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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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hier, und bestimmt nicht in meinem Apartment auf der anderen Seite der Stadt. Und ich hatte auch keine Zeit, mir etwas anderes zum Anziehen zu holen. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und zog die Klamotten vom Vortag an. Mein Höschen verstaute ich zuunterst in meiner Handtasche. Nicht zu duschen, konnte ich zur Not verkraften, aber ich weigerte mich, dieselbe Unterwäsche zwei Tage hintereinander zu tragen. Als ich angezogen war, ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich auf einen Ledersessel, um den Reißverschluss meiner Stiefel hochzuziehen.
    »Geht es dir gut?«, erkundigte Will sich ernsthaft.
    »Körperlich geht es mir bestens. Was meinen seelischen Zustand betrifft, musst du später noch einmal auf mich zukommen.«
    »Gut. Ich erwähne es wirklich ungern, weil du offenbar kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehst – aber musst du heute mit denselben Klamotten ins Büro gehen wie gestern?«
    »Seltsamerweise habe ich nichts für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich heute Morgen mit zweistündiger Verspätung in der Upper West Side aufwache, eingepackt.«
    »Auch wieder wahr«, räumte er ein. »Du solltest dich lieber beeilen! Hoffentlich finde ich dich nicht festgebunden an einem Marterpfahl, wenn ich komme.«
    »Findest du das witzig? Was ist, wenn er mich feuert?«
    »Wird er nicht«, versicherte er mir. »Er wird es viel zu sehr genießen, dich zu quälen, um dich zu feuern.«
    »Na toll!«
    »Ich ruf dich an, bevor ich im Büro auftauche.«
    »Klar, mach das. Ruf mich an, ich kann’s kaum erwarten«, mur melte ich.
    Aber da hatte ich die Haustür schon hinter mir geschlossen.
    »Ich muss so schnell wie irgend möglich zur Wall Street. Und in einem Stück anzukommen, hat nicht unbedingt die erste Priorität«, instruierte ich den Taxifahrer, als ich die Tür hinter mir zuschlug. Ich holte mein Handy heraus, um den unglaublich peinlichen Anruf im Büro hinter mich zu bringen, aber als ich die Nummer wählen wollte, ertönte nur der vertraute Piepton.
    Die Batterie war leer. Ich hatte bei Will übernachtet. Meine Kleidung stank wie schaler Wein. Meine Haare waren fettig und verfilzt. Ich sah aus, als ob … nun ja … als ob ich gerade aus dem Bett gefallen wäre.
    Ich war so gut wie tot.
    Ich rannte die Treppe hoch, nahm zwei Stufen auf einmal, schleuderte dem Sicherheitsmann meinen Ausweis quasi zu und warf meine Handtasche aus einem Meter Entfernung auf das Förderband, während ich durch den Metalldetektor rannte. Ungeduldig wartete ich darauf, dass meine Tasche aus dem Röntgengerät auftauchte und musste mit Entsetzen beobachten, dass das Förderband stoppte und wieder zurücklief, damit der Sicherheitsmann sich den Inhalt meiner Tasche besser ansehen konnte.
    »Wo ist das Problem? Da drin ist nichts!«, schrie ich den Sicherheitstypen an, der sich keinen Deut darum scherte, dass ich geteert und gefedert werden würde, sobald ich den Handelssaal betrat.
    »Nur eine Sekunde, da ist etwas …« Er wies mit einem Kugelschreiber auf den Bildschirm. »Das ist merkwürdig … Miss, wir müssen Ihre Tasche durchsuchen.«
    »Das ist dieselbe verdammte Tasche, die jeden Morgen durchleuchtet wird!«
    »Treten Sie beiseite, Miss.« Ein Sicherheitsmann schob mich weg von dem Gerät, während zwei mit Pistolen bewaffnete Männer sich sorgfältig weiße Latexhandschuhe überzogen.
    » SPITZE! «, schrie ich. »Das ist einfach spitze. Mussten Sie sich ausgerechnet heute aussuchen, um mich für ein Sicherheitsrisiko zu halten?«
    »Miss!« Der Sicherheitstyp verlor langsam die Geduld. »Treten Sie beiseite und lassen Sie uns Ihre Tasche durchsuchen. Je eher wir das tun, desto schneller können Sie nach oben gehen.«
    Hilflos sah ich mit an, wie sie meine Brieftasche herausholten, mein totes Handy, mein Kosmetiktäschchen, mein Filofax und eine Bürste. Die Bestandteile meines Lebens aufgereiht wie Beweisstücke an einem Tatort auf einer kalten Metallplatte in der Cromwell Pierce Lobby.
    Mir blieb das Herz stehen.
    Bitte sagt mir nicht, dass sie …
    Sie können doch unmöglich …
    Sie würden doch nicht vor allen Augen …
    Mein Höschen.
    Kaum wurde mir klar, was gleich passieren würde, als der Mann, der das Röntgengerät bediente, auch schon mein Höschen aus der Tasche zog und es hochhielt, damit das Sicherheitsteam es inspizieren konnte. Ich trat von einem Fuß auf den anderen, als zwei weitere schwer bewaffnete Wachmänner sich dem Förderband näherten, um zu inspizieren, was sie wahrscheinlich in ihrem

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