Alleinerziehend mit Mann
Mann, den du quälen kannst, da hättest du echt mal was zu tun.«
Der Geist starrte mich völlig perplex an. Ich stellte Sophie Kekse und Milch auf den Frühstückstisch, und als ich mich wieder umdrehte, war der Geist verschwunden – und ward nie mehr gesehen.
Mädels, es gibt einfach Bereiche, da können wir durchaus von den Männern was lernen. Und übrigens: Ich nehme seitdem auch keinen Weichspüler mehr. Ist sowieso besser für die Umwelt.
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24. Fragen über Fragen
D as Leben an und für sich wirft ja tagtäglich unglaublich viele Fragen auf. Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele? Woher komme ich? Und wer will das wissen? Wer hat hier gepupst? Was soll ich heute bloß anziehen? Und ist mein Hintern wirklich so dick, wie er im Spiegel aussieht?
Wenn man es genau nimmt, ist das Leben eine einzige Fragerei, und auf ziemlich viele Fragen gibt es einfach keine Antwort. Das weiß man spätestens, wenn man einen Tag mit einem Dreijährigen verbracht hat und gefühlte zwei Millionen Mal mit der Warum-Frage konfrontiert worden ist, auf die man genau einmal eine wirklich konkrete Antwort geben konnte. Warum ist die Wolke da oben am Himmel? Nun, weil der liebe Gott sie da oben festgeklebt hat. Und warum bewegt sie sich dann? Weil der liebe Gott sie angepustet hat. Und warum pustet der liebe Gott die Wolke an? Weil er Lust dazu hat. Und warum hat er Lust dazu? Weil … weil … äh … weil … sag mal, willst du nicht endlich ein großes, dickes Erdbeereis mit extra viel Sahne drauf essen?
Wie man sieht, lassen sich manche Fragen durchaus schnell und einfach beantworten. Dann gibt es natürlich noch die existenziellen Fragen des Lebens. Die kann man vielleicht nie beantworten. Woher? Wohin? Wieso? Weshalb? Und soll ich mir die sauteuren Schuhe jetzt gleich kaufen oder doch lieber alles riskieren und bis zum Sale warten?
Dann gibt es Fragen, die kommen so klein und unscheinbar daher, aber hinter ihnen verbirgt sich die ganze Größe eines neuen Universums.
Eine von diesen vermeintlich kleinen Fragen traf mich völlig unvorbereitet an einem ganz gewöhnlichen Mittwoch. Sophie ging noch in den Kindergarten. Es war halb sieben – kurz nach dem Aufstehen. Zugegebenermaßen sowieso nicht meine Zeit. Augen auf halbmast, Gehirn zwar eingeschaltet, aber noch nicht ganz hochgefahren, zwei Brotzeitbrote schon geschmiert, Müsli fast fertig, und dann hat ein Legostein die ganze Sache ins Rollen gebracht. Ich bin draufgetreten, habe den Milchtopf fallen lassen und die ganze Küche verziert. Wie gesagt, ein ganz normaler Mittwochmorgen. Also Notfallprogramm einschalten und auf den Vater zurückgreifen. Der ist noch oben im Bad, und ich habe keine Ahnung, was er dort treibt. Je weniger Haare er hat, desto länger dauert es im Bad bei ihm.
»Schatz, mir ist gerade die Milch durch die ganze Küche geflogen. Kannst du Sophie bitte mal anziehen? Wir kommen sonst zu spät in den Kindergarten«, schreie ich nach oben. Schnelle Kommunikation und schnelle Problemlösung. Das ist das ganze Geheimnis eines funktionierenden Haushalts. Sauer werdende Milch auf dem Sofa oder Teppich riecht nach drei Tagen wie Norwegersocken, die fünf Jahre lang am Stück getragen wurden – in Gummistiefeln im Kuhstall.
Die Milch muss weg, und zwar sofort. »Klar, mach ich«, tönt es von oben runter. Großartig. Was für ein Mann! Was für ein Vater! Ist er nicht ein echter Schatz? Und eine Minute später kommt dann noch ein Satz von meinem Schatz von oben runter zu mir geflogen: »Wo sind denn die Strumpfhosen von Sophie?«
Eine kleine Frage. Eine auf den ersten Blick ganz unschuldige kleine Frage: »Wo sind denn die Strumpfhosen?!«
(Nach Rücksprache mit einigen Freundinnen habe ich später diverse Abwandlungen dieser Frage gehört: »Wo sind die Bodys?«, »Wo ist der Schlafanzug?«, »Wo ist die Kindergartentasche?«, »Wo sind die Windeln?«, »Wo sind unsere Kinder?«)
Tja. Wo sind wohl die Strumpfhosen? Lässt sich eigentlich ganz leicht beantworten. In der schwarzen Kommode im Schlafzimmer in der Schublade oben rechts. Da, wo sie quasi schon seit der Geburt unserer Tochter liegen. Unsere Tochter war da fünf.
Bei mir hat diese kleine Frage meines Mannes eine unglaubliche Lawine ausgelöst; eine Lawine voller weiterer Fragen.
Wer ist dieser Mann, der diese Frage gestellt hat? Ist es der Mann, mit dem ich seit zehn Jahren Tisch und Bett und Wohnung teile? Ist das der Mann, der hier seinen Wohnsitz angemeldet hat? Ist das der
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