Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)
daß die Israelis eine Mauer bauen. Das ist wie in Berlin vor der Wiedervereinigung. Es gibt jede Menge Palästinenser, die sehr, sehr friedliebend sind. Ich möchte nicht, daß die Juden dieselben Fehler begehen wie wir Deutschen im Krieg.«
Ja. Israel ist bekannt dafür, Zoos neben Krematorien anzulegen, in denen regelmäßig Palästinenser vergast werden.
Auch Christiane, eine Klezmersängerin, erzählt mir ihre Geschichte.
»Meine Großmutter war sehr für die Juden und für Israel. Sie war eine gläubige Baptistin, und sie machte mich mit der israelischen Musik bekannt.«
Sind Sie so gläubig wie sie?
»Nicht mehr.«
Noch für Israel?
»Ja und nein. Ich befürworte das Recht der Juden auf ein Land, aber ich bin gegen die Politik –«
Während ich mitschreibe, schaut sie auf mein iPad und unterbricht mich. Sie ist richtig verärgert.
»Nein, nicht ›befürworte‹ und ›gegen‹. Das gefällt mir nicht! Ich bin eine Skeptikerin. Ich halte die Israelis für paranoid. Sie wollen all ihre Probleme alleine lösen –«
Das scheint ein sehr emotionales Thema für Sie zu sein. Warum?
»Ja, ist es. Weil Sie mich als Antisemitin bezeichnen werden.«
Ich? Warum glauben Sie das?
»Weil wir sofort als Antisemiten abgestempelt werden, wenn wir Israel kritisieren! Wenn Deutsche irgend etwas über –«
Nur Deutsche? Was geschieht, wenn ein Franzose –
»Die Franzosen auch!«
Warum haben Sie dann ausdrücklich von ›Deutschen‹ gesprochen?
Ich habe keinen Schimmer, was sie von diesem Moment an sagt. Sie fährt fort, über Israelis und Palästinenser und Gaza zu reden, und ich möchte nur noch das nächste Flugzeug nach Gaza besteigen und die Deutschen sich selbst überlassen. Wirklich, mir steht es bis hier. Mein ursprünglicher Instinkt, nach Gaza zu reisen, war richtig, wie mir jetzt deutlich bewußt wird. Ich hätte mich da wesentlich besser amüsiert.
Aber ich sage nichts. Ich sitze nur da. Und höre zu. Versuche, hier und da etwas einzuwerfen, aber ich bin nicht ganz bei der Sache.
Ich bin in meinen Gedanken versunken.
Ich erinnere mich, wie vor einiger Zeit ein deutscher Schauspieler zu mir sagte: »Was wir den Juden im Zweiten Weltkrieg angetan haben, ist entsetzlich. Das waren wirklich tolle Menschen, und wir hätten sie nie nach Auschwitz schikken dürfen. Aber die heutigen Juden? Ihr alle miteinander, ab nach Auschwitz!«
Ich weiß nicht, ob dieser Schauspieler das als Witz oder im Ernst meinte. Aber ich habe gelacht.
Auf die Leute hier, die Musiker und Sängerinnen des jiddischen Andenkens, paßt dieses Bild ziemlich gut. Sie feiern die toten Juden, sind aber in ihrer Kritik an den lebenden Juden unbeirrbar. Aus welchen Gründen auch immer scheinen sie zu glauben, dieser Planet würde sich in ein Paradies verwandeln, wenn nur die Israelis weniger aggressiv wären.
Ich wünschte, sie hätten recht. Was leider nicht der Fall ist. Denn selbst wenn Israel jedes Verbrechens schuldig wäre, dessen man es anklagt, muß man entweder völlig naiv oder extrem antisemitisch sein, um zu glauben, daß die Wurzel aller Menschheitsleiden in diesem winzigen Staat zu suchen ist.
Was für ein Pech die Juden doch haben, daß selbst diejenigen, die ihre Kultur feiern, ihnen feindlich gesonnen sind.
Ich brauche einen Zoo. Ein Zoo mit ein paar Braunbären wäre jetzt wirklich nett.
Es ist spät geworden. Ich sitze vor dem Weimarer Rathaus. Junge Deutsche schlendern vorbei. Einige von ihnen sehen blendend aus! Aber mit keinem von ihnen möchte ich ins Gespräch kommen. Es ist nach zwei Uhr morgens, und ich brauche keine Alpträume.
Mir kommt ein Gedanke. Die Deutschen, entschuldigen Sie die Verallgemeinerung, würden absolut alles dafür tun, gut auszusehen, schön rüberzukommen, klug zu wirken. Aberwer sind sie in Wirklichkeit? Sie sind das narzißtischste Volk auf Erden. Sie halten sich für wunder was und wollen alle Welt davon überzeugen.
In ihren albernen Theaterinszenierungen nehmen sie noch die schönsten Stücke auseinander, weil sie glauben, sich auf diese Weise »hochkulturell« zu gebärden. Sie sind gegen Israel, weil sie glauben, sich so als »Menschenrechtsfreunde« gerieren zu können. Wenn manche Briten gegen Israel sind, dann wollen die Deutschen noch stärker dagegen sein. Sieht einfach besser aus. Und wenn sie dabei, wie Daniel, ein Auge verlieren, dann ist das halt so. Sie werden weitermachen, weil sie gut aussehen wollen. Friedensfreunde. Wie Gitti. Wie der WDR. Die Palästinenser
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