Alleinerziehend mit Mann
sich die Männer und Väter an dem Ganzen beteiligen. Also wie ist das bei Ihnen und Ihrem Mann?«
»Ich versteh die Frage nicht. Honey, was stellt die Frau mir für eine Frage?« Die SMHSSM wendet sich erneut an ihre Assistentin. (Mentale Anmerkung von meiner Seite: muss wirklich noch an meiner Interviewtechnik arbeiten, bin einfach keine Journalistin.)
»Die Frau meint, ob es schwierig ist, gleichzeitig so viele Kinder zu haben und Karriere zu machen, und ob Ihr Mann Ihnen dabei hilft.«
»Was soll denn daran schwierig sein?«
»Nun, zum Beispiel, wer kocht denn bei Ihnen zu Hause?«
»Kochen? Ich koche nicht. Ich esse ja nichts.«
»Und die Kinder? Die Kinder brauchen doch ab und zu mal was Gescheites. Ich meine so Pommes, Spaghetti, Pizza. Natürlich alles nur bio und mit verstecktem Gemüse drin.«
»Ah. Jetzt verstehe ich, was Sie meinen. Also wir haben da, glaube ich, so eine Frau, die macht so was.«
Die Assistentin lächelt mir strahlend zu. »Es gibt einen Koch und eine Köchin. Und dann noch eine Küchenhilfe, die den Einkauf und das Abspülen und so erledigt.«
»Ah, schön für Sie. Damit ist ja schon mal ein großer Bereich sehr entspannt geregelt.«
Die SMHSSM lächelt mich an.
»Entspannung ist sehr wichtig, Darling. Sie wollen doch keine Falten bekommen?«
Ich schüttle energisch den Kopf. Nein. Nein. Nein. Ich will ganz sicher keine Falten bekommen. Da entspann ich mich doch lieber.
»Nun, wenn wir schon von Entspannung reden – Sie sind ja beruflich sehr eingespannt und viel unterwegs. Heute hier – morgen Los Angeles. Wie machen Sie das? Passt Ihr Mann auf die Kinder auf, während Sie gerade einen neuen Film drehen?«
»Mein Mann? Nein, wieso, der dreht doch gerade selbst einen neuen Film.«
»Ja, aber wer ist dann bei den Kindern?«
»Die Nanny.«
»Die Nannys«, korrigiert freundlich lächelnd die Assistentin. »Wir beschäftigen zurzeit vierzehn Nannys.«
»Vierzehn?«, frage ich im leicht hysterischen Ton. Das ist mir jetzt einfach so rausgerutscht. Ich bin schon froh, wenn ich einmal in vierzehn Tagen für vier Stunden einen Babysitter bekomme.
»Ja. Klar. Heutzutage darf ja niemand mehr als acht Stunden am Stück arbeiten. Leider. Und bei vierundzwanzig Stunden brauchen wir ja schon drei Nannys pro Tag. Und dann kommt noch der Urlaubsanspruch, Feiertage etc. hinzu. Es ist einfach grauenvoll.«
»Ohh. Ich verstehe.« Ich blicke auf meine Uhr. Mein Gott. Die Zeit rast schon wieder. In zwanzig Minuten muss ich Sophie aus dem Hort abholen. Muss sofort los. Müsste eigentlich schon losgefahren sein. Wenn ich einen Privatjet hätte, würde ich es wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig schaffen. Verdammt.
»Es tut mir leid, aber ich fürchte, ich muss schon los. Meine Tochter vom Hort abholen. Habe leider keine Nanny. Auch leider keinen Privatjet. Eine letzte Frage: Wenn Sie so viel Hilfe haben, haben Sie doch sicher ganz viel Zeit, um Ihren Kindern abends vorzulesen?«
»Vorlesen? Klar – vorlesen. Mach ich wahnsinnig gerne. Das ist einfach schön, wenn alle Kinder bei mir im Bett liegen und ich ihnen eine Gutenachtgeschichte vorlese. Muss ich jetzt mal kurz nachdenken. Wann war das letzte Mal? Weihnachten! Ja, letztes Weihnachten! Oder war es vielleicht doch Ostern? Weihnachten? Ostern. Oder doch Weihnachten? Thanksgiving! Ich hab’s, es war Thanksgiving – ganz sicher. Thanksgiving feiern wir alle zusammen. Weil, da kommt doch dieser Fernsehsender und macht eine Livereportage über unsere kleine Familie.«
»Ähm …, danke für das Interview, aber jetzt muss ich wirklich dringend los.«
»Machen Sie es gut, meine Liebe. Goodbye. Und denken Sie dran – Entspannung ist sehr wichtig, wegen der Falten, Sie wissen schon.«
Ich weiß. Als ich aus dem Interview rauskomme und zu meinem Auto renne, höre ich immer noch die Stimme der SMHSSM aus dem offenen Fenster der Suite: »Also wann hab ich so schön vorgelesen? Es war Ostern. Ganz sicher. Oder war es doch vielleicht an meinem Geburtstag? Nein, es war doch Weihnachten … jetzt fällts mir wieder ein, ganz klar, es war Weihnachten …«
Als ich endlich im Auto sitze und mich durch den dichten Verkehr der Münchner Innenstadt in Richtung Hort quäle, denke ich daran, dass die SMHSSM und ich ja gar nicht so unterschiedlich sind. Ich meine, okay, Size Zero erreiche ich in diesem Leben nur noch, wenn man mich einfach in der Mitte durchschneidet. Aber sonst sind wir uns sehr ähnlich. Schließlich sind wir
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