Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
war.
»Tut mir leid, aber ich kann mir das nicht länger anhören. Scheiß auf ihn! Du besorgst dir eine neue Handynummer.«
»Ich glaube, sie hätte das Telefon behalten und nur die Nummer auswechseln müssen, Liv«, sagte Annie, als sie versuchte, das Handy mit einer Gabel aus der hellgrünen Flüssigkeit zu fischen.
»Na ja, ich … Daran habe ich nicht gedacht. Aber egal. Neues Handy, neue Nummer, neuer Anfang.«
»Darauf trinke ich!« Patty kippte einen Tequila pur. Nur für den Fall, dass sie noch nicht betrunken genug war.
Bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich hinter mir eine merkwürdig vertraute Stimme und sagte: »Dachte ich mir doch, dass Sie es sind.« Ich drehte mich um und sah Matt Matthews, meinen freundlichen Barkeeper aus der Nachbarschaft, der breit grinste.
»Hallo«, sagte ich fröhlich und entschuldigte mich kurz am Tisch. »Ich hätte Sie beinahe nicht erkannt mit bedeckten Armen.«
»Und ich hätte Sie beinahe nicht erkannt ohne blutiges Bein.«
Er lächelte wieder, wodurch ein Grübchen in seiner Wange sichtbar wurde, das ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich spürte die bohrenden Blicke der Mädels in meinem Rücken, die zweifellos wissen wollten: Wer ist das?
»Gibt es positive Entwicklungen, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe?«, erkundigte er sich.
Ich zuckte unverbindlich die Achseln.
»Nun sagen Sie schon! Ich habe Ihnen damals einen ausgegeben, Sie sind mir was schuldig.«
Ich musste lächeln. Da hatte er mich erwischt. »Wie sich herausstellte, ist die Verlobte die Büroschlampe.«
»Sie haben eine Büroschlampe?«
»Haben wir. Und jetzt ist sie verlobt mit meinem Nicht-Exfreund.«
»Klingt, als wäre sie ein echtes Schätzchen. Arbeiten Sie immer noch in der Finanzbranche?«
»Jawohl.«
»Haben Sie sich mal nach dem Konditorlehrgang erkundigt?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Bei Ihnen scheint es viele lange Geschichten zu geben.«
»Mehr als Sie ahnen.«
Ich mochte Matt. Er wirkte ehrlich, offen und einfach, auf eine gute Weise. Ich musste daran denken, was ich Will einmal über das Genießen der einfachen Dinge im Leben gesagt hatte. Wann war mein Leben so kompliziert geworden?
»Ich fange in ein paar Wochen als Koch in einem neuen Lokal in West Village an. Ich fände es toll, wenn Sie mal vorbeikämen!«
Hatte er mich gerade um ein Date gebeten? Nein, definitiv nicht. Ein Date findet an einem speziellen Ort und zu einer bestimmten Uhrzeit statt. Und nebenbei hat er mich nur gebeten, mal in seinem Lokal vorbeizuschauen. Dennoch spürte ich ein merkwürdig vertrautes Kribbeln im Bauch. Nerven?
»Glückwunsch! Ich komme gern vorbei. Wenn Sie auch nur annähernd so gut kochen wie Cocktails servieren, sind Sie ein Knüller.«
Er zog sein Handy aus der Brusttasche seines Hemds: »Wie ist Ihre Nummer?« Ich programmierte meine Büronummer in sein Handy ein, und er ließ es zurück in die Brusttasche gleiten. »War schön, Sie wiederzusehen, Alex! Genießen Sie den Rest des Abends. Ich melde mich.«
»Großartig. Ich freue mich drauf.« Und das meinte ich ehrlich. Die Mädels warteten kaum ab, bis er außer Hörweite war, bevor sie mich mit Fragen bombardierten.
»Wer war das?«, fragte Liv, während mich alle fragend ansahen. Ich erzählte ihnen, was ich wusste, was nicht sehr viel war.
»Er scheint nett zu sein«, meinte Annie. »Siehst du, es gibt nette Männer. Gerade eben sind wir einem begegnet.«
Er schien nett zu sein, ode r ?
Ich drehte mich um und sah, wie Matt sich mit einer Gruppe junger Männer in Jeans unterhielt. Sie lachten, tranken Bier und redeten nicht über Geld oder den Finanzmarkt oder über sich. Sie sahen wahrhaftig zufrieden und entspannt aus. Zwei Dinge, die auf mich seit viel zu langer Zeit nicht mehr zutrafen. Irgendwann hatte mich der Glamour der Finanzwelt so gefan gen genommen, dass ich vergessen hatte, wie viel Spaß es machte, ein Bier für acht Dollar statt Wein für zweihundert Dollar die Flasche zu trinken. Ich beneidete sie. Er fing meinen Blick auf und lächelte. Ich winkte ihm kurz zum Abschied zu, als wir unsere Taschen einsammelten und aus der Bar schwankten, und wunderte mich, dass eine kurze Unterhaltung mit einem praktisch Fremden dafür sorgte, dass ich mich rundherum besser fühlte.
Als ich später am Abend ins Bett krabbelte, war mir einiges klar geworden. Ich hatte tolle Freundinnen. Ich hatte einen guten Job. Ich brauchte keinen Kerl, der mir die Laune verdarb. Es war der erste Abend seit Langem,
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