Allein in der Wildnis
musste einfach abwarten.
Tim legte sich wieder hin und schlief sofort ein. Die Nacht verlief jedoch unruhig, in kurzen Abständen wechselte Tim die Tücher, um Kevins Fieber zu senken. Aber er brachte die Temperatur einfach nicht herunter, immer noch fühlte sich Kevins Stirn glühend heiß an. Auch am Morgen war es nicht anders. Tim ging mit den Tieren vor die Hütte und schaute in den Himmel; noch immer fiel Schnee herab, und die Umgebung hatte sich in frischen Schnee gehüllt. Er schaufelte den Zugang zur Hütte, dem Schuppen und dem Vorratsraum frei. Bandit tänzelte umher und schaute ihm zu.
Der Husky hatte sich im Schnee eingegraben.
„Ja, dir gefallen diese arktischen Temperaturen und der viele Schnee“, sagte Tim zu Ringo. Wenigstens einer, dem das Wetter nichts ausmachte! Tim stützte sich auf die Schaufel und überlegte, was er tun sollte. Er musste doch seinem Bruder helfen.
Bitte, bitte, lieber Gott, nicht auch noch mein Bruder, murmelte er.
Er ging im Geiste alles durch, das er irgendwann einmal gehört oder das seine Mutter bei ihnen gemacht hatte, wenn sie Fieber hatten. Aber er konnte sich nur an Tabletten und kalte Umschläge erinnern. Solch hohes Fieber hatte aber auch noch niemand von ihnen gehabt. Ansonsten ging man eben zum Arzt. Aber hier gab es keinen Arzt, sie waren auf sich allein gestellt. Tim hörte in Gedanken, wie seine Mutter sagte: „Immer richtig kühlen, damit das Fieber runtergeht, man kann auch einmal frieren!“
Gedankenversunken schaute Tim den Schnee an, und plötzlich fiel es ihm ein: Kevin musste raus in den Schnee, hier draußen war es kalt! Tim rannte in die Hütte und versuchte, Kevin zu wecken, aber es war nutzlos, denn er war weggetreten. Dann schüttelte er seinen Kopf. Es muss anders gehen. Er zog ihm seine letzten Kleidungsstücke aus. Dann rieb er Kevin mit Schneebällen ab, immer wieder und wieder. Die Tiere sahen interessiert zu.
Nach einiger Zeit bewegte sich Kevin und jammerte leise: „Mir ist so kalt.“
Tim war erfreut, dass Kevin nun wieder ansprechbar war, aber er kannte kein Pardon. Erst als Kevin zu zittern begann, hörte er auf. Tim zog ihm seine Sachen wieder an und deckte ihn zu. Anschließend legte er Holz im Kamin nach. Kevin döste sogleich wieder vor sich hin. Tim nahm die Axt, um draußen weiteres Feuerholz zu schlagen. Er brauchte einen Vorrat, da sie sicherlich länger in der Hütte bleiben würden. Noch hatte er Holz, aber sicher war sicher.
Ringo blieb im Schnee liegen, aber Bandit begleitete Tim.
Dieser hatte einen Sack dabei, schlug Äste von den Bäumen und stopfte sie in den Sack, bis er genug hatte. Unterdessen fiel Tim ein, dass er keine Waffe dabei hatte für den Fall eines Angriffes. Aber dann fiel sein Blick auf den Wolf, und er wusste, er hatte einen Beschützer dabei. Tim streichelte ihm über das Fell. „Du bist so stark und groß geworden, wo warst du nur die ganze Zeit?“
Bandit hielt still und ließ sich streicheln. Dann klemmte Tim seine Axt unter den Arm und schleifte den Sack zur Hütte. Er stapelte das Holz diesmal drinnen auf, damit es trocknete.
Kevin fieberte noch immer, und Tim wechselte die kühlen Tücher. Immer wieder versuchte er, seinem Bruder Tee und etwas Suppe einzuflößen. Er probierte wirklich alles aus und schlief letztlich vor Erschöpfung auf einem Stuhl ein. Seit Tagen war er auf den Beinen und hatte sich kaum Schlaf gegönnt. In der Nacht erloschen die letzten Flammen, und es wurde kühl in der Hütte.
Kevin erwachte irgendwann aus seinem Delirium und rief nach seinem Bruder. Schlaftrunken richtete sich Tim auf und wusste im ersten Moment gar nicht, wo er war. Dann hörte er seinen Bruder leise rufen. Tim stürzte zu ihm und fasste seine Hände. Es war dunkel, und er konnte den Kranken kaum sehen.
„Ich habe Durst“, flüsterte Kevin, „mein Mund ist so trocken.“
Tim strich mit der Hand über seine Stirn und stellte erfreut fest, dass sie sich nicht mehr so heiß anfühlte. Tim lächelte, denn jetzt wusste er, dass sich Kevin langsam erholte.
„Warte kurz, ich mache Licht, dann gebe ich dir etwas zu trinken.“
Tim erhob sich und zündete eine Kerze an, dann holte er Tee und gab Kevin etwas zu trinken. „Leider ist der Tee kalt geworden“, entschuldigte er sich.
„Nicht so schlimm, nur im Zimmer ist es leider auch kalt.“
„Ich mache sofort wieder Feuer, bin selbst fest eingeschlafen.“
Jetzt sah Kevin genauer hin und registrierte, wie fertig sein Bruder aussah. Er sagte:
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