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Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters

Titel: Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tillmann Bendikowski
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und seine Kräfte ausgeprägt, während Männer zumeist schon bei der Sache mit Ebbe und Flut und deren Verbindung zum Mond am Ende ihrer kosmischen Phantasie angelangt sind (ganz zu schweigen von ihren Schwierigkeiten, ihrem Nachwuchs beim Nordsee-Urlaub vor den Ohren der anderen Urlauber zufriedenstellend zu erklären, wieso das Meer ständig kommt und geht). Diese Ahnungslosen wissen nicht, wer da über ihnen seine Bahnen zieht und die richtige Zeit für das Haareschneiden, das Wäschewaschen oder Blumenpflanzen vorgibt. Wer also als Mann unter Müttern bestehen will, sollte sich hier schleunigst ein Grundwissen anlegen, um esoterisch einigermaßen satisfaktionsfähig zu sein.
    Will der Mütter verstehende Mann in dieser Hinsicht punkten, bringt ein morgendlicher Blick in den Kalender dafür das nötige Basis-Wissen. Wenn es im Laufe des Tages dann irgendwie heikel wird (»Mein Junge ist heute wieder so unruhig« oder »Meine Kleine hat heute so gar keinen rechten Appetit«), ist der richtige Moment für den verständnisvollen Hinweis gekommen, dass doch gerade zunehmender – oder wahlweise abnehmender – Mond sei. Das entspannt die Situation. Mutige Zeitgenossen können auch aufs Ganze gehen und volle Souveränität ausspielen: »Kein Wunder, in zwei Tagen ist Vollmond!« Touché! Es gibt auch ein geheimes Wissen der Männer!
    Wer es mit dem Mond indes nicht so hat, kann sich noch zu den Sternen flüchten – auch hier schlummern wahre Fundstücke, die erst in der Welt der Mütter ihr volles Erkenntnispotenzial freigeben: Die Sternzeichen haben bei Müttern eine feste Heimat. Deshalb ist an diesem Punkt für den Ahnungslosen deutlich mehr Vorsicht geboten als beim Mond. Ein womöglich nett gemeintes »Was? Sie sind Wassermann? Ich hätte Sie glatt für einen Steinbock gehalten!« kann unter Eingeweihten glatt als Beleidigung durchgehen. Mich erwischte die Welt der Sternzeichen völlig unvermutet auf einem Kinderspielplatz: Mein Ältester produzierte sich gerade vor einem kleineren Mädchen mit seiner vermeintlichen Geschicklichkeit auf dem Klettergerüst (»Schau mal, was ich schon ka-han!«), was die burschikose Mädchen-Mutter dazu veranlasste, verzeihend-lächelnd zu mir herüberzuschauen und zu fragen: »Das ist ein Löwe, oder?« Ich träumte gerade so sehr im Diesseits herum, dass ich nur ein schwaches »Ach was, der hat nur gut gefrühstückt« herausbekam, ehe mir schwante, dass meine Antwort auffallend schwungvoll am Thema vorbeiging. Ein Gespräch mit der Mutter kam jedenfalls nicht mehr in Gang. Und das leicht zu beeindruckende kleine Mädchen haben wir seither auch nicht wiedergesehen – na ja, vermutlich eine Meerjungfrau. Eben etwas scheu.
    Aber zurück zum Kosmischen: Besonders ungeschickt ist es, wenn man, sollte man sich denn doch auf ein Gespräch über Sternzeichen eingelassen haben, bei Rückfragen zum eigenen Sternzeichen zögert und schließlich hinsichtlich des Aszendenten gänzlich passen muss – ganz zu schweigen von chinesischen Tierzeichen, in denen sich Ratten, Schweine und Hunde tummeln. Und von da ist es nur noch ein verflucht kurzer Weg zu den Tieren auf unserer Mutter Erde – und der Frage, mit welchem Recht der Mensch sie schlachtet und aufisst. Längst ist die Vegetarier-Debatte durch die Feuilletons geschwappt und hat das fleischlose Leben salonfähig gemacht. Was man mit Tieren macht oder besser nicht, ist eine für den Alltag viel zu komplexe Frage – noch schwieriger zu beantworten als die Frage, ob irgendein Pferd auf einer imaginären Himmelswiese herumspringt. Von mir aus gerne. Wenn es dafür Ruhe an der esoterischen Front gibt …
    Ansonsten halte ich es in allen Fragen des Übernatürlichen mit einem mir bekannten Homöopathen, der wohl eine Stelle bei Saint-Exupéry ein wenig durcheinander gebracht hat und mir gerne erklärt, dass aus medizinischer Sicht das meiste unsichtbar sei und man nur mit der Leber gut sehe – vermutlich hat er mich wieder einmal auf den Arm genommen.

SCHWIMMBADMÜTTER
    Da wir gerade beim Großen und Ganzen sind, können wir doch auch gleich auf die Schöpfung zu sprechen kommen. Dazu fällt mir ein, dass die Evolution zum Glück niemandem Rechenschaft darüber schuldet, auf welchen verschlungenen Wegen sie in den Millionen Jahren der Mensch(en)werdung und -fortentwicklung entlangschlendert. Denn zu oft müssen wir einfachen Erdenmenschen uns eingestehen, dass wir diese Pfade nicht so recht nachvollziehen können. Welcher geheime Plan

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