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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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Rainer, der Deutsche aus der Bunker-Gruppe, der sich mir nicht stellen wollte.
    Und da war Gitti, die deutsche Dame, die für Frieden und Liebe ist, vorausgesetzt der Jude bleibt draußen.
    An diesem Tag, da ich die Pforten von Frieden und Liebe hinter mir lasse, verläßt mich auch die Liebe. Ich kann die Deutschen nicht lieben. Ihre Maskeraden, ihre endlosen Diskussionen, ihre andauernden Predigten, ihren unausgesprochenenoder ausdrücklichen Judenhaß, ihren Mangel an Rückgrat, ihre Akkuratesse, ihren versteckten Rassismus, ihr ständiges Bedürfnis, geliebt und beglückwünscht zu werden, und ihre vorgebliche Rechtschaffenheit.
    Und am schlimmsten: Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich wie ein »Jude« – und das ist ein schreckliches Gefühl.

Kapitel 19   In dem sechs Millionen Touristen dank engagierter deutscher Journalisten über den »israelischen Terrorstaat« ins Bild gesetzt werden, 11000 Jungfrauen gegen 11000 tote Juden stehen und die Saudi Mecca Theater Company uns schließlich alles verrät, was wir schon immer über Sex wissen wollten
    Der Zug gleitet durch die Landschaft, immer neuen Horizonten entgegen. Vergiß Duisburg, Köln, ich komme.
    Von den Türken und den Deutschen weiter zu den Schwulen und den Heteros.
    Das erste, was man sieht, wenn man am Hauptbahnhof aussteigt, ist der gewaltige Kölner Dom. Beeindruckend. Seine majestätische Schönheit strahlt ein Gefühl der Ruhe aus.
    Auf Wiedersehen, »Juden«, willkommen, prachtvolle Kirche mit deinen Schätzen!
    Reines Wunschdenken. Zwischen dem Dom und mir steht Arnold. Arnold und Konsorten betätigen sich als politische Aktivisten. Seit vielen Jahren schon, hier auf dem Domvorplatz. Sie haben eine Dauerausstellung aufgebaut, die sich »Kölner Klagemauer« nennt. Was natürlich eine Anspielung auf das größte Heiligtum der Juden in Jerusalem, die Klagemauer, ist. Was für ein Name. Kölns Klagemauer. Gib’s den Juden nur, immer feste drauf! An dieser Mauer hier hängen Poster, Bilder, Flyer, politische Erklärungen und Nachrichten. Von Deutschen angebracht, die den Frieden wollen. Das einzige Problem ist, daß ihnen der jüdische Staat Israel im Weg steht, welch Überraschung. Israel, machen sie deutlich, verübt »Massaker«, »Landraub«, »ethnische Säuberungen«, »Staatsterror« und andere Nettigkeiten.

    Diese Klagemauer zeigt Bilder von toten palästinensischen Kindern in Blutlachen, israelische Soldaten, die mit Gewehren über Zivilisten hinwegstürmen, Leichenberge, wie wir sie von Bildern aus Auschwitz kennen, und ähnliche Kunstwerke. Ein toter Jude ist hier nicht zu sehen. Einen Juden hat es noch nie erwischt, falls Sie sich das gefragt haben sollten. Selbstmordattentate hat es noch nie gegeben, falls es Sie interessiert. Die Linien, die hier gezogen werden, lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Die Juden sind die Mörder, die Araber die Opfer.
    Das Wetter ist heute angenehm mild, und ich unterhalte mich mit Arnold, der ein Schild mit antiisraelischen Botschaften in der Hand hält.
    Sie, Arnold, lieben also die Palästinenser und hassen die Israelis. Ist das so?
    »Nein. Beide Seiten sind im Unrecht.«
    Wirklich?
    »Ja. Und ich bin ihrer müde.«
    Wollen mal schauen, was hier steht: »Boykottiert Israel«. Das ist also Ihre Forderung. Sollten wir nur die Israelis boykottieren oder auch die Palästinenser?
    »Beide.«
    Warum rufen dann Ihre Plakate nur zum Boykott Israels auf?
    »Wir meinen beide damit.«
    Also sollte auf Ihren Plakaten vielleicht »Boykottiert Palästina« stehen, damit wir wissen, daß auch Israel gemeint ist?
    »Fragen Sie so was nicht mich. Ich bin hier nicht der Boß.«
    Wer ist der Boß?
    »Er ist auf der Toilette.«
    Der Boß ist auf der Toilette.
    »Er muß ein großes Geschäft machen. Darf er das etwa nicht?«
    Laßt ihn nur ›machen‹. Während der Boß ›macht‹, treffe ich mich mit Eva Gronbach, einer jungen Modedesignerin. Eva erörtert für ihr Leben gern ihre Modeideen. Stundenlang könnte sie über ihre Kleidungsstücke referieren. Sie spricht und spricht und spricht, und ich versuche mein Bestes, um mitzukommen. Wir sitzen in einem Café in einem von Kölns hippen Vierteln, wo man bio ißt. Die deutsche Jugend schwört auf Naturkost, alles muß bio sein, organisch, echt. Hoffentlich serviert man mir hier keinen Sand.
    »Ich liebe es, Deutsche zu sein. Dies ist ein freies Land, eine echte Demokratie. Hier kann man sein, wie man will. Vor acht Jahren entwarf ich eine

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