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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne LaBastille
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freien Tagen. Es war der Anfang einer stürmischen, anstrengenden, romantischen Zeit in der Hütte.

15
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Mein Hinterhof

    An einem strahlend schönen Septembersamstag kam Nick zur Hütte, über beide Ohren grinsend.
    »Gestern war was in der Post, das du dir zu Gemüte führen mußt«, verkündete er und ließ sich in einen der Gartenstühle auf dem Sonnendeck plumpsen. »Gott! Was für ein herrlicher Tag! Wir müssen unbedingt etwas unternehmen, Liebes. Ich bin heute extra früh aus Albany abgefahren, damit wir zusammen ein langes Wochenende verbringen können.«
    Beim Sprechen kramte er in Papieren in seiner Aktentasche. »Hier ist es«, sagte er und hielt die Zeitschrift Adirondack Life hoch. »Sie bringen Zitate aus Aufsätzen von Grundschülern in Missouri. Sie haben dort die Adirondacks durchgenommen, sind aber selbst nie dort gewesen. Die Kinder haben sich ein paar herrliche Sachen einfallen lassen, und ich möchte sie dir vorlesen.«
    Ich schenkte uns dampfenden Camp-Kaffee ein und machte es mir auf dem anderen Stuhl bequem.
    »Hör zu«, sagte Nick und blätterte.
    »>Die Adirondacks sind meistens mit Bergen bevölkert. Leute sind nur ihre zweite Bevölkerungsquelle.< Hier ein weiteres Zitat. >Da buckeln sich überall Berge rauf und runter.<«
    Ich lachte und verschüttete ein paar Tropfen heißen Kaffee auf Pitzis Schwanz. Er sah mich vorwurfsvoll an.
    In diesem Augenblick hörten wir das tiefe Röhren eines Wasserflugzeugs über dem Black Bear Lake. Ich lief zum Bootssteg, um zu sehen, ob es landen würde. In elegantem Bogen ließ sich die Maschine auf dem See nieder und rauschte zu einem diagonal gegenüberliegenden Sommerhaus. Drei Leute eilten auf den Anleger hinaus, kletterten an Bord und schlugen die Tür zu. Die Maschine, jetzt sichtlich schwerer, pflügte über den See und hob langsam ab. Fünfzehn Minuten später war sie zurück.
    »Die müssen einen Rundflug gemacht haben, um das Herbstlaub zu bewundern«, kommentierte ich. »Das ist aber auch der ideale Tag dafür. Stell dir vor, wie der Wald jetzt in den High Peaks aussieht.«
    »Kann ich mir denken. Sag mal, was kostet eigentlich so ein Rundflug? Ich bin noch nie mit einem Wasserflugzeug oben gewesen.«
    »Ungefähr fünf Dollar je fünfzehn Minuten. Pro Kopf«, fügte ich hinzu.
    »Hm. Dann verdient der Pilot mit drei Passagieren sechzig Dollar die Stunde, mit zweien vierzig.«
    Nick saß und klopfte sich mit der — jetzt vergessenen — Zeitschrift in die hohle Hand. »Möchtest du die High Peaks mal von oben sehen?« fragte er nonchalant.
    »O ja, das wäre toll«, rief ich, »aber es ist viel zu teuer.«
    »Paß auf, wir machen mit dem Piloten einen Handel. Du nimmst deine Kameras mit und bietest an, ein paar Bilder für ihn zu schießen. Aufnahmen von seiner Maschine, von ihm, von den Bergen. Was er will. Die Leute hier oben im Touristik-Geschäft werden gute Werbe-Fotos immer gebrauchen können. Wahrscheinlich hat er nur ein paar Instamatic-Schnappschüsse und würde sich über professionelle Bilder freuen. Wetten, daß wir den Flug zum halben Preis kriegen? Den Rest splitten wir dann. Was sagst du?«
    Beeindruckt von seiner cleveren Idee nickte ich.
    »Laß uns doch heute mittag, wenn er zum Lunch geht, mal mit ihm sprechen. Wir fragen ihn, ob wir morgen ganz früh starten können. Dann kriegst du gutes Seitenlicht und Schatten. Morgen soll wieder schönes Wetter werden. Klingt das O.K.?«
    Es klang O.K. Zu meiner Überraschung war der junge Buschpilot sofort einverstanden. Genau wie von Nick vermutet, besaß er für Plakate und Postkarten keine guten Fotos; er hatte erst vor kurzem angefangen, in unserer Gegend zu fliegen.
    Mein erster Herbstflug fiel mir ein, den ich vor Jahren mit Morgan zum Deep Lake gemacht hatte, und ich war insgeheim erleichtert, daß es diesmal ein anderer Pilot und eine andere Maschine waren. Es hätte zu sehr geschmerzt, wieder mit Mike zu fliegen.
    Am Sonntag um viertel vor sieben, als die Adirondacks überall noch in tiefem Schlummer lagen, durchbrach das dreiste Geknatter eines einmotorigen Wasserflugzeugs die Stille. Nebelsträhnen hingen noch über den Seen und Teichen, aber das obere Ende des Black Bear Lake war frei genug, daß ein Flugzeug wassern konnte. Nick und ich standen gespannt am Bootssteg. Kein Wort wurde gesprochen. Der Pilot schob die Tür auf, lächelte grüßend und winkte uns herein. Nick stieß die Flügelspitze ab und sprang auf eine Schwimmkufe. Er quetschte sich auf

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