Allein unter Muettern - Erfahrungen eines furchtlosen Vaters
wahnsinnig bunten Farben daherkommen und immer lustig herumtollen und unsere Welt noch verspielter machen. Die Faustregel lautet: Wo Kinder sind, sind auch Tiere; mal echte in Haus, Garten oder Zoo, mal Stofftiere, mal solche in Büchern und Heften, auf Schulranzen oder Anoraks. Animalisches überall. So weit, so gut. Fragt sich nur: Was macht das mit den Müttern?
Fangen wir ganz von vorne an, nämlich bei der ersten kindlichen Begeisterung für das befellte oder gefiederte Mitgeschöpf. »Sieh mal da, ein Vögelchen«, sorgt die Mutter für die erste Einführung in die Fauna. Ich selbst füge manchmal noch ein nachahmendes »Tschiep-tschiep« hinzu, was in der Öffentlichkeit zugegebenermaßen manchmal etwas albern wirkt. Die Schönheit und der Reichtum der Tierwelt sind aber auch wirklich atemberaubend: »Schau, ein Eichhörnchen.« »Oh! Ein Igel!« Und die Kinder sind dankbare Zuschauer und Zuhörer (ich selbst mache für unsere Jungs gerne mal einen Elefanten nach, das aber möglichst nicht vor fremdem Publikum). Auch die Bilderbücher kommen bekanntlich nicht ohne die lieben Tiere aus, dabei stehen heimische Nutztiere erstaunlicherweise am Beginn des kindlichen Interesses (viele Eltern ahmen daheim Schafe und Ziegen, Kühe und Hunde nach), erst später rücken dann die Exoten in den Blickpunkt kindlicher Neugier.
Auch diese Heranführung an das exotische Tier ist Muttersache. Das wurde mir klar, als ich an einem wunderschönen sonnigen Sommervormittag bei uns im Zoo war. In diesem Moment war es dort so wie in vermutlich allen großen deutschen Tiergärten: Die Zahl der in Gefangenschaft gehaltenen Tiere wurde von der Zahl der anwesenden Mütter und Kinder deutlich übertroffen. (Ich habe lange überlegt, warum wohl Männer in einen Zoo gehen, und ich mache inzwischen uralte Instinkte der Menschheitsgeschichte dafür verantwortlich: Männer wollen das eingesperrte, also besiegte Tier sehen, um ein atavistisches Siegesgefühl zu erleben. Die benachteiligten Männer, die auf dem platten Land leben und keinen Zoo in der Nähe haben, werden deshalb Jäger – sie schießen für eben dieses Gefühl einfach Tiere über den Haufen.)
Gerade die eigentlich von Natur aus gefährlichen oder Eindruck heischenden Exemplare in den Tiergärten werden allerdings nach meinem Geschmack ein wenig zu sehr verniedlicht. Ich beobachte das immer entlang des Elefantengeheges in unserem Zoo, wo man die Dickhäuter füttern darf. Hier animieren Mütter ihre Kinder dazu, den Elefanten Möhren oder Sonstiges hinzuhalten und die für die Entwicklung angeblich so wichtigen haptischen Erfahrungen mit einem Tierrüssel zu machen. »Nun fühl doch mal, ganz weich«, wird dem Nachwuchs dann erklärt. Und: »Du brauchst wirklich keine Angst haben.« Was erstens so nicht stimmt (man sollte meines Erachtens aus grundsätzlichen Erwägungen einem so großen Tier nie vertrauen) und sich zweitens aus kindlicher Perspektive ganz anders darstellt (schließlich ist ein ausgewachsener Elefant wohl dreißigmal so groß wie ein Fünfjähriger – dem sollte er also nicht ungefragt an den Rüssel fassen). Die Betrachtung zum mütterlichen Zoobesuch wäre übrigens unvollständig ohne den naheliegenden Hinweis, dass Mutter dafür nicht nur ausreichend Tier-, sondern auch anderes Futter sowie das gesamte notwendige Rüstzeug für einen solchen Besuch dabeihat (inklusive des Erste-Hilfe-Sets, schließlich gelten hier die gleichen logistischen Herausforderungen und Leistungen wie auf dem Kinderspielplatz).
Das Zoo-Tier hat den unbestreitbaren Vorteil, dass man es nach dem Zoo-Besuch einfach hinter sich lassen kann. Dann wird es wieder eingesperrt und gefüttert, medizinisch versorgt, gekämmt, entlaust und was sonst noch alles so nötig ist. Was das im Detail ist, weiß im großen Stil nur der Tierpfleger, im Prinzip aber auch jede Mutter. Denn die hat ja zuhause nicht nur Mann und Kind(er) zu versorgen, sondern auch noch den einen oder anderen liebgewonnenen Mitesser. Denn irgendwann im Leben einer Mutter tritt fast unausweichlich ein Haustier in selbiges. Ein Kätzchen, ein kleiner süßer Hund, eine Feldmaus mit großen flehenden Augen. (Weitblickende Eltern überschlagen in solchen Momenten bewundernswert nüchtern die durchschnittliche Lebenserwartung von Hund, Kaninchen oder Hamster, damit das Tier bei aller Liebe möglichst spätestens dann tot ist, wenn das eigene Kind auszieht – kaum ein Sohn wird beispielsweise später freiwillig seinen längst
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