Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Schmerzensschrei, der rasch abgewürgt wurde.
»Was macht er da drin?«, verlangte Helen zu erfahren.
»Er beschafft Informationen.«
»Enthält sein FBI-Schulungshandbuch ein Kapitel über Foltertechniken?«, hakte ich nach.
Craig lächelte nervös. »Er ist nicht vom FBI. Er ist ein Privatdetektiv, der mir hilft, meine Frau zu finden.«
»Privatdetektiv? Was genau geht hier vor sich?« Ich stand vom Bett auf und hoffte, meine Beine würden von nichts verschlungen.
»Lassen Sie es mich einfach erklären, ja? Bitte.«
Aus dem Badezimmer ertönten weitere gedämpfte Schmerzensschreie, gefolgt von einem dumpfen Krachen.
»Vergessen Sie es«, sagte ich. »Wir verschwinden.«
»Nein, nein, ich erzähle Ihnen alles.« Abermals holte er tief Luft und blies den Atem aus. »Vor etwa zehn Monaten wurde meine Frau Charlotte entführt. Es gab weder Lösegeld- noch sonstige Forderungen, rein gar nichts. Einige Blutstropfen auf dem Küchenboden waren der einzige Beweis, dass etwas passiert war. Die Polizei wurde eingeschaltet, das FBI, der IRS. Wir setzten eine gewaltige Belohnung für Hinweise aus, trotzdem fanden wir nichts.«
»Der IRS? Die Steuerbehörde?«
»Entschuldigung, nein, nicht die IRS. Irgendeine andere Behörde. Lassen Sie mich einfach weiterreden, ja?« Er wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Auf den Tag genau einen Monat, nachdem sie verschwunden war, erhielt ich per Post ein Videoband. Es enthielt eine zweiminütige Aufzeichnung von meiner Frau vor weißem Hintergrund. Sie war gefesselt, geknebelt … und übersät mit Platzwunden und blauen Flecken. Im Hintergrund stand eine Mitteilung, die besagte: ›Sie lebt noch, aber du kannst sie nicht haben.‹«
Craigs Stimme kippte, und er brauchte einige Augenblicke, um die Fassung wiederzuerlangen. »Natürlich wurde jede Sekunde der Aufzeichnung genauestens studiert, doch der einzige Anhaltspunkt blieb der Poststempel, der aus Los Angeles stammte. Im nächsten Monat bekam ich ein weiteres Band, diesmal mit einem Poststempel aus Pittsburgh. Die Aufzeichnung zeigte meine Frau erneut gefesselt und geknebelt. Ihre Platzwunden und blauen Flecken waren verheilt. Auf dem Schoß hatte sie eine Ausgabe der
USA Today
, um zu beweisen, dass die Aufzeichnung in der Vorwoche angefertigt wurde. Im Hintergrund stand dieselbe Mitteilung.«
Ich setzte mich wieder aufs Bett. Helen rückte dicht zu mir.
»So geht das mittlerweile schon fast ein Jahr. Jeden Monat erhalte ich ein Video, jeden Monat hat Charlotte die Zeitung, aber alle paar Monate wird etwas an die Mitteilung im Hintergrund angefügt.«
Erwartungsvoll harrte ich aus, doch er lief nur weiter auf und ab, ohne fortzufahren. »Was wurde hinzugefügt?«, fragte ich.
»Ich vermute, es sollte lustig sein.« Craig schüttelte den Kopf. »Nach den ersten zwei Monaten lautete die Botschaft: ›Sie lebt noch, aber du kannst sie nicht haben. Muha, muha!‹ Zwei Monate später wurde hinzugefügt: ›Ätschibätschi!« Dann ›Ha, ha!‹
Ich starrte ihn an. Was für Entführer waren das?
»Geld als Motiv könnte ich nachvollziehen«, sagte Craig. »Aber die Sache in diesen Witz zu verwandeln, das ist … einfach bösartig.«
Aus dem Badezimmer drangen weitere gedämpfte Schreie, diesmal deutlich lauter als zuvor. Sie verstummten alsbald wieder, und ich schwöre, ich konnte ein leises Schluchzen hören.
»Klingt, als würde Bösartigkeit gerade bestraft«, meinte ich.
Craig schüttelte den Kopf. »Es war nicht der Kopfjäger. Er war ausschließlich hinter Ihnen her.«
»Oh. Tja, das ist beruhigend.«
»Das ist die Wahrheit. Lassen Sie mich etwas weiter ausholen. Vor drei Monaten erhielt ich einen Anruf von Thomas, den ich zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte. Er sagte, er habe Informationen, die mir helfen könnten, meine Frau zu finden. Natürlich habe ich nicht gezögert, mich mit ihm zu treffen, und er schilderte mir, dass er einer anderen Klientin bei der Suche nach deren vermisster Schwester unterstützte. Ihre Schwester war schwer drogenabhängig und, wie die Frau fürchtete, unter Umständen sogar in Drogenhandel verwickelt, weshalb sie sich nie an die Polizei wandte. Bedauerlicherweise konnte Thomas nur den Kopf der Schwester finden.«
Die Badezimmertür öffnete sich. Thomas kam heraus und schloss die Tür hinter sich. »Haben Sie schon alles erklärt?«, erkundigte er sich.
»Noch nicht, ich bin gerade dabei.«
»Nein, warten Sie«, meldete ich mich zu Wort. »Bevor Sie mit Ihrer Geschichte
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