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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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Krispies. Ich fügte den Krankheiten, die durch diesen Job entstanden waren, Verkrümmung der Wirbelsäule hinzu, gleich neben Leberzirrhose und fortgeschrittene Arterienverkalkung.
    »Und was tust du hier?«
    »Ich hab meine Schlüssel vergessen«, antwortete er, während er die obere Schublade seines Schreibtisches öffnete. »Gott sei Dank hab ich es noch bemerkt, während ich unten in der Bar war. Es wäre verdammt ärgerlich gewesen, wenn ich schon nach Hause gefahren wäre.«
    »Stimmt«, sagte ich und war mir verschwommen bewusst, dass ich ungefähr so gut aussah, wie ich mich fühlte. Ich kannte Will zwar erst einige Monate, aber er war schnell ein guter Freund geworden. Ein Freund, für den ich eine Schwäche hatte.
    »Was ist dein Problem?«, fragte Will und zog Drews Stuhl heran.
    »Siehst du hier?«, wies ich auf die abschließende Zahlen kolumne.
    »Aha.«
    »Ich halte diese Formel für richtig, aber aus irgendeinem Grund funktioniert sie nicht. Ich kann erst gehen, wenn ich es hingekriegt habe, was bedeutet, dass ich im Büro übernachten muss.«
    »Nein«, sagte er. »Du sitzt einfach schon zu lange daran und siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Rutsch mal rüber.«
    Erfreut rollte ich mit meinem Stuhl beiseite und ließ ihn an meine Tastatur. »Du musst nur die Handles abziehen, die Dezimalstellen mit zweiunddreißig multiplizieren und dann die Handles wieder hinzufügen. Dann klickst du ›Control C ‹ an, um die Formel zu kopieren, markierst den Rest der Kolumne, dann drückst du › ALT E , S , F ‹, um die Formel in die übrigen Spalten einzufügen, und fertig.«
    Natürlich. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?
    »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Excel-Crack bist.«
    »Ich hatte früher auch deinen Job. Es gibt ein paar Tricks, die man nicht vergisst.«
    »Danke. Du hast mich gerade vor einigen quälenden Stunden bewahrt.«
    »Gut, dass ich meine Schlüssel vergessen habe, was?«
    »Ja. Wenn Chick das nächste Mal von mir etwas verlangt, was Überstunden erfordert, hätte ich nichts dagegen, wenn du deine Brieftasche vergisst.«
    »Mal sehen, was ich tun kann. Na dann, was liegt noch an heute Abend, jetzt, wo ich dir erspart habe, im Büro zu übernachten?«
    »Oh Gott, nichts weiter. Ich fahre bloß heim und rolle mich auf der Couch ein. Immer noch besser als hier. Und du?«
    »Ich hätte nichts gegen einige Cocktails einzuwenden und wollte mir auf dem Nachhauseweg gerade irgendwo was zu essen holen. Hast du Lust mitzukommen und mir Gesellschaft zu leisten? Ich nehme an, dass du noch nichts gegessen hast?«
    »Nichts, es sei denn, du zählst den faden Keks von vor zwei Stunden dazu.«
    »Nein, tue ich nicht.«
    »Dann nichts!«
    »Dachte ich mir doch. Magst du lieber Huhn und Brokkoli oder Kung Pow Chicken?«
    »Ich mag beides«, sagte ich und rückte meinen Taschenriemen über der Schulter zurecht. »Und gegen eine Frühlingsrolle extra hätte ich auch nichts einzuwenden.« Wir verließen gemein sam das Gebäude und plauderten miteinander, als hätten wir es schon tausendmal vorher getan. Irgendwie fühlte es sich auch genauso an.
    Zwanzig Minuten später betraten wir sein Apartment an der Upper West Side. Es war ordentlich, gut ausgestattet und schlicht. Wie sich diese Beziehung – nicht dass es überhaupt eine war – entwickelte, war schon ziemlich merkwürdig. Vor vier Monaten hatten wir uns einmal getroffen, und jetzt aß ich mit ihm in seinem Apartment, und er schien das für völlig normal zu halten. Aber was wusste ich schon? Meine letzte Beziehung war ein Verbindungsstudent gewesen, der kaum seinen Weg ins Seminar finden konnte. Kein besonders fairer Vergleich.
    Ich stellte die Plastiktüte mit fettigem chinesischem Essen auf die Küchentheke. »Eine tolle Wohnung.«
    »Ja, das Gebäude war früher mal eine Fabrik oder etwas Ähnliches, sodass es höhere Decken und größere Fenster hat als die meisten Wohnhäuser.« Er stellte zwei Teller auf den Couchtisch vor dem Fernseher und öffnete eine Flasche Wein, die er aus einem kleinen Weinkühler im Flur holte. Ich öffnete die Esskartons, und der Duft erinnerte mich auf der Stelle daran, wie heiß hungrig ich war.
    Will setzte sich neben mich und verteilte das Essen.
    »Ich wusste gar nicht, wie hungrig Tabellen machen können. Danke für die Einladung.«
    »Kein Problem. Ich kann nicht gerade sagen, dass ich die damaligen Zeiten vermisse. Immer musste man lange arbeiten und für jeden den Knecht spielen. Wie

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