Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
Vom Netzwerk:
Gesicht, so als stünde er kurz vor einer heftigen Herzattacke. Sollte mir recht sein.
    »Mag sein«, fauchte ich ihn an. »Aber lassen Sie sich eins gesagt sein: Sollten sie und ich jemals gegeneinander antreten, dürften Sie nicht mal von der Ersatzbank aus zusehen, Sie Fettsack!« Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, da bereute ich sie schon.
    Jemand brüllte von hinten: »Heilige Scheiße, T.C. , da hat dir aber ’ne Tussi gerade ’nen kräftigen Tritt in die Eier verpasst!« Alle in der Schlange brachen in schallendes Gelächter aus. Der Fette war nicht amüsiert. Ich stürmte davon, schnappte mir meinen Mantel vom Stuhl und eilte zum Ausgang. Drew rief hinter mir her, wollte mich aufhalten, aber ich war ziemlich sicher, kurz vorm Heulen zu sein, und ich wollte diesen Abend nicht noch dadurch verschlimmern, dass ich mich vor allen demütigte. Ich rannte um die Ecke und versuchte vergeblich, ein Taxi heranzuwinken. Wer jemals versucht hat, mitten in der City im Dezember ein Taxi zu kriegen, weiß, dass es wahrscheinlicher war, sich von einem Raumschiff hochbeamen zu lassen. Als Drew mich erreichte, lehnte ich an einem parkenden Wagen und wischte mir die Tränen von den bereits vereisten Wangen.
    »Alex, nun warte doch! Dieser Typ ist ein unglaublicher Loser, lass dich von ihm nicht verunsichern. Ist dir wirklich wichtig, was er denkt?«
    »Ich fasse es nicht, dass er das gesagt hat! Ich hätte nie gedacht, dass es erwachsenen Männern einen Kick gibt, Frauen, die halb so alt sind wie sie, klein zu machen. Ich hätte auch nie gedacht, dass erwachsene Männer mit Kolleginnen in öffentlichen Toiletten vögeln. Was zum Teufel geht hier vor?«
    Drew lehnte sich neben mir ans Auto und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. »Nicht alle sind so. Leider geben sich diejenigen, die so sind, keine Mühe, es zu verbergen. Auf jedes Arschloch kommen eine Million gute Kerle. Aber es ist nun mal leider so, dass einem immer die Arschlöcher auffallen.«
    »Dieser Abend hat sich gerade in ungefähr zehn Minuten von einem meiner besten zu einem meiner schlimmsten entwickelt. Ich will nur noch nach Hause.«
    Drew winkte einem Taxifahrer, der gerade aus einem Coffeeshop auf der anderen Seite der Ninth Avenue kam. Er hielt mir die Tür auf, als ich auf den Rücksitz krabbelte.
    »Fröhliche Weihnachten, Alex! Schlaf dich ordentlich aus. Morgen wird alles besser. Ich verspreche es.«
    Das Taxi fuhr los Richtung West Side Highway. Ein Managing Director hatte mich hässlich genannt, und ich hatte mich dafür mit ›Fettsack‹ revanchiert. Viel schlimmer kann es morgen gar nicht werden.

6
    Hotel Cromwell
    Ich stand extra früh auf am nächsten Morgen, um es hinter mich zu bringen. Noch nie hatte mir so davor gegraut, ins Büro zu gehen. Ich loggte mich in meinen Computer ein und fand eine neue Mail vor.
    MSG VON PATRICK, WILLIAM:
    A-
    WAS ZUM TEUFEL WAR LOS GESTERN ABEND? ICH SAH DICH AUS DER BAR STÜRZEN. GEHT ES DIR GUT? ES GAB VIEL GEREDE DARÜBER, DAS DU JEMANDEM DIE MEINUNG GEGEIGT HAST.
    Während ich noch überlegte, wie ich Wills E-Mail beantworten sollte, wurde ich von einem sehr wütenden Chick unterbrochen, der mich an meinem Pferdeschwanz hochzog. »In mein Büro. Sofort!«, war alles, was er sagte, bevor er losmarschierte. Das war kein gutes Zeichen. Er benutzte sein Büro nur, um neue Mitarbeiter zu begrüßen, Jahresabschlussberichte zu geben, Leute zu feuern und privat zu telefonieren. In Chicks Büro wurde man nur zitiert, wenn das, was er einem sagen wollte, nicht für die Ohren aller übrigen auf der Etage bestimmt war.
    Ich ließ meinen Blick durch den Saal huschen, um zu überprüfen, ob irgendjemand mitbekommen hatte, dass ich in Schwierigkeiten steckte, aber das Team schien sich voll auf seine morgendlichen Aufgaben zu konzentrieren. Alle bis auf Will, der mitleidig die Achseln zuckte.
    Als ich Chicks Büro betrat, einen Raum, den ich seit meinem Antrittstag in der Firma nicht mehr betreten hatte, stand er mit dem Rücken zur Tür und starrte aus dem Fenster. Ich schloss leise die Tür hinter mir und setzte mich auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Ich saß da gute drei Minuten, bevor er mit mir sprach, und als er das tat, blieb er weiterhin mit dem Rücken zu mir stehen.
    »Was habe ich dir verdammt noch mal gesagt?«
    Chick hatte mir viele Dinge gesagt im Verlauf der letzten sechs Monate. Ich hatte keine Ahnung, was davon ich ihm wiederholen sollte, und ich nahm an, dass Schweigen besser

Weitere Kostenlose Bücher