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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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Sie es einmal. Es macht Spaß!)
    Wie viele Interessierte tauchen bei diesem Öffentlichen Denken auf? Das ist nicht wirklich entscheidend. Ich lege mich für etwa eine Stunde hin und denke an »Fußball«, wobei ich mich prächtig amüsiere.
    Vor mir befindet sich eine Ausstellungshalle. Das Gebäude gehörte mal zu einer Fabrik, wird aber jetzt für Kunstausstellungen genutzt. In New York werden ehemalige Fabriken in Apartments für die reichste Schicht der Gesellschaft umgewandelt. Hier macht man Kunstzentren aus ihnen. Das gefällt mir.
    Das Volk des Stahls brachte zweifellos eigensinnige Kinder hervor, die ihr Recht auf Kreativität einfordern. Ist doch schön. Sie sollten oben eine große deutsche Fahne anbringen. Dieses Land verdient sie.
    Im Dortmunder U, einem »Zentrum für Kunst und Kreativität«, lassen sich auch nicht viele Menschen blicken. Und dieses Gebäude kostet Millionen. Dorthin gehe ich nach meinem Public Thinking.
    Die aktuelle Ausstellung dreht sich um politische Provokationen. Ihr Titel lautet »Agents Provocateurs«. Hier kann man alle möglichen politischen Demonstrationen und Aktionen in Tat, Wort oder Bild sehen. Zusätzlich wird das Thema durch Videos veranschaulicht. Zu meiner Rechten läuft ein Film über drei schöne Frauen. Sie sind in einem Swimmingpool, die Kamera fängt ein, wie sie sich im Wasser bewegen – was einen schönen Schleier über die Bilder legt. Sie ziehen sich gegenseitig aus, mit langsamen und sinnlichen Bewegungen, und tanzschwimmen dann nackt. Es ist ein erotischer Film, wie er Holger Franke wohl gefallen würde. Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir ein Video, das einen Mann in brennender Kleidung zeigt, sowie ein Foto der Künstlerin Milica Tomi´c, die sich an einem Laternenpfahl hat aufknüpfen lassen – eine Anspielung auf die Antifaschisten, die in Belgrad von Nazitruppen erhängt wurden.
    Für die Künstler, die diese Arbeiten geschaffen haben, müssen sie alle mit historischen, politischen und kulturellen Bedeutungen aufgeladen sein. Was ich jedoch hier sehe, ist eine Ausstellung zum Thema Sex und Tod. Wieder einmal.
    Das Ruhrgebiet hat eine ganze Menge interessanter Kinder hervorgebracht. Eines von ihnen ist Helge Schneider, den ich in Mühlheim besuche. Der Mann empfängt mich mit den Worten:
    »Ich wollte ja nach New York kommen, aber da haben sie 110 Volt, und meine Orgel spielt nur mit 220 …«

    Dieser Mann ist hierzulande ein bekannter Komiker, Klavierspieler und Entertainer, den ich bislang jedoch nicht kenne. Also frage ich ihn: Wer sind Sie?
    »Ich lebe hier, seit ich vor 55 Jahren geboren wurde. Ich bin nie weggegangen.«
    Aber wer sind Sie?
    »Ich bin ein männlicher Bewohner des Ruhrgebiets und möchte ein männlicher Bewohner des Ruhrgebiets bleiben.«
    Und warum?
    »Mein Wohnort steht mittlerweile in meinem Ausweis, und es ist zu kompliziert, das zu ändern. Aber ich möchte gerne andere Städte sehen, New York zum Beispiel.«
    Gut. Ich versuche es noch einmal mit meiner Frage: Wer sind Sie?
    »Ein männlicher Bürger. Ein Klavierspieler, natürlich. Was sollte ich sonst sein?«
    Etwas genauer. Wer sind Sie?
    »Ich bin ein Klavierspieler, der sich für Menschen interessiert. Und manchmal versuche ich, die Leute zum Lachen zu bringen. Daran arbeite ich, seit ich ein kleiner Junge war.«
    Und wie machen Sie das?
    »Durch meine spezielle Art, mich zu bewegen, vielleicht durch mein Gesicht.«
    Sie haben ein lustiges Gesicht?
    »Nein.«
    Warum lachen die Leute?
    »Ich weiß es nicht.«
    Haben sie gelacht, als Sie noch ein Kind waren?
    »Ja. Auch wenn ich auf die Bühne komme, lachen sie.«
    Helge sinnt nach. »Das ist mein letztes Interview. Mein allerletztes. Keine Talk-Shows mehr. Keine Interviews mehr. Vielleicht ändere ich auch meinen Namen.«
    Helge Tenenbom?
    »Vielleicht.«
    Manche Leute sagen, die Deutschen hätten keinen Sinn für Humor. Was glauben Sie?
    »Wir leben in einer Zeit, in der es unter Frauen angesagt ist, nicht zu lächeln; sie befürchten, Falten davon zu bekommen. Wenn Menschen ein schweres Leben haben, fällt ihnen das Lachen leichter.«
    Ich möchte es noch einmal mit dieser Frage versuchen: Fehlt den Deutschen ein Sinn für Humor? Ja oder nein?
    »Ich glaube nicht, daß den Deutschen ein Sinn für Humor fehlt. Wenn ich in der Schweiz bin, denke ich, witzig sind die aber nicht, doch sie selbst halten sich dafür.«
    Die Schweizer halten sich für witzig? Das meinen Sie nicht im Ernst!
    »Mehr kann ich zu

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