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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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was ich meine?«
    Das tat ich. Es war das Erste, was ich wahrhaftig verstand seit meinem ersten Arbeitstag. Das war etwas, wofür ich dankbar sein sollte.
    »Ich verstehe. Und ich sollte weiterhin Schwein mögen, richtig?«
    »Absolut, Süße! Und jetzt hör auf, die Reling festzuhalten. Geh rüber und mische dich unters Volk! Du bist im Sales, Herrgott noch mal! Mauerblümchen können wir im Team nicht gebrauchen. Beackere die Leute, sorg dafür, dass man dich mag, und tu immer so, als würdest du die Arschlöcher mögen, die du nicht ausstehen kannst. Das gehört alles zu deinem neuen Job.«
    »Danke, Reese«, sagte ich, während ich ihm folgte und mich mit neuem Selbstbewusstsein unter die Leute mischte. »Danke für deinen Rat, ich weiß ihn zu schätzen.«
    »Du bist jetzt eine von uns, Süße. Noch eins, was unseren Desk betrifft: Wir decken uns immer gegenseitig. Was aller dings nicht heißt, dass wir dich nicht gleichzeitig gnadenlos verarschen.«
    »Ungefähr so wie ältere Brüder?«
    »Genau. Vierzig an der Zahl.«
    Reese hatte mir meine erste echte Sales-Lektion erteilt, und es war wahrscheinlich die wichtigste, die ich je bekommen würde: Wenn ich erfolgreich sein wollte, dann musste ich sehr gut darin werden, Leuten vorzumachen, dass ich sie mochte.

4
    Wenn ich Amerika s Jugend unterrichten wollte, wäre ich Kindergärtneringeworden
    In der ersten Oktoberwoche hatte ich einen speziellen Grund zu feiern, und das tat ich mit Annie und Liv in einem Sushi-Restaurant downtown, das ironischerweise »Bond Street« hieß. Ich hatte meine gesamten Prüfungen bestanden. Es war Freitagabend, und wir waren alle bester Laune. Also trafen wir uns in der Lounge im Untergeschoss, kippten abwechselnd Martinis und Bloody Marys und futterten Sushi bis zwei Uhr morgens. Chick nahm nicht groß Notiz davon, dass ich alle drei Prüfungen bestanden hatte, als ich ihm stolz die Ergebnisse präsentierte. Ich weiß nicht, was ich von ihm erwartet hatte. Vielleicht: »Gut gemacht, Alex!« Oder sogar: »Nimm dir heute frei, Alex!« Aber von ihm kam nichts dergleichen. Er warf einen kurzen Blick auf die Ausdrucke, knuffte mich freundschaftlich und verschwand in ein Meeting. Ich versuchte, nicht allzu geknickt zu sein.
    Ich dachte, dass ich vielleicht meinen eigenen Schreibtisch bekäme, nachdem ich meine Prüfungen bestanden hatte, aber der November zog ins Land, und ich hockte immer noch auf dem Klappstuhl. Jemand hatte mit einem Edding »Girlie« darauf geschrieben, sodass ich ihn immer mühelos fand. Ich hätte gern gewusst, wem ich das zu verdanken hatte.
    Alle paar Tage rückte ich meinen Stuhl ein Stück weiter und setzte mich zwischen zwei neue Kollegen. Es war unmöglich, mir die Namen meiner Kollegen zu merken, weil jeder mehrere Pseudonyme hatte und mit verschiedenen Kombinationen seines Rufnamens, Nachnamens und/oder Spitznamens angeredet wurde. Ich wusste nicht, wie ich sie jemals auseinanderhalten sollte. Es gab mehrere Johns, Joes, Bobs und Peters plus diejenigen, die Murph, Sully oder Fitzie hießen, die aber auch John, Joe, Bob oder Peter hätten heißen können. Dann waren da noch die Typen mit Spitznamen: Unter anderem gab es einen »Loaf«, einen »Tank«, einen »Moose«, einen »Shrek«, einen »Dino« und einen »Chewie«. Alle trugen Chinos, verschieden gemusterte blaue Hemden, braune Gürtel und ihr Ego vor sich her. Sie lachten ständig und machten sich wechselseitig übereinander lustig, und ich konnte sie partout nicht auseinanderhalten.
    Die Männer hatten jedem weiblichen Wesen auf der Etage – ausschließlich der Verwaltungsassistentinnen waren es ungefähr vierzig Frauen unter vierhundert Männern – einen Spitznamen verpasst; ihre richtigen Namen benutzten sie nie. Eine junge Brasilianerin wurde wegen ihrer olivfarbenen Haut »Pepper« genannt, eine hieß »Busted Britney Spears« wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Popstar und so weiter. Über Darth Vaders Assistentin Hannah, die unglaublich unterbelichtet war, zogen die Männer gnadenlos her. Die Männer meines Teams nannten sie nur »Baby Gap«, weil sie ihrer Meinung nach dort ihre Blusen kaufte. Sie hätte locker hinter eine Parkuhr gepasst, hätte sie nicht diese enormen falschen Titten gehabt, auf die sie mächtig stolz war. Und dann gab es noch die andere Frau in meiner Gruppe, diejenige, von der ich gedacht hatte, dass sie meine Freundin werden würde, weil Frauen schließlich zusammenhalten sollten. Der Schreibtisch am Ende der ersten Reihe

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