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Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)

Titel: Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tuvia Tenenbom
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den Schweizern nicht sagen.«
    Wodurch entsteht Humor?
    »Humor kommt oft von Traurigkeit. Etwa, wenn jemandgestorben ist. Wenn man zur Beerdigung eines alten Menschen geht und jemand lacht, dann sieht man, wie die anderen mitlachen.«
    Was ist es also, das uns zum Lachen bringt?
    »Ich denke über derlei nicht nach. Humor ist viel komplizierter als Aggression. Er ist ein Grundbestandteil des Menschseins. Für mich besteht das Leben aus drei Dingen: Geburt, Humor, Tod.«
    Sind Sie Deutschland dankbar für Ihren Erfolg?
    »Nein. Wenn ich dankbar bin, dann meinem Schicksal. Keiner Nation und keinem Land. Ich habe nichts studiert, ich habe nicht einmal Abitur. Ich mache nur Musik. Ich denke doch nicht über Deutschlands Höhen- und Tiefflüge nach!«
    Helge sagt mir, ihm sei es egal, wer die WM gewinnt. Er ist für alle. Helge muß politisch sehr korrekt sein. Oder, wie er es ausdrückt: »Dabeisein ist alles!«
    Ich weiß nicht warum, vielleicht habe ich in letzter Zeit einfach zu viele politisch korrekte Menschen getroffen, jedenfalls geige ich ihm die Meinung. Ich sage ihm, daß er wie alle Künstler überall auf der Welt ein Friedensfreund ist, ein Make-Love-Not-War-Typ. Und dann sage ich ihm, daß auch ich diesen Slogan in der Welt der Künstler und Akademiker gehört habe, solange ich denken kann. Ja, wir alle in der Theater-, Musik- und Tanzszene sind gute Menschen. Nicht einer von uns ist böse. Und jetzt, welche Überraschung, wiederholt er dieselben alten abgegriffenen Slogans. Wow. Aber woher weiß er das? Ich kaufe es ihm nicht ab. Kann er nicht bitte etwas origineller sein? Seien wir ehrlich: Sind wir nicht alle große Dummschwätzer? Die Künstlergemeinde liebt es, gegen Krieg, Haß, Rassismus und Diskriminierung zu predigen – als wären wir die einzigen guten Menschen in einem Meer an Verkommenheit. Aber ist es nicht so, daß jeder Künstler letztlichglaubt, er sei dem anderen überlegen, sei besser als alle anderen?
    »Wir sind alle saudumme, blöde Heinis. Das stimmt. Streichen Sie, was ich gerade gesagt habe.«
    Was ist Ihr Traum, Helge?
    »Ich habe keinen Traum. Ich lebe. Ich möchte, daß meine Gedanken frei sind, und dafür brauche ich keinen Traum. Martin Luther King hatte einen Traum, aber wenn zum Beispiel Angela Merkel sagt, sie hätte einen Traum, wirkt es doch ganz anders, mehr Richtung Kasperltheater. Im Fernsehen mag ich nur Colombo .«
    Woran denken Sie gerade?
    »An mein Baby. An die Wäsche im Keller. An meine nächste Show in Amerika. Ob es wohl zu früh oder zu spät ist, die Vereinigten Staaten anzurufen. Ich denke an die Nachrichten, an die Redakteure, die die Schlagzeilen machen. An Israel und Palästina.«
    Noch so ein Deutscher und sein Naher Osten … Aber das sage ich Helge nicht. Ich frage ihn nur: Wie denken Sie über Israel und Palästina?
    »Zum Beispiel: Ich habe von dem Schiff aus der Türkei gehört. Und ich stelle mir vor, wie es sich anfühlen muß, dort zu sein. Israel, das Schiff, Palästina. Ich glaube, daß es überall da, wo man ist, Scheiße ist. Ich interessiere mich für Politik; manchmal denke ich über Ahmadinedschad nach, den Iran, den Nahen Osten. Und dann denke ich: Sollte ich da hingehen und mit den Leuten sprechen? Ihnen allen sagen, daß sie sich entschuldigen sollen?«
    Großartige Idee! Warum tun Sie das nicht?
    »Vielleicht mache ich es eines Tages.«
    Wie Rudolf Heß?
    »Wer?«
    Sie wissen schon. Hitlers Stellvertreter, der auf eigene Faust in einer Friedensmission nach Schottland flog. Erinnern Sie sich nicht?
    »Ach, der. Ja, ja. Bin ich wie er?«
    Ich bin bereit, nächste Woche mit Ihnen nach Gaza zu gehen. Einverstanden?
    »Ich möchte lieber alleine gehen.«
    Hat er was gegen mich? Er guckt so merkwürdig.
    Okay, aber bevor Sie gehen, stellen wir uns einfach vor, Sie wären schon in Gaza.
    Ich deute auf Helges Manager Till, der bei uns sitzt, und sage:
    Ihr Manager ist der Palästinenser, und ich bin der Israeli. Schließen Sie Frieden zwischen uns!
    »Sie sind der Israeli?«
    Ja. Überzeugen Sie mich davon, Frieden mit den Palästinensern zu schließen.
    Helge nimmt seine Aufgabe ernst und beginnt mit seiner imaginären Friedensstifterrolle. »Öffnet die Grenzen. Ich habe mit den Palästinensern gesprochen, und die sind sehr freundlich. Alle Israelis und Palästinenser, die gerne arbeiten wollen, können damit beschäftigt werden, den Schutt und Müll aufzuräumen, und dafür kriegt jeder 10 Dollar die Stunde. 35-Stunden-Woche. Das ist der

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