Alleinerziehend mit Mann
beide berufstätige Mütter. Aber eines ist ganz sicher: Die SMHSSM kann wesentlich besser delegieren als ich.
Also delegieren.
Und am besten damit schon bei der Schwangerschaft anfangen. Ist ja klar. Wenn ich nicht mehr alles selber mache, habe ich endlich mal Zeit, mich um meine Karriere zu kümmern. Oder um meine Fingernägel. Oder um meine Lieblingsbluse, die seit über vier Monaten in der Reinigung auf ihre Abholung wartet. Ach, wann war ich eigentlich das letzte Mal beim Friseur? Und kann man eigentlich mit über vierzig noch Supermodel werden?
Leider fehlt mir zum Delegieren das entsprechende Personal. Im Moment verdiene ich einfach nicht genügend. Aber es gibt ja meinen Mann. Wenn man schon nicht delegieren kann, kann man vielleicht teilen. Ich rufe gleich – während ich einen Vollidioten anhupe, der mich gerade übel schneidet – meinen Schatz an. Delegieren, delegieren, delegieren, summt es in meinem Kopf.
Das Handy läutet – mein Schatz geht ran.
»Jaaa?«
»Hi. Ich bin’s. Ich bin spät dran. Und ich habe mir gedacht, vielleicht schaffst du es ja, Sophie jetzt mal schnell vom Hort abzuholen. Könntest du das bitte übernehmen? Und auf dem Weg nach Hause fahr doch bitte gleich noch beim Supermarkt vorbei. Wir brauchen Toilettenpapier und Waschpulver. Ach, und wenn du schon dabei bist, könntest du in die Reinigung gehen, da hängt meine Lieblingsbluse schon seit über vier Monaten. Und bring gleich noch die Schuhe vom Schuster mit. Die liegen da auch schon ewig. Sophie hat übrigens morgen Nachmittag Turnen. Wäre toll, wenn du sie da hinbringst und abholst, und in der Stunde Zwischenzeit kannst du ja dann kurz mit dem Hund Gassi gehen und …«
»Schatz!«
Ich werde rüde unterbrochen.
»Ja?«
»Ich bin gerade in einem Meeting. Dauert mindestens noch drei Stunden. Kann dir im Moment nicht zuhören. Lass uns später telefonieren. Küsschen«, flüstert er ins Handy.
Klick. Er hat aufgelegt. Ist in einem Meeting. Geht wahrscheinlich die nächsten zwei Tage nicht mehr ans Telefon.
Okay. Ich fahr jetzt mal so schnell wie möglich zum Hort und dann zum nächsten Supermarkt, und vielleicht schaffe ich die Reinigung noch unterwegs – aber nur, solange ich noch kein Supermodel bin.
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26. Noch mehr Fragen
Z u den größten Rätseln meiner unmittelbaren Umgebung und gesellschaftlichen Beobachtungen gehört, warum eine gleichberechtigte Partnerschaft in der Regel gut funktioniert – bis zum Schrei des ersten Kindes. Wie in einer antiken Tragödie scheint im Kreißsaal eine Schicksalsgöttin ihren Fluch zu sprechen: Von nun an hat jeder seine althergebrachte Rolle wieder zu spielen, von nun an seid ihr wie seit jeher Familienernährer und umsorgende Mutter.
Wir Frauen haben uns das Wahlrecht erkämpft und Hosen angezogen. Wir besetzen mittlerweile mehr Hörsaalplätze als Männer. Wir bedienen Bohrmaschinen und vernetzen uns virtuell, wir gründen Firmen und besteigen den Kilimandscharo, wir erforschen unseren Orgasmus und werden sogar Bundeskanzler. Doch unsere Erfolgsstory gerät immer genau dann ins Stottern, wenn sich der Bauch wölbt. Sie bricht immer genau dann ab, wenn wir zur Rückbildungsgymnastik gehen.
Biologische Erklärungen sind in Mode – ich warte nur darauf, dass männliche Forscher eines Tages verkünden, sie hätten ein »Mutter-Gen« gefunden, das unser weibliches Dasein bestimmt. Aber andererseits: Warum verweigern sich dann immer mehr Frauen dem Kinderkriegen? Sind das die Klügeren unter uns, die dem modernen Mythos »Wir werden uns mit Kind einmal alles teilen!« erst gar nicht glauben? Oder werden männliche Forscher bei ihnen eines Tages dann ein »degeneriertes Mutter-Gen« finden?
Wir Frauen haben Hosen angezogen. Aber während unsere Mütter noch die Hosen gegen die Schürzen tauschten, tragen wir beides: Hosen und Schürzen. Und genau das bestimmt unser Dilemma und die kleinen Katastrophen des Alltags. Im Büro und in der Partnerschaft stehen wir mit den Männern auf Augenhöhe – doch als Mütter schrumpfen wir wieder auf den Größenunterschied herkömmlicher Paare.
Warum? Was passiert da mit uns und – gerechterweise gefragt – auch mit den Männern? Übernehmen wir in Ermangelung neuer Rollenvorbilder einfach die Traditionen unserer Eltern? Oder steuert uns wirklich die Natur? Aber was hat die Natur mit einem geputzten Küchenboden zu tun, der nach dem Verlassen des Kreißsaals auch plötzlich zu unseren Aufgabengebieten zählt? Ein
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