch, das Ganze.«
    Suzy sieht mich mitleidig an und zieht mich in ihre Arme. Unwillkürlich erstarre ich; der Gedanke, sie könnte erraten, was ich getan habe, macht mich befangen. Bevor mir richtig bewusst wird, was ich tue, schiebe ich sie weg und winde mich aus ihrer Umarmung. Sie sieht mich verletzt an.
    »Schon gut, Honey. Ich weiß, du bist hundemüde.«
    »Nein … ja. Tut mir leid.«
    »Aber wir kommen der Sache schon noch auf den Grund. Mach dir keine Sorgen. Ich muss jetzt los. Alles in Ordnung soweit? Du wirst meine Hilfe brauchen, wenn du nächste Woche wieder arbeitest.«
    Ich zucke mit den Achseln. Ich kann es ihr genauso gut jetzt schon sagen. »Der Auftrag für diesen Film ist futsch, Suze.«
    »Ach Honey.« Suzy fasst nach meinen Händen. »Das tut mir sehr leid. Aber vielleicht ist es im Moment sogar das Beste?«
    Ich sehe sie fragend an. Jetzt weiß ich, was mich an ihrem Handy irritiert. Es klang, als hätten Otto oder Peter am anderen Ende der Leitung geweint. »Wer ist denn bei den Kindern?«
    »Wie bitte?«, fragt Suzy.
    »Wenn Jez in Birmingham ist, wer ist dann bei den Kindern?«
    »Wenn Jez in Birmingham ist …?«, wiederholt Suzy langsam. Sie errötet und schluckt. Mein Blick wird starr.
    Lügt sie mich an?
    »Nein … nein«, sagt sie fahrig. »Er ist gerade eben zurückgekommen. Ich muss jetzt auch wieder rüber, sonst verbrennt er sich noch die Finger, wenn er das Abendessen aufwärmt. Ich ruf dich morgen an, Honey. Gib Rae ein Küsschen von Aunty Suze.«
    »Gut … dann bis morgen«, murmle ich und verdränge einen beunruhigenden Gedanken.

Freitag
    Kapitel 29 Debs
    Im Park war es so ruhig. Es sah

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