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Allein in der Wildnis

Allein in der Wildnis

Titel: Allein in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Busch
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hinter einem Gebüsch. Tim blieb mit klopfendem Herzen stehen, und einen Augenblick später sah er zum ersten Mal, wie der Wolf ansetzte und ein Reh ansprang. Der Kampf war kurz, der Wolf tötete das vom Hunger geschwächte Tier rasch.
    Tim wendete sich ab; das Knacken von Knochen und der blutige Schnee stießen ihn ab. Vater hatte recht gehabt, Bandit war kein Haustier. Der Junge ging zurück zur Quelle, zog seinen Handschuh aus und fühlte einen Moment lang das warme Wasser. Danach lief er allein zur Hütte, der Wolf würde schon zurückfinden.
    Tim füllte seinen Sack mit etwas Feuerholz und öffnete die Tür. Die Wärme im Inneren schlug ihm angenehm entgegen. Kevin saß immer noch auf seinem Stuhl. Tim stapelte das Holz in der Nähe des Kamins auf.
    „Ich habe die heiße Quelle gefunden. Wenn du möchtest, können wir hingehen. Schaffst du das auch, denn es geht bergauf, oder wollen wir lieber bis morgen warten? Ich kann dir für heute auch etwas Wasser warm machen.“
    Kevin zuckte mit den Schultern. „Ich bin schon noch ziemlich schwach. Was meinst du?“
    „Wir gehen morgen. Ruh dich heute noch aus, du hast jetzt so viele Stunden mit dem Fieber gekämpft. Ich mache dir etwas Wasser warm.“
    Kevin nickte dankbar. „Wenn ich dich nicht hätte, wüsste ich gar nicht, was ich tun sollte!“
    „Ach, große Brüder sind doch dazu da, die Kleinen zu beschützen.“
    Beide lachten.
     „Danke, Tim!“ Der nickte dem Jüngeren zu.
    „Hast du eigentlich ein Funkgerät gefunden?“, fuhr Kevin fort. Tim schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Und jetzt?“
    „Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist.“
    Kevin sagte einen Moment lang nichts und fragte dann:
    „Wo hast du den Wolf gelassen?“
    „Der strolcht noch draußen herum, er wird schon kommen.“ Tim erzählte Kevin nicht, dass der Wolf ein Tier gerissen hatte; er wollte ihm keine unnötige Angst machen. Tim erwärmte etwas Wasser, bereitete das Essen zu und sorgte für Holz.
    Irgendwann im Laufe des Tages kehrte der Wolf zurück. Seine Schnauze war noch blutig. Tim versuchte, sie zu säubern, was dem Wolf aber missfiel.
    „Jetzt stell dich nicht so an, mit deiner blutigen Schnauze kommst du mir nicht ins Haus!“ Eine Weile kämpfte er mit Bandit im Schnee.
    Die Stunden verrannen schnell, und der Abend zog auf. Am Himmel waren keine Wolken zu sehen; die Nacht versprach knackig kalt zu werden. Trotz der Wärme in der Hütte bildeten sich Eisblumen an den Fensterscheiben. Tim hatte in einer Kommode einige Bücher entdeckt, und die Brüder lasen. In dieser Nacht rückten sie auf der Matratze eng zusammen und schliefen gemeinsam ein. Draußen heulten der Wind und die Kojoten um die Wette.
     
    Kevin erwachte am Morgen von dem Jaulen der beiden Tiere.
    „Hey, ihr müsst wohl mal raus?“ Er stand auf und öffnete die Tür. Der Hund und der Wolf rannten ins Freie. Kevin schloss die Tür.
    „Was ist los?“, erkundigte sich Tim verschlafen.
    „Ach, nichts, ich habe nur die Tiere rausgelassen.“
    „Wie ist das Wetter?“
    „Badewetter, die Sonne scheint, so um die 30 Grad.“
    Tim lachte. „Dir ist wohl das Fieber zu Kopf gestiegen?“
    „Nein, mir geht es ausgezeichnet.“
    „Hunger?“, fragte Tim.
    „Oh ja, und wie!“
    Tim erhob sich ebenfalls, und sie bereiteten gemeinsam ihr Frühstück zu. Bei Tisch beratschlagten sie, was jetzt zu tun sei.
    „Hast du dir inzwischen Gedanken gemacht?“, fragte Kevin.
    Tim schüttelte den Kopf: „Ehrlich gesagt, ich weiß es wirklich nicht. Wir können den Winter nicht hier verbringen, aber mit dir möchte ich auch nicht weiterfahren.“
    „Aber es hat doch bisher alles geklappt.“
    Tim lachte zunächst, wurde dann aber ernst. „Du entschuldigst, aber es hat überhaupt nichts geklappt bisher. Alles, was ich plante, ist schiefgegangen, beinahe hätte ich dich auch noch verloren. Nein, tut mir leid, ich mache keine Vorschläge mehr.“
    Kevin sah seinen Bruder an. „Warum willst du jetzt aufgeben? So kenne ich dich nicht, du gibst niemals auf.“ Kevin erhob sich und ging in der Hütte auf und ab.
    „Stopp, setz dich hin, du machst mich ganz verrückt mit deiner Rennerei!“
    Kevin setzte sich. „Wir müssen etwas unternehmen.“
    „Ja, du gehst heute baden, denn du riechst langsam etwas unangenehm!“ Spielerisch hielt sich Tim die Nase zu.
    Kevin gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Hör auf, du riechst auch nicht besser!“
    „Eben, wir gehen heute baden, dann sehen wir

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