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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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sich über meine Schulter und starrte angestrengt auf den Bildschirm. »Welche Größe hat diese Schrift? Sieht aus, als wäre sie für Blinde. Verkleinern Sie sie, Alex«, instruierte er mich. Ich verkleinerte die Schrift von vierzehn auf zwölf Punkt.
    »Jetzt ist sie zu klein«, kommentierte ein anderer. »Und warum benutzen wir Quadrate und keine Rechtecke für das Cash-Flow-Diagramm? Die Folie ist rechteckig; die Kästen sollten auch rechteckig sein.« Banker Nummer zwei beugte sich über meine Schulter und verfolgte mit dem Finger das Quadrat auf dem Bildschirm, nur für den Fall, dass ich Nachhilfeunterricht bräuchte in Grundrissen. Er roch nach abgestandenem Kaffee, Zigaretten und Old Spice.
    Ich klickte mit der Maus die Ecke des Kastens an und zog ihn nach links, veränderte das Quadrat in ein Rechteck und stellte den Text dann mittig in die neue Form. »Besser?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    Er kratzte sich den Kopf und betrachtete nachdenklich den Bildschirm. Banker Nummer drei fiel ein. »Mir gefällt das nicht. Warum ist es rot? Rot steht für Unglück. Rot ist assoziiert mit Verlusten, mit einem rückläufigen Aktienmarkt. Es ist eine negative Farbe. Wir wollen Leuten diesen Deal verkaufen. Rot in der Präsentation könnte unterschwellig die falsche Botschaft vermitteln. Ändern Sie das!«
    Ich machte aus Rot Grün, was mir sinnvoll vorkam. Wenn ich seiner Logik folgte, sollte Grün eine positive Farbe sein, assoziiert mit Zuwächsen, Gewinnen und Geld. Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Was zum Teufel ist das, Alex? Das ist doch keine Weihnachtskarte. Nehmen Sie Grau.«
    Grau, richti g ! Klar doch.
    Dem ersten Banker gefiel nicht, wie die Kästen ausgerichtet waren. Sie standen zu weit auseinander, dann zu eng zusammen. Die Formulierung war falsch; sie war nicht prägnant genug. Also änderte ich die Schlagzeile, während die Banker sich nicht entscheiden konnten zwischen den Worten »kann« und »wird«.
    »Die Ausschlussklausel unten auf der Seite sollte kursiv gesetzt werden. Der Gesetzgeber möchte, dass sie deutlich sichtbar ist«, wandte Banker Nummer vier ein.
    »Kursive Schrift sieht so – wie sagt man noch gleich – amateurhaft aus. Können wir es halbfett machen?«
    Klar, kursiv schreit geradezu, hier war ein Dilettant am Werk, während halbfett ein Beispiel für Professionalität ist. Liest überhaupt irgendjemand diese Dinger?
    Banker Nummer zwei schüttelte den Kopf. »Es halbfett zu drucken, stellt es zu sehr in den Mittelpunkt der Seite. Wir können nicht zulassen, dass die Ausschlussklausel von den umrissenen Risiken ablenkt.«
    »Hmmmm«, nickte Banker Nummer drei nachdenklich. »Ich verstehe, was du meinst.«
    Wollt ihr Jungs mich verscheißern?
    »Wie wäre es, wenn wir normale Schrift nähmen, aber es unterstreichen?«, schlug Banker Nummer fünf Banker Nummer eins vor, während er seinen Fünf-Uhr-Bart rieb.
    »Das ist es! Das ist perfekt. Großartig.« Sie schlugen sich gegenseitig auf die Schulter und beglückwünschten sich zu ihrer umwerfenden Lösung.
    Unterstreichen.
    Die vielen Male, die ich mir meinen Vater bei seiner Arbeit vorgestellt habe, sah ich ihn nie als jemanden vor mir, der sich mit etwas so Stupidem wie Schriftgraden und Farben abgibt. Ich fragte mich, ob er bei Sterling auch gerade eine arme Analystin mit derartig idiotischer Arbeit quälte. Hoffentlich nicht.
    »Also, wegen dieser Kästen …«, grübelte Banker Nummer eins.
    Justieren Sie sie mittig. Sehen die Kästen so vielleicht sexier aus? Machen Sie sie dreidimensional, schattieren Sie sie etwas mehr. Die Pfeile sind nicht gleich lang, nicht dick genug, es sind zu viele, nein, zu wenige …
    Und so weiter und so weiter.
    Fünfzehn Minuten später hatten sie sich über die erste Folie geeinigt. Ich saß gekrümmt wie eine Bucklige auf meinem Stuhl, jeder Muskel in meinem Rücken tat mir weh. Ich versuchte, mich gerade hinzusetzen, um meine Wirbelsäule zu entlasten, aber das führte dazu, dass ich meine Brüste präsentierte wie ein Pornostar. Ich sah, wie einer der Typen interessiert eine Braue hob und sackte lieber wieder zusammen in meine gekrümmte Haltung.
    »Okay«, sagte ich und tat so, als hätte ich ihre Blicke nicht bemerkt. »Sollen wir uns an Seite zwei machen?« Ich wagte einen kurzen Blick auf den Monitor. »Folie 2 von 46.«
    Fantastisch.
    Stunde um Stunde verging, und wir machten kaum Fort schritte. Ich blickte auf meine Uhr. Halb drei. Kein Wunder, dass Banker immer bis spätabends

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