Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
›fick‹ in deinen E-Mails zu schreiben, Girlie! Deinetwegen habe ich jetzt die Regelüberwachung am Hals.«
»Es tut mir leid, Chick. Das wollte ich nicht«, sagte ich zerknirscht.
»Mir ist es ziemlich schnurz, aber du kannst deswegen gefeuert werden. Geht es dir besser?«
»Etwas.«
»Gut. An die Arbeit.«
MSG VON PATRICK, WILLIAM:
ALEX, BITTE, REDE MIT MIR …
MSG VON GARRTETT, ALEX:
FI&K DICH!
DA GAB ES NICHTS ZU MECKERN FÜR UNSERE HAUSINTERNEN ANSTANDSWAUWAUS.
Mein Privatleben war nicht das Einzige, was in die Binsen ging. Der März 2008 war der Beginn der Implosion der Märkte, und seitdem hatten sich die Dinge kontinuierlich verschlechtert. Menschen hatten Häuser gekauft, die sie sich nicht leisten konnten, und Geld ausgegeben, das sie nicht hatten. Die Wall Street hatte diese Kredite an Investoren verkauft und dadurch viele Leute sehr reich gemacht, aber jetzt verursachten diese sogenannten Ramschkredite jede Menge Probleme. Anleihen wurden nicht zurückgezahlt. Investmentbanken, die Machtzentren der Wall Street, verloren Geld bei ihren Geschäften. Einige gingen Konkurs – über Nacht. Menschen wurden entlassen. Menschen wurden zwangsgeräumt. Das ganze Land gab uns die Schuld. Unsere Jobs, schon unter normalen Bedingungen stressig und sehr belastend, wurden unerträglich. Das Komische daran war, dass niemand uns fragte, ob wir unser gesamtes Geld bei diesen Geschäften riskieren sollten. Niemand fragte mich, ob ich mich bei dem Gedanken wohlfühlte, dass Amerika sich bis zur Halskrause verschuldete. Niemand setzte sich mit der Tatsache auseinander, dass der Geschäftsführer nicht unseren Rat einholte, bevor er unser Geld riskierte, unsere Aktien und die Firma, die wir liebten. So wie die Öffentlichkeit es sah, waren wir verantwortlich für alles, was schieflief in Amerika. Ich wartete nur darauf, dass ich eines Tages die Zeitung aufschlagen und lesen würde, dass die Wall Street Kennedy ermordet hatte.
Der verrückteste Nebeneffekt des Tumults war, dass Will nicht länger mein größtes Problem war, und ich nicht länger seins. Es war schwer zu glauben, aber Frühjahr und Sommer 2008 würden nicht in die Geschichtsbücher eingehen als das Ende von Alex Garretts Privatleben – sie würden in die Geschichtsbücher eingehen als das Ende unseres bisherigen Lebens.
Der Rest des Aprils war so arbeitsintensiv, dass ich keine Zeit hatte, mich über Will zu ärgern und darüber, was für ein Arschloch er in Wirklichkeit war. Ich büßte fünfhundert Dollar beim Stornieren meiner Anmeldung am Konditorlehrgang ein und kniete mich in meine Arbeit. Ich musste mich auf meinen Job konzentrieren, so viel wie möglich lernen über das, was ablief und versuchen, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. In der ersten Maiwoche war das Team so niedergeschlagen und geschafft, dass wir eine Aufmunterung gebrauchten. Wie immer lag die Antwort im Lunch.
»Viva Me-xiii-ko!«, sang Marchetti, als er zu mir kam. »Alex, hast du schon deine Lunchbestellung bei Patty aufgegeben? Wir essen heute zu Ehren des Cinco de Mayo Burritos.«
»Patty!«, rief ich. »Merk mich für einen Burrito vor.«
»Geht klar«, sagte sie, als sie vorbeikam und sich auf die Rückenlehne meines Stuhls stützte. Seit Patty mich vor der unsäglichen Peinlichkeit an dem Montag nach meinem Geburtstag gerettet hatte, war sie zu einer guten Freundin geworden, zu einem loyalen Kumpel. Es mochte kaum vorstellbar sein, aber das »neue Mädchen« schaute auf zu mir, erwartete Anleitung und hielt ihr schützendes Auge über mich. Sie war toll.
»Will starrt schon wieder herüber zu dir. Hast du vor, irgendwann mal mit ihm zu reden?«
»Nein. Für mich ist er gestorben.«
»Für mich auch«, sagte sie. »Ich habe seine Enchilada-Bestellung schon vergessen.«
»Das finde ich klasse. Lieber wäre mir, du hättest ihn umgebracht.«
Sie lachte.
Nach dem Lunch war ich müde und ging deswegen zur Getränketheke, um mir einen Eistee zu besorgen und die Beine zu vertreten. Kaum war ich auf dem Flur, sah ich Will aus dem Fahrstuhl auf mich zukommen. Ich hatte keine Möglichkeit, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich nahm mir länger Zeit als notwendig, um zwei Dollar aus meinem Portemonnaie zu zupfen, weil ich ihn solange nicht ansehen musste. Jashim hatte für den Cinco de Mayo dekoriert. Eine Esel-Piñata hing von der Decke, und ein kleiner Holzschläger lag auf dem Tresen.
»Miss Alex, alles Gute zum Cinco de Mayo!« Jashim küsste mir die Hand. Da hast
Weitere Kostenlose Bücher