Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
arbeiteten; diese Idioten knieten sich in jedes noch so kleine Detail.
»Gibt es nicht ein neues Pitch-Book-Format?«, wollte Banker Nummer ein von mir wissen. »Eins, wo das Firmenlogo rechts oben und nicht links unten ist?«
»Ja, aber wir müssen es nicht benutzen.«
Bitte, sag es nicht, bitte, sag es nich t !
»Ich glaube, wir sollten das neue Format benutzen. Dieses hier ist antiquiert. Behalten Sie den Schriftgrad und alle gleichbleibenden Kenndaten von Folie zu Folie bei und orientieren Sie sich an den beiden, die wir gerade korrigiert haben. Dann müssen Sie nur noch die Bücher kopieren lassen und sie als Over night-Sendungen fertig machen.«
»Ich muss ganz von vorn beginnen. Ich kann nicht einfach nur von diesem Programm ausschneiden und in das neue einfügen.«
»Deshalb biete ich Ihnen auch nicht an, auf Sie zu warten. Die Sendungen müssen aber unbedingt noch heute rausgehen, also halten Sie sich ran! Legen Sie eins Chick auf den Schreibtisch, damit er es gleich Montagmorgen vorfindet. Und bestellen Sie einen Kurier, der mir noch heute Abend eins nach Connecticut liefert, damit ich es übers Wochenende lesen kann. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Kein Problem«, murmelte ich, als sie abmarschierten. Ich kickte meine Schuhe unter den Schreibtisch, krempelte mir die Ärmel auf und bereitete mich auf einen langen Abend nervtötender Pitch-Book-Überarbeitungen vor.
Ich gab die Bücher um halb sechs zum Kopieren und wurde informiert, dass sie in ungefähr zwei Stunden fertig wären. Ich saß allein am Schreibtisch und las unseren wöchentlichen wirtschaftswissenschaftlichen Bericht, um mich mit etwas Sinnvollem zu beschäftigen, bevor der körperliche Teil meiner Bestrafung begann.
Um sieben klingelte mein Handy.
»Was ist los, wo bist du?«, fragte Liv, während Musik und Gelächter im Hintergrund nachhallte.
»Bei der Arbeit. Ich hasse mein Leben. Kommst du hierher, stichst mich nieder und erlöst mich von meinem Elend?«
»Wieso zum Teufel arbeitest du um sieben Uhr abends immer noch?«
»Ich muss Pitch Books fertigstellen. Ich habe Mist gebaut, und Chick bestraft mich. Ich erzähle es dir, wenn ich nach Hause komme.«
»Du hast Scheiße gebaut? Was hast du getan?«
»Es ist eine lange und schreckliche Geschichte. Ich erzähle sie dir später zu Haus.«
»Ich warte auf dich. Wie spät wird es ungefähr werden?«
»Ich kann es nicht genau sagen. Ich muss noch eine Weile hierbleiben und eine große Aussendung organisieren.«
»Dein Job ist ätzend.«
»Ja, ist mir bewusst. Ich muss auflegen. Die Bücher sollten gleich fertig sein, und ich werde eine Weile brauchen, um sie nach unten zu tragen.«
»Okay, Hulk Hogan! Bis später.«
Klick.
Ich spürte aufsteigende Tränen, was ungewöhnlich war für mich. Ich bin keine Heulsuse, besonders nicht in der Öffentlichkeit, sodass mich die Tatsache, dass mir die Augen schon das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen überliefen, überraschte. Dieser Job war alles, was ich mir je erträumt hatte – bis gestern. Heute, tja, heute war alles, was ich wollte, nur, so schnell wie möglich dieses Gebäude zu verlassen und nach Hause zu kommen. Mehr nicht.
»Die Lieferung für Ciccone«, sagte ich, als ich um halb acht den Beleg im Copycenter unterschrieb. Nur eine halbe Stunde, nachdem ich mit Liv telefoniert hatte – es fühlte sich aber wie Mitternacht an.
»Jawohl«, zwitscherte die Dame am Tresen, als sie auf einen Stapel von wenigstens einem Dutzend Kartons zeigte. »Die sind alle für Sie.«
»Sie machen Witze.«
»Nein, es sind vierhundert Bücher. Haben Sie jemanden, der Ihnen tragen hilft?«
»Nein«, seufzte ich. »Niemand hilft mir.«
Ich blickte hinunter auf meine Riemchensandaletten aus Lackleder. Mal wieder trug ich das unpassendste Schuhwerk. Scheißleben.
Ich hob den ersten Karton hoch und stöhnte wie ein Bodybuilder unter dem Gewicht. Dann begann ich meinen Abstieg in die Poststelle. Als ich dort nach zehn Minuten schweißgebadet ankam, ließ ich den Karton vor dem Arbeitstisch zu Boden fallen und kehrte um, um den zweiten zu holen. Als ich eine Stunde später fertig war, taten mir meine Arme und mein Rücken unglaublich weh, und meine Haare klebten fest am Hals. Scheiß auf dich, Chick! , dachte ich, als ich den letzten Karton zu Boden fallen ließ. Auf diesen Mist kann ich wirklich verzichten.
Ich konstruierte ein Eintütungssystem auf dem langen Metalltisch in der Mitte des Raums. An das eine Ende legte ich Stapel von je
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