Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
aufmunternd begleiten. »Weiter so, kleiner Kerl«, scheinen sie dem erschöpften Kind zuzurufen, »immer schön anstrengen, das Leben ist kein Zuckerschlecken.« Glauben die Kleinen wirklich an Aufnähtierchen und deren Ermutigungen? Oder etwa ihre Mütter?
Wenn ich mit unserem Ältesten nach einem ausgiebigen Planschen im Nichtschwimmerbecken (mindestens zwei Schwimmkursen haben wir entspannt zugeschaut)das Schwimmbadcafé betrete (es ist gegen 15.30 Uhr, vom Bademeister hinter der Scheibe und von dem obligatorischen, ungeschickten Aushilfskoch einmal abgesehen ist hier kein einziger Mann zu sehen), bricht die Zeit des Genusses an. Weil es bei uns daheim nur gesunde Bio-Sachen gibt und allein schon aus ästhetischen Gründen Fastfood verpönt ist, nutzen wir die ganz auf körperliche Ertüchtigung und Gesundheit ausgerichtete Situation, um lautstark Pommes und Fischstäbchen für den Sohn (»aber mit ga-a-anz viel Ketchup«) und mir selbst eine »ordentliche Currywurst« (»mit satt Pommes«) zu ordern. Ich genieße die entsetzten Blicke: »Wieder so ein Gelegenheitsvater, der mal was mit seinem Sohn unternimmt«, wispert es. »Nur gut, dass der zuhause nicht kocht«, zischelt es, »sonst gäb’s da nur noch Pommes.« »Das arme Kind. Hat es eigentlich schon das Seepferdchen?« In solchen Momenten, ich gebe es zu, schmeckt mir sogar die viel zu fettige Currywurst. Und ich ertappe mich bei dem Gedanken, den nächsten Kindergeburtstag im Schwimmbad zu feiern – und der kreischenden Schar begeisterter Fünfjähriger dann mit einer Currywurst im Mund vorweg durchs Becken zu schwimmen …
DICKER HUND MIT GORGONZOLA-SAUCE
Apropos Currywurst: Wir sollten unbedingt das Thema Essen anschneiden (über das Trinken sprechen wir vielleicht gesondert). Noch immer gilt die Mutter ja als Ernährerin der Familie; sie ist es schließlich, die die Kleinen füttert, sie heranführt an das, was man heute unter gesunder und ausgewogener Ernährung versteht. So ist es Tradition im Land, und wer will, greift in seiner Erinnerung noch auf die Zeiten von Jägern und Sammlern zurück, in denen die in Fell gehüllte Mama am warmen Feuer den Kleinen Nahrung zubereitete. Ja, das mögen in mancherlei Hinsicht noch die guten alten Zeiten gewesen sein (wobei ich ein bisschen den Eindruck habe, diese Bemerkung könnte politisch inkorrekt sein), aber so recht hilft uns das auch nicht weiter, weil die Welt heute bekanntlich etwas komplexer geworden ist. Zu dieser Komplexität zählt die Tatsache, dass wir eben nicht einfach sagen können, die Mütter ernähren die Kinder und damit gut. Denn längst ist eine Alternative möglich: die kulinarische Versorgung durch den Vater. Doch gerade dadurch wird die Sache mit der Fütterung des Nachwuchses erstaunlicherweise tendenziell eher schwieriger …
Denn diese Alternative lenkt unseren Blick auf einen wichtigen Unterschied der Geschlechter: Väter und Mütter haben als Männer und Frauen einen völlig unterschiedlichen Zugang zum Thema Ernährung. Zugespitzt: Bei Frauen geht es beim Thema Essen in aller Regel um das angemessene Verhalten in der Spannung zwischen »gesund« und »ungesund«. Diese Koordinaten sind Männern hingegen nicht so wichtig – sie unterscheiden beim Prozess des Essens erschreckend pragmatisch nur zwischen »hungrig« und »satt«. Männer und Frauen passen nun einmal nicht zueinander, hatte Loriot einst herausgefunden, und dies nicht nur aufgrund seiner Differenzerfahrung bei der Zubereitung eines Frühstückseis.
Doch mit Humor kommen wir an dieser Stelle leider nicht weiter. In meinem Bioladen (Bioläden sind übrigens bis heute weitgehend humorfreie Zonen, vermutlich weil dort mehr als an anderen Orten so demonstrativ der Ernst der Ernährung zelebriert wird) machte ich unlängst die zumindest für mich neue Entdeckung, dass es unterschiedliche Teesorten für die Geschlechter gibt: den Tee für Frauen und den für Männer. Nur kurz überlegte ich, ob ich heimlich den Frauentee probieren sollte, nahm aber davon Abstand, weil man auch mit Naturprodukten keinen Unfug anstellen soll (jeder, der in jungen Jahren mal mit Pilzen experimentiert hat, weiß, wovon ich spreche). Aber wie ich da so in der ernsthaften Stille des Bioladens vor dem Tee-Regal stand, fragte ich mich selbstverständlich, wohin diese Ausdifferenzierung bei der Nahrungsaufnahme dereinst führen würde. Längst weiß ich, dass es inzwischen Bemühungen gibt, Medikamente nicht mehr unterschiedslos für Frauen
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