Allein in der Wildnis
Ringo sollte den Schlitten anziehen, aber er knurrte den Wolf an. Tim redete auf den Hund ein: „Tut mir leid, aber wir müssen schnell weiter!“ Tim lief die Zeit davon.
Dann wanderte Tims Blick zu dem Wolf. „Könntest du uns vielleicht noch einmal helfen?“, fragte er.
Der Wolf sah ihn unverwandt an. Tim ging zu dem Hund und rief den Wolf heran: „Komm her, Bandit!“
Der Wolf lief zu Tim, und Ringo knurrte jetzt noch mehr. „Jetzt ist aber Schluss, vertragt euch! Wir brauchen euch beide, denn wir müssen Kevin sofort zur Hütte bringen. Er erfriert sonst!“
Tim legte das Seil um den Wolf. Der Hund knurrte noch immer.
„Bitte, Bandit, wir brauchen dich, uns läuft die Zeit davon. Kommt, es ist für meinen Bruder!“
Und als wenn der Wolf Tims Worte verstanden hätte, zog er zusammen mit dem Hund den Schlitten an. Tim stellte sich hinten auf die Kufen, und los ging es. Das Schneetreiben wurde immer intensiver, auf Kevin lag schon wenig später eine feine Schneeschicht.
Tim trieb die beiden Tiere an, sie zogen den Schlitten in einem hohen Tempo. Er griff dabei immer wieder an Kevins Stirn und bemerkte, dass sie heiß wurde.
„Lieber Gott, hilf uns und lass meinen Bruder nicht sterben!“, flehte Tim.
Die Dämmerung zog herauf, als sie die Hütte schließlich fanden. Tim befreite die Tiere von dem Seil und suchte den Schlüssel zur Hütte. Er öffnete die Tür und brachte seinen Bruder hinein. Dann rannte er eilig nach draußen, um Feuerholz zu holen, und zündete dieses im Kamin an. Tim holte eine Matratze aus dem Schlafraum und legte sie vor den Ofen. Anschließend half er Kevin auf die Matratze und deckte ihn zu. Das Feuer sollte ihn aufwärmen.
Nun ließ die Panik etwas nach und Tim brachte den Schlitten in die Scheune. Er kontrollierte die Vorratskammer und suchte nach Lebensmitteln. Zu seiner großen Freude fand er einige Büchsen, Trockenobst, Nüsse und Schokoriegel. Tim schleppte etwas davon in die Hütte und erwärmte einige Büchsen. Währenddessen suchte er in den Schränken nach Arznei. Irgendwo muss doch etwas sein. Aber er hatte kein Glück. Er gab Kevin zu trinken, gleichzeitig fütterte er ihn mit dem Büchseninhalt, aber Kevin fieberte jetzt erst richtig hoch. Tim besaß kein Thermometer zum Messen des Fiebers, aber Kevins Stirn war zweifellos sehr heiß. Tim legte einige Tücher nach draußen in den Schnee. Als sie erkaltet waren, wickelte er sie um Kevins Beine. Mehr konnte er jetzt und hier nicht tun.
Tim holte die Sachen vom Schlitten und schleppte sie in die Hütte. Der Wolf und der Hund standen noch immer vor der Hütte und sahen einander an. Sie konnten einander nicht leiden, dennoch hatten sie gerade gemeinsam den Schlitten gezogen. Sie trauten sich nicht, so beobachteten sie den jeweils anderen und ließen sich nicht aus den Augen. Tim gab den Inhalt zweier Büchsen in eine Schale und stellte sie auf den Boden der Hütte. Dann öffnete er die Tür und holte die beiden Tiere herein. Keiner wollte dem anderen den Vortritt lassen, so stürmten beide gemeinsam in die Hütte. Vor dem Fressen stehend knurrten sie sich erneut an. Jetzt hatte Tim genug. Er baute sich vor dem Hund und dem Wolf auf.
„Jetzt reicht es aber, ihr müsst schon gemeinsam fressen, sonst bekommt keiner von euch beiden etwas! Stellt euch nicht so an, und vertragt euch!“
Die beiden Streithähne standen vor dem Futternapf und sahen sich an, wie auf Kommando, begannen sie gemeinsam zu fressen.
„Na also, warum nicht gleich so?“ Tim legte zufrieden nochmals Holz nach und wechselte die Tücher bei Kevin. Er war selbst müde und kaputt, allmählich konnte er nicht mehr. Er schloss die Hütte ab und legte sich neben seinen Bruder. Im Nu schlief er ein. Auch die Tiere suchten sich eine Schlafstelle, ihr Napf war leer. Sie hatten zwar gemeinsam gefressen, aber das bedeutete noch lange keine Freundschaft. Jeder suchte sich zum Schlafen eine andere Ecke in der Hütte, allerdings nicht ohne vorher noch einmal ein Knurren abzugeben.
Es wurde still in der Hütte, draußen schneite es noch immer. Kevin hatte einen unruhigen Schlaf und fantasierte. Tim wurde dadurch wach und stand auf. Das Feuer glimmte nur noch, und es war kalt im Raum. Er legte Holz nach, sodass die Flammen wieder emporschlugen. Tim griff an Kevins Stirn, der immer noch fieberte. Was konnte er nun tun, fragte sich Tim. Vielleicht war es am Ofen zu warm für ihn? Er zog die Matratze mit Kevin weiter weg und wechselte wieder die Tücher. Er
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