Allein in der Wildnis
anderen fielen ein. Das Rudel nahm die Spur auf.
Die Jungen ahnten nichts von der Gefahr, sie schliefen ruhig in ihrem kleinen Zelt. Irgendwann wurde Tim wach, weil ihm die Kälte durch sämtliche Kleider kroch. Er schlich hinaus und sah, dass das Feuer bereits fast niedergebrannt war. Er legte nochmals Holz nach. Als er zurück in das Zelt kriechen wollte, bellte Ringo plötzlich wie verrückt. Er fletschte die Zähne, knurrte und wollte sich vom Seil befreien.
Tim drehte sich um und sah angestrengt in die dunkle Nacht. Da entdeckte er die Wölfe am Waldrand. Er schnappte sich das Gewehr von der Matratze und wartete mit klopfendem Herzen, was geschah. Ringo wollte mit aller Macht zum Wolfsrudel laufen. Tim konnte ihn gerade noch zurückhalten, bevor er den Stock, an dem er angeleint war, aus dem Schnee riss. Sie brauchten den Hund, sonst hatten sie niemanden für den Schlitten.
Kevin wurde durch das Wolfsgeheul und Ringos Bellen wach. Er kroch schlaftrunken aus dem Zelt und schrie, als er die Wölfe erblickte. Tim musste laut werden, damit Kevin endlich verstummte.
„Kevin, du machst die Wölfe nur verrückt! Jetzt sei endlich still und geh ins Zelt! Pack den Hund und lass ihn ja nicht los, denn wir brauchen ihn noch! Außerdem würden die Wölfe ihn nur töten. Geh jetzt!“, kommandierte Tim.
Kevin packte das Halsband und kroch mit dem Hund ins Zelt zurück, er zitterte vor Angst. Er getraute sich nicht einmal zu weinen. Der Grizzly kam ihm wieder in den Sinn. Du musst ruhig bleiben , sagte er sich immer wieder. Das war gar nicht so einfach, wenn man Angst hatte. Den Hund drückte er fest an sich.
Tim hielt draußen das Gewehr im Anschlag, er griff zu einigen Ästen und warf sie ins Feuer, um die Wölfe abzuschrecken.
Diese beobachteten ihn, sie warteten auf ihre Chance. Ein Wolf versuchte, sich von der Seite anzuschleichen. Kurz bevor er das Zelt erreichte, sah Tim das Tier und schoss. Er traf, der Wolf jaulte auf und schleppte sich zu seinen Gefährten zurück. Das frische Blut und die Wunde machten das Rudel verrückt. Sie hatten Hunger. Der angeschossene Wolf lag im Schnee und färbte diesen blutrot. Die anderen Wölfe heulten und liefen unruhig um ihren verwundeten Kameraden herum. Sie waren ausgehungert, und so stürzten sie sich auf ihn. Der Kampf dauerte nicht lange, die Wölfe zerrissen ihren Kameraden.
Tim wurde übel, er musste sich abwenden. Er wusste jetzt, was sie erwartete, wenn die Wölfe über sie herfallen würden. Aber was sollte er tun? Er konnte nur hoffen, dass die Wölfe nun genug hatten. Kevin rief leise aus dem Zelt, was los sei. Er hatte den Schuss gehört.
Tim brachte es nicht über sich, Kevin von dem Vorgefallenen zu erzählen. „Ich habe nur einen Schreckschuss abgegeben, alles in Ordnung. Pass auf den Hund auf, der wird im Zelt nervös! Schlaf noch ein bisschen, ich passe schon auf!“
Schlafen? Daran war nicht zu denken. Kevin konnte nicht mehr schlafen, die Angst lähmte ihn. Er hatte den Hund fest umarmt, damit dieser nicht aus dem Zelt laufen konnte. Tim stand indes immer noch draußen und versuchte nun, sich auf den Schlitten zu setzen. Er wusste, dass er die Augen die ganze Nacht aufhalten musste, das Feuer durfte nicht ausgehen. Wie hatten die Wölfe sie gefunden? War es Zufall oder hatten sie sie verfolgt? Tim überlegte. Da fiel ihm das blutige Taschentuch ein, was er einfach in den Schnee geschmissen hatte. Vater hatte ihnen immer wieder eingetrichtert, kein Blut in der Wildnis zu hinterlassen, aber erst jetzt dachte er daran. Dazu hatte Kevin Blut auf seiner Jacke. Er hatte einen großen Fehler gemacht, und nun mussten sie dafür büßen.
Irgendwann kehrte bei den Wölfen Ruhe ein, sie legten sich hin. Sie ließen jedoch keinen Blick von dem Zelt und warteten auf die passende Gelegenheit, dann würden sie zuschlagen. Das wusste Tim, und so hielt er Wache, immer das Gewehr in der Hand.
Kevin drinnen im Zelt schlief schließlich aufgrund der eintretenden Stille ein, und der Hund machte sich frei. Tim konnte ihn gerade noch fassen. Er band ihn am Schlitten fest, damit er nicht mit den Wölfen kämpfte. Einer gegen vier, da hatte der Hund keine Chance. Tim selbst saß auf dem Schlitten. Immer wieder musste er den Hund beruhigen, der im Schnee auf der Lauer lag.
Das Feuer prasselte einschläfernd, es war ansonsten ruhig ringsum, und Tim spürte eine große Müdigkeit. Es fiel ihm immer schwerer, die Augen offen zu halten. Schließlich gab er nach und schlief im
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