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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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mir:
    »Vor einigen Wochen richtete die Moschee einen Gedenkgottesdienst und eine Gedenkfeier für Alparslan Türkes aus, den 1997 verstorbenen Gründer der rechtsextremen türkischen Partei MHP [ Milliyetçi Hareket Partisi , Partei der Nationalistischen Bewegung] sowie der Grauen Wölfe. Kennen Sie die? Dies ist eine rassistische, rechtsextreme, antisemitische Organisation. Die Wölfe sind gleichermaßen antikapitalistisch und antikommunistisch, weil ihrer Meinung nach beide Denkschulen von Juden begründet wurden. Einige türkische Bürger wollten dagegen demonstrieren, aber Deutsche wie Gitti waren dagegen. Sie haben kein Problem mit den Grauen Wölfen.«
    Soll ich Gitti und die anderen deutschen Unterstützer der Moschee fragen? Ehrlich gesagt halte ich es für witzlos, sie auf dieses Thema anzusprechen. Sie werden behaupten, daß die hier abgehaltene Gedenkfeier einem anderen Alparslan Türkes galt, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen betrunkenen türkischen Juden handelte, daß MHP für Muslimisch-Hebräische Partei des Friedens steht und die MHP und die Grauen Wölfe Todfeinde sind.
    Lieber verlasse ich diesen Ort und sein Gemisch aus Kulturen.
    Im Zug frage ich mich, was ich in Marxloh gesehen habe. Ich traf auf Stolz unter den Türken, großen Stolz, aber auch auf viel Haß. Ich bewundere ihr Rückgrat, ihre Leidenschaft, ihrEngagement und ihre Herzenswärme. Ihr unsinniger Haß aber, ihre grenzenlose Judenverhöhnung und die Leichtigkeit, mit der ihre Gemeinschaft sich dem Fanatismus an den Hals wirft, widern mich an. Tut mir leid.
    Und dann sind da noch die Deutschen. Was sie beschützen, ist nicht der Koran oder der Islam, da sie von beidem keine Ahnung haben, sondern die Art von Islam, die in ihrer Gesellschaft vorherrscht. Hier sind Deutsche, die die Schande, die Judenmörder von gestern zu sein, dadurch auslöschen wollen, daß sie sich mit den Judenhassern von heute zusammentun. Diese Deutschen haben kein Rückgrat, keinen Stolz, keine Ahnung und nur sehr wenig Menschlichkeit. Tausendmal am Tagsagen sie peace and love , ohne es wirklich zu meinen. Mit zwei Fingern machen sie das Friedenszeichen, ihre Herzen aber singen Sieg Heil .
    Doch hier geht es nicht nur um Gitti und ihre Freunde, sondern auch um die Rolle der deutschen Medien. Sie brüsten sich damit, wahrheitsliebende und ehrliche Übermittler von Nachrichten zu sein, und sind weder das eine noch das andere. Nicht nur daß sie es unterlassen, diese Gemeinde und diese Moschee als das zu entlarven, was sie sind: Judenhasser, nein, sie eilen sogar herbei, um sie zu tarnen. Was die deutsche Presse über die Gemeinde und die Moschee schreibt, ist niederschmetternd. Nicht einmal Kai Diekmann mit seinen 800 Journalisten ist hier, um diese Schande für Deutschland zu enthüllen.
    Ich bin heute in schlechter Stimmung. Bitte um Entschuldigung. Nein, das Problem sind nicht die türkischen Frauen, die hier einen Hijab tragen, es sind die 82 Millionen Deutschen, die eine Burka tragen. 82 Millionen Deutsche, die nichts Besseres zu tun haben, als von den 106000 Juden besessen zu sein, die unter ihnen leben. Es haut einen wirklich um.
    Ja, ich weiß, ich klinge wie ein Prediger in der Wüste. Haben Sie jemals versucht, mit einem deutschen Intellektuellen zu argumentieren? Wie stark auch immer Ihre Argumente sein mögen, er wird niemals zugeben, im Unrecht zu sein. Im Gegenteil: Er wird Sie bei einem semantischen Fehler erwischen und ein Buch schreiben, um nachzuweisen, wie ignorant Sie sind. Er wird tausendundeine Quelle zitieren, von denen keine etwas mit dem Kern dessen zu tun hat, was Sie gesagt haben, um Sie der Unwissenheit und der Voreingenommenheit zu überführen. »Daß Tuvia ›er‹ schreibt und nicht ›sie‹, beweist ohne den geringsten Zweifel, daß er an einem schweren Fall von Sexismus leidet.«
    Die Türken hier bilden eine wunderbare Gemeinschaft, aber sie haben dieses gewisse Gebrechen, diese kleine Krankheit: Sie sind allergisch gegen Juden.
    Während ich in ihrer Gesellschaft war, sagte ich ihnen, was ich von ihnen denke. Ich hatte nie die Befürchtung, daß »diese Türken« mir etwas zuleide tun würden. Im Gegenteil: Ich sagte ihnen unverblümt meine Meinung. Ich respektierte sie mehr als jene deutschen Journalisten, die sich so sehr darum bemüht haben, die »Türken« zu »beschützen«. Wir fühlten uns in der Gegenwart des anderen trotz allem so wohl, daß wir auch bei allem Respekt anderer Meinung sein konnten. Es war

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