Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
Vom Netzwerk:
sagten beispielsweise: »Ich hab deinen Bären hinten in einem Van auf dem West Side Highway gesehen. Er blutete.« Oder: »Ich hab einen Bärenkopf in einem Mülleimer im Battery Park gesehen. Hoffentlich ist es nicht deiner.« Reese machte mit einer Wegwerfkamera Fotos von dem Bären im ganzen Gebäude: in der Kaffeebar, auf dem Kopierer, in der Poststelle etc. Er ließ sie entwickeln und legte sie auf Biffs Schreibtisch, sobald der sich mal entfernte. Reese war gnadenlos; er steckte Lösegeldforderungen in Biffs Aktentasche, in seine Schreibtischschubladen, wohin auch immer. Das ging eine ganze Woche so. Als Biff es nicht mehr aushielt, schickte er mir eine halbherzige Entschuldigungsmail und kaufte eimerweise Grillhähnchen für unseren Desk. Nächsten Morgen kam Reese um sechs Uhr ins Büro und gab den Bären zurück, der über und über bandagiert war.
    Marchetti manipulierte Reese’ Computer, sodass er alles in japanische Schriftzeichen umwandelte. Die Techniker brauchten eine Stunde, bis sie herausfanden, wie sie es zurück ins Englische bekamen. Als Chick sah, dass es zu den Grillhähnchen Dutzende Mini-Maismuffins gab, wurde ich sein Mini-Muffin-Opfer. Er verteilte sie überall: auf meiner Tastatur, in meiner Schreibtischschublade, in meinen Ersatzschuhen, die ich unter meinem Schreibtisch aufbewahrte. Ich fand sie in meiner Kosmetiktasche, in meiner Handtasche, in meinen Manteltaschen. Jeden Tag fand ich weitere Mini-Muffins an den bizarrsten Orten und wusste nie, wann ich eine in meinen Stilettos zerquetschen oder Krümel in meiner Mascara finden würde. Ich betete darum, dass die Märkte sich wieder normalisierten, damit dieser Unfug aufhörte. Wenn ich einen Muffin übersah, bekämen wir am Ende noch Mäuse.
    Drew klaute Will seine Kreditkarte und ließ die absurdesten Dinge bei ihm anliefern. Lederne Beinkleider, eine Peitsche, eine Dose Gleitgel, einen Nasenhaarclip, Starthilfekabel. Will rief das Hotel in Boston an, in dem Chick übernachtete, und informierte sie, dass er aufgrund von Rückenproblemen auf dem Fußboden schlafen musste und sie das Bett entfernen sollten. Als Chick um Mitternacht in seine Suite kam, war das Schlafzimmer leer bis auf zwei Kissen auf dem Fußboden. Er fand das nicht witzig, ganz im Gegensatz zu uns.
    Einer der Händler hatte eine allseits bekannte Aversion gegen Mixed Pickles und aß nichts, was auch nur in Kontakt mit ihnen gekommen war. Eines frühen Morgens, als er sich einen Kaffee holte, entfernte Drew das Mundstück von seinem Telefon und schüttete Picklesaft in den Hörer. Sobald der Händler zurückkam und sich setzte, wählte Drew seine Nummer. Als der Händler den Hörer abnahm, lief ihm der Saft übers Kinn und sein Hemd, und er musste kotzen. Er nahm Drew das sehr lange übel. Andererseits hatten Ausfallzeiten auch ihre Vorteile. Man hatte mehr Zeit für Aktivitäten außer der Reihe.
    Meine Beziehung mit Will war alles andere als normal. Zunächst mal wäre es verrückt von mir gewesen, überhaupt von Beziehung zu reden. Seit unserer gemeinsamen Nacht letzten Monat, die zu einer tausendzweihundert Dollar teuren Lunchrechnung geführt hatte, hatte ich ihn nur einmal außerhalb des Jobs gesehen. Wir waren in einer Kellerbar im Village und spielten ein paar Stunden lang Pool, und dann setzte er mich in ein Taxi und schickte mich nach Hause. Das war in Ordnung; ich war sehr dafür, diese total unverantwortliche Beziehung zu einem Kollegen mit aller Vorsicht anzugehen. Aber sich nur einmal zu treffen nach einer unüberlegten gemeinsamen Nacht schien mir doch übertriebene Vorsicht zu sein. Normalerweise hätte ich nur angenommen, dass er nicht interessiert war, meinen Stolz heruntergeschluckt und weitergemacht. Aber das war schwer, da ich nur ein paar Meter entfernt von ihm saß und er gnadenlos via E-Mails mit mir flirtete. Ich fing schon an mir zu wünschen, dass die Technik weniger fortgeschritten wäre. Wenn wir nicht den ganzen Tag lang ungehinderten Zugang zu unseren gegenseitigen Mails gehabt hätten, wäre es mir viel leichter gefallen, auf Distanz zu bleiben. Brieftauben waren vielleicht gar kein schlechtes Kommunikationsmittel und würden wahrscheinlich für mehr Vernunft unter den Menschen sorgen.
    Eines sonnigen Morgens Ende April wedelte Marchetti als Erstes mit einem weißen Bestellformular. »Zeit für die jährliche Bestellung der Pfadfinder-Kekse«, sagte er munter.
    »Der was?«, fragte ich, während Drew sich das Formular schnappte und seinen

Weitere Kostenlose Bücher