Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
Momenten! Vielleicht bemerkt ihr es noch nicht, aber wir spüren schon eure Angst! Die Mütter sind der besinnungslos vor sich hin hetzenden Umwelt nur ein kleines Stück voraus. Noch einen Latte?
Doch es gibt letzte Widerstandsnester. Vor einigen Tagen schaute ich auf ein Heißgetränk in einem Café vorbei, an dessen Tür ich einen Aufkleber bemerkte, der mich politisch korrekterweise erboste: Darauf war ein Kinderwagen abgebildet, dazu der Hinweis »max. 3«. Was für ein mieser Laden, dachte ich, und betrat ihn. Ein großes Café, modern und geschickt eingerichtet – aber längst ein ebenso trauriges wie verdientes Opfer seiner eigener Ausgrenzungspolitik. Kein mütterliches Getuschel an den Tischen, kein sinnfreies Kinderlachen, kein lustiges Gläserklirren, kein Duft übervoller Windeln, der von der Damentoilette aus der Tiefe des Raums herüberweht: Der Laden war im Prinzip leer. Ich bestellte einen normalen Filterkaffee. Er war lauwarm. Die Bedienung war lustlos und übergewichtig. Draußen begann es zu regnen. Ist es wirklich das, was ihr wollt?
SOLLTE MAN HUNDEHALTERN, DIE AUF OFFENER STRASSE MIT IHREM TIER REDEN, DAS WAHLRECHT ENTZIEHEN?
Manchmal hilft es ja schon, die richtigen Fragen zu stellen. Also: Sollte man Hundehaltern, die auf offener Straße mit ihrem Tier reden, das Wahlrecht entziehen? Die Antwort scheint naheliegend zu sein, aber wie immer, wenn eine Sache so einfach erscheint, wird sie dann doch immer komplizierter, je länger man sie beobachtet. So musste ich mir im Laufe meiner Recherchen zum Thema Hundehalter schließlich sagen lassen, dass der oben genannte Schritt aus demokratietheoretischen Überlegungen gar nicht so leicht in die Praxis umzusetzen sei. Wahrscheinlich ist daran wieder mal der deutsche Föderalismus schuld (ich persönlich möchte ihn an dieser Stelle gerade wegen der unterschiedlichen Schulpolitik in den Bundesländern gerne einmal in Schutz nehmen – es könnte ja sein, dass bei den höchst unterschiedlichen Schulversuchen aus Versehen doch irgendwann eine richtig gelungene Schulpolitik herauskommt). Deshalb also noch mal von vorne: Herr und Hund sowie: Herrin und Hündin.
Wie andere Mütter auch habe ich die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Hunden und ihren Besitzern gemacht. Da gab es den frei laufenden Mischling, der vor Herrchens Augen auf dem Kinderspielplatz gekonnt in ein lustiges Spieleimerchen urinierte – wir alle kennen solche überraschenden Momente des Alltags. Sie sind für uns Erwachsene wichtig, weil sie uns, unsere Erwartungen und Kenntnisse immer wieder lustvoll auf die Probe stellen: Vor den Augen unserer ebenfalls überraschten Kinder können wir zeigen, wie in solchen Augenblicken eine angemessene, in der Sache ebenso deutliche wie im Ton freundliche Antwort auszusehen hat. So entsinne ich mich noch gut einer Begebenheit am Ostsee-Strand, als ich neben unserem Ältesten – damals sechs Jahre alt – am Wasser entlangspazierte. Von hinten kam lautlos (!) ein Blindenhund (!) herangestürmt (zum richtigen Verständnis dieser Szene sei noch erwähnt, dass der Vierbeiner gerade keinen Sehbehinderten mit sich führte, was bei seinem Tempo auch unangemessen gewesen wäre) und riss meinem Sohn seinen eben erst aus den Fluten gezogenen Spazierstock aus der Hand. Meine nach kurzzeitiger Irritation rasch anhebenden Ausführungen über die segensreiche Geschichte des deutschen Gebrauchshundes an sich und den schier unersetzlichen Wert von Blindenhunden für die armen Sehbehinderten wollten die Tränen des Jungen allerdings nicht trocknen. Ich fühlte mich schuldig: Ich hatte meinen Sohn – genau genommen seinen Lieblingsstock (zu jedem Moment ist der Stock in der Hand eines Kindes ja bekanntlich der Lieblingsstock) – nicht verteidigt! Und das nicht gegen einen Wolf, eine weitere Schulreform der Freien und Hansestadt Hamburg oder eine andere Bestie, sondern gegen einen Blindenhund. Einen Blindenhund! Die sonst nur den Telefonhörer holen oder bei einer Ampel vielleicht noch oben und unten unterscheiden können. Und was habe ich gemacht? Habe ich die dazugehörende Blinde am Ostseestrand zur Rede gestellt? Dem räuberischen Tier umgehend die Machtfrage gestellt? Nichts von alledem – kleinlaut nahm ich den Verlust des Lieblingsstockes in Kauf. Agiert so eine Löwenmutter?
Ich gelobte Besserung – zumindest gegenüber Hunden wollte ich fortan ein Held sein. Eine Hundebesitzerin mit einem schwarzen Setter bot mir unlängst dazu eine vorzügliche
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