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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Duffy
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Blaumann mit der Sackkarre geduldig am Kantstein.
    »Danke für die Fahrt«, sagte ich zum Fahrer, nachdem er mich, den Käse und die Pappkartons mit den Panini auf dem Bürgersteig abgeladen hatte.
    »Nein, ich danke IHNEN! Ich kann es kaum erwarten, meiner Frau diese Geschichte zu erzählen.«
    Ich drehte mich zu dem Hausmeister um und sagte so ruhig wie möglich: »Deswegen brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Whoaaaaa«, sagte er und starrte den riesigen gelben Block an. »Ist das Parmesan?«
    »Genau. Arthur Avenues bester.«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf und sagte bissig: »Ihr Typen habt einfach zu wenig zu tun.«
    Das war nicht zu bestreiten.
    Wir luden den Käselaib auf die Sackkarre, und ich stellte die beiden Kartons oben drauf, während er mich zum Lieferaufzug begleitete. Als ich in den Handelssaal kam, rief ich »Macht Platz!« und schob die Karre über den Flur durch nach links und rechts ausweichende Kollegen. Zwei Jungs vom Emerging Market Desk boten mir ihre Hilfe an. Feierlich trugen sie den Käse hinüber zu Chicks Schreibtisch.
    Da sage noch einer, es gäbe keine Ritterlichkeit mehr.
    Chick klopfte auf den Laib. »Wie viel? Alles in allem?«, fragte er.
    »Ungefähr zwölfhundert«, antwortete ich. »Tausend Dollar für den Käse und etwa zweihundert für die Sandwiches.«
    »Ich zahle dir mehr als zwölfhundert pro Jahr, nicht wahr?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Sodass du in Wahrheit Glück gehabt hast, dass ich dich nicht gefeuert habe, was dich unterm Strich teurer zu stehen gekommen wäre als zwölfhundert Dollar. Ich nehme an, du hast deine Lektion gelernt und wirst nie wieder dermaßen zu spät kommen?«
    Ich nickte langsam.
    »Okay. Mein Job hier ist getan.« Er griff unter seinen Schreibtisch und zog ein imposantes Hackmesser hervor.
    »Woher hast du das denn?«, fragte ich. Er lächelte, als wäre es völlig normal, dass er ein potenzielles Mordinstrument in seiner Aktentasche hatte. Mein Tanga war nicht durch die Sicherheitskontrolle gekommen, aber er hatte es irgendwie geschafft, ein Messer durch das Röntgengerät zu schmuggeln. Schweigend umkreiste er den Käse wie ein Tier seine Beute. Als er die wie er meinte perfekte Stelle gefunden hatte, hackte er in den riesigen Laib, wobei die Klinge kaum die dicke Außenschicht durchdrang, sondern nur die Rinde perforierte.
    »Und jetzt wird gegessen.«

9
    Isst du für 28 000 Dollar
den Verkaufsautomaten leer?
    Der Frühling entwickelte sich nur zögerlich. Im April waren die Märkte gnadenlos ruhig, was schlecht war, wenn man bedenkt, dass wir unseren Lebensunterhalt mit Handel verdienten. Wenn Klienten nicht handelten, verdienten wir kein Geld, und eine ganze Etage voller spleeniger, egomanischer Persönlichkeiten, die zu viel Zeit hatten, war nie gut. Die Etage wurde die Keimzelle für jedwede Art von Jux und Tollerei. Zuerst würfelten Drew und Reese, und zwar um tausend Dollar pro Wurf. Sie zahlten sich nicht ihre jeweiligen Gewinne aus, sondern schrieben sie auf und verrechneten sie gegeneinander. So waren sie beschäftigt, und das war die Hauptsache. Ich kaufte mir online Sachen, die ich nicht brauchte: Schminktäschchen, Kerzen, Bilderrahmen – alles, was später eventuell als Geschenk dienen könnte. Man kann mir das nicht vorwerfen. Was soll eine Frau mit drei Bildschirmen schon anderes tun, wenn sie sich langweilt? Wir spielten Basketball mit Papierbällen und leeren Dosen, und Golf mit den in den Schränken aufbewahrten Schlägern und Baseballmützen als provisorischen Löchern. Und wir klauten uns gegenseitig Ersatzschuhe oder irgendwelche Kinkerlitzchen aus den Schreibtischen.
    Ruhige Märkte boten auch die Gelegenheit, sich für frühere Vergehen zu rächen. Anfang des Monats hatte mich ein Händler namens Biff für einen Fehler, den ich beim Verbuchen gemacht hatte, in der Luft zerfetzt. Seine Reaktion war total überzogen gewesen, und Reese war wütend auf ihn, weil er jemanden aus seinem Team so runtergeputzt hatte. Aus Rache stahl er einen Teddybär, der als Maskottchen auf Biffs Schreibtisch stand. Während der Händler in einem Meeting war, bastelte Reese sorgfältig eine Lösegeldforderung, indem er Buchstaben aus Zeitschriften und alten Ausgaben des Wall Street Journal ausschnitt. Die Forderung besagte unmissverständlich, dass Biff, wenn er keinen Lunch für den gesamten Sales Desk kaufte und sich entschuldigte, seinen Teddybären nie wiedersehen würde. Als sich das rumsprach, riefen mehr und mehr Klienten an und

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